Planungsreferat:Wird das Bahnhofsviertel ein "Hotel-Ghetto"?

In der Schillerstraße reiht sich Hotel an Hotel.

In der Schillerstraße reiht sich Hotel an Hotel.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Das südliche Bahnhofsviertel gilt europaweit als Gegend mit den meisten Hotels auf engstem Raum. Und es werden noch mehr.
  • Die CSU befürchtet, dass die vielen Herbergen die wenigen noch dort wohnenden Menschen verdrängen könnten.
  • Das Planungsreferat der Stadt sieht aber kaum Handlungsmöglichkeiten. Denn das Gebiet ist juristisch nicht in erster Linie als Wohngebiet vorgesehen.

Von Thomas Anlauf

Hotel reiht sich an Hotel, dazwischen liegen Wettbüros, Spielhallen und Striplokale. Das südliche Bahnhofsviertel hat seinen ganz speziellen spröden Charme. Besonders in der Schiller-, aber auch in der Schwanthalerstraße, entstehen immer mehr Übernachtungsbetriebe. Längst gilt die Gegend europaweit als die mit den meisten Hotels auf engstem Raum. Eine Entwicklung, die auch im Stadtrat durchaus skeptisch gesehen wird.

So fragte die CSU-Fraktion im November die Stadtverwaltung, welche Möglichkeiten der Steuerung bei der Hotelentwicklung es im Bahnhofsviertel gibt. Der Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl befürchtet "die Gefahr eines Überangebotes mit entsprechenden Auswirkungen sowohl auf die bestehende Hotelstruktur als auch hinsichtlich der möglichen Verdrängung der wenigen noch vorhandenen Wohnbevölkerung". Auch Fritz Wickenhäuser, Vorsitzender des Vereins "Südliches Bahnhofsviertel", dessen Familie dort selbst zwei Hotels betreibt, befürchtet ein "Hotel-Ghetto" mit internationalen Konzernen.

Doch das Münchner Planungsreferat sieht nur wenige Möglichkeiten, speziell zwischen Bayer- und Schwanthalerstraße sowie zwischen Sonnen- und Paul-Heyse-Straße planerisch einzugreifen. Es handele sich dort um ein sogenanntes Kerngebiet, erläutert Referatssprecher Thorsten Vogel. Und dort sei "Wohnen nur ausnahmsweise zulässig".

In Kerngebieten wie dem südlichen Bahnhofsviertel seien eben vorwiegend Geschäfte, Büros und Einzelhandel sowie Hotels vorgesehen. In einem großen Teilabschnitt, dem Bebauungsplan 1756, habe sich die Stadt im Jahr 1996 "bewusst dafür entschieden, keine allgemeine Wohnnutzung in dem Kerngebiet zuzulassen. Das betrifft das Gebiet zwischen Mitterer-, Schwanthaler-, Goethe-, Landwehr-, Sonnenstraße, Stachus, Schützenstraße, Bahnhofplatz und Bayerstraße.

Im südlichen Bahnhofsviertel soll keine Erhaltungssatzung gelten

Zwar sieht das Planungsreferat durchaus die Notwendigkeit, dass auch in der Innenstadt deutlich mehr Wohnungen gebaut werden müssten, das südliche Bahnhofsviertel will man jedoch möglichst nicht antasten. Denn bei einer Veränderung des Bebauungsplans könnten Grundstückseigentümer und Hotelbesitzer möglicherweise klagen, weil das einen "erheblichen Eingriff in das Eigentumsrecht" der betroffenen Eigentümer darstelle, sollte der Wert des Grundstücks oder der Immobilie sinken. Aus dem gleichen Grund soll für dieses Gebiet auch keine Erhaltungssatzung gelten, um die wenigen vorhandenen Wohnungen zu schützen.

Nicht betroffen davon sind jedoch Bereiche im weiteren Umkreis des Bahnhofsviertels, etwa südlich der Schwanthalerstraße. Dort gibt es deutlich mehr Wohnraum, auch das Paulsviertel ist weniger von Hotels, als von Wohnungen geprägt. Fritz Wickenhäuser hält jedoch das für das Bahnhofsviertel geltende Baurecht aus dem Jahr 1968 für überholt. Er fordert dort mehr Wohnraum, allein schon für die etwa 4000 Arbeitnehmer, die im Bahnhofsviertel beschäftigt sind.

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