Party im Bahnwärter ThielTechno mit Bommel

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Verträumt heiter: Bebetta mag es auch musikalisch bunt.
Verträumt heiter: Bebetta mag es auch musikalisch bunt. (Foto: Ina Peters)

Im Bahnwärter Thiel geben die Berliner von Ritter Butzke und Bebetta ein Gastspiel.

Von Anna Weiß

Für Liebhaber der gepflegten Feierei liegt der 1. Mai heuer günstig: Am Mittwoch in den Mai tanzen und bis Sonntag nicht mehr aufhören. Viele Clubs bieten in dieser Woche lange Partynächte mit sorgfältig selektierten Line-ups an. So auch das Bahnwärter Thiel.

Am Mittwoch geht es mit dem Münchner Feta-Kollektiv los, Donnerstag geben sich DJs aus dem ganzen Land in Sachen Eurotrance die Ehre. Und am Freitag übernehmen die Berliner von Ritter Butzke. Der Club zählt zu den beliebtesten der Hauptstadt, was Techno betrifft, und ist dem Bahnwärter Thiel schon lange freundschaftlich verbunden. Mit dabei sind die Butzke-Resident-DJs Prismode und Salvane.

Robert Weidemann und David Kreutzer, wie Prismode und Salvane bürgerlich heißen, sind seit Jahren in der Berliner Techno-Szene aktiv. Kreutzer auch international aufgelegt, etwa auf dem legendären Burning Man Festival in den USA. Er und Weidemann legen auch – sehr oft gemeinsam – auf. Aufgezeichnete Auftritte der kongenialen DJs lassen erahnen, welche Energie live freigesetzt wird. Außerdem veröffentlichen sie gemeinsam Musik und arbeiten auch jenseits des DJ-Pults für Ritter Butzke.

Neben den beiden Rittern legt unter anderem auch Anika Schnabel alias Bebetta im Bahnwärter Thiel auf. Die gebürtige Bremerin hat ihren Stil passenderweise schon mal „Märchentechno“ bezeichnet. Die DJ und Musikproduzentin stellt mit ihrem extrem bunten Auftreten einen erfrischenden Kontrast zum gedeckt-coolen, oft ganz in Schwarz gehaltenen (ungeschriebenen) Dresscode in der Techno-Szene dar. Schnabel trägt pinkfarbenes Haar und knallbunte Kleidung, auch ihre Vinyl-Plattencover, die sie per Hand gestaltet, sind auffallend anders. Ihr Markenzeichen sind selbstgemachte Bommel, deren fröhliche Stofflichkeit sie auch auf ihre Musik überträgt. „Bommeltechno“ nennt sie ihre melodischen, sonnigen Sets, die trotz ihrer verträumten Heiterkeit unverkennbar Techno sind.

Wieder Ja sagen zur Freiheit

Schnabel, deren Künstlerinnenname vom Englischen „be better“ inspiriert ist, hat ein eigenes Streamingformat entwickelt. Bei „Bebetta in Bed“ sitzt sie, gewandet in bunte Schlafanzüge, im Bett und legt Musik auf. Diese Wohlfühlatmosphäre, die sie mit ihren Sets, ihrer Kunst und ihren Outfits kreiert, ist politisch. Der oft benutzte Begriff „Safe Space“ (deutsch: Schutzraum) bezeichnet einen diskriminierungsfreien Raum. Dass diese Räume unter den aktuellen politischen Bedingungen gefährdet sind, adressiert Bebetta in einem Instagram-Video. Orte der elektronischen Musik seien immer Schutzräume gewesen, sagt sie mit ernsthafter Freundlichkeit, durch die Menschen Freiheit und Zugehörigkeit erfahren können. „Sie ist tief in der LGBTQIA+-Community verwurzelt“, sagt sie, „die Beats, die wir heute lieben, wurden von denen geprägt die es wagten, anders zu sein. Wir verdanken denen, die vor uns kamen, so viel“.

Sie bezieht sich auf die Tradition von Nachtclubs von New York bis Berlin. „Rechte, die wir einst für unantastbar hielten, werden wieder infrage gestellt“, kommentiert sie die aktuelle Situation. Man müsse Ja sagen zu Freiheit und zu sich selbst. Diese Botschaft transportiert sie auch in ihrem Track „House of Yes“ – und am Freitag in den Bahnwärter Thiel.

Ritter Butzke zu Gast im Bahnwärter Thiel, Freitag, 2. Mai, 22–6 Uhr, Bahnwärter Thiel, Tumblinger Straße 45

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