Bahnhof Höhenkirchen:Haltepunkt Höhenkirchen-Siegertsbrunn wird neu gestaltet

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Der Bahnhof bald behindertengerecht ausgebaut. Ebenerdige Zugänge auf beiden Seiten der Gleise sind geplant und die Zahl der Parkplätze wird sich verdoppeln.

Von Claudia Schmohl

Höhenkirchen Verhungern wird man sicher nicht am Bahnhof von Höhenkirchen-Siegertsbrunn zwischen fünf Uhr morgens und sieben Uhr abends: Die freundliche Frau hinter den Glasscheiben des ebenerdigen, backsteinfarbenen Kiosks bereitet willig eine frische Wurstsemmel zu (für 1,20 Euro).

Und auch auf die Frage nach einer öffentlichen Toilette wird man nicht einfach abgewimmelt, sondern erhält die bedauernde Antwort: Nein, eine solche gebe es zwar nicht, aber der Wirt im dahinter liegenden Stüberl habe nichts dagegen, wenn man "im Notfall" das dortige stille Örtchen benutzt - auch wenn man kein Gast ist. Letzteres wird man trotz eines verlockenden Bierpreises von nur zwei Euro mit Blick auf das ausschließlich männliche Publikum unter allen Umständen zu vermeiden trachten: Die Gäste im "Stüberl" wollen vermutlich nicht verreisen, sondern haben ihren Lieblingsplatz hinterm Tresen längst gefunden.

Wer also in Sturm und Schneetreiben auf seine S-Bahn warten muss, der findet wenig Schutz auf dem fast 200 Meter langen Mittelbahnsteig. Bei einem der mit Graffiti "verzierten" Unterstellplätze fehlen die Bänke, bei anderen sind sie verschmutzt. Der Bahnsteig ist mehr schlecht als recht geräumt. Dass Zeitungsfetzen herumflattern, ist am Spätnachmittag vermutlich weniger einem nachlässigen Reinigungsdienst zuzuschreiben als vielmehr rücksichtslosen Fahrgästen, die ihre ausgelesene Lektüre einfach im Gleisbereich entsorgen.

Neuankömmlinge können sich in der Unterführung lediglich an zwei Pfeilen orientieren: Links geht es nach Höhenkirchen, rechts nach Siegertsbrunn. Weitere Hinweise, etwa auf die Buslinien 216 nach Neuperlach und Faistenhaar (von der westlichen Seite des Bahnhofs aus) und nach Glonn (Linie 413, Haltestelle auf der Ostseite) fehlen. Immerhin kann man von zwei Telefonhäuschen aus um Abholung bitten. Am Südende des Bahnsteigs patroullierten bei unserem Besuch zwei Angehörige der S-Bahnwache, die aufpassen, dass keiner dort unerlaubt auf die Gleise springt, um den kurzen Weg zum nahe gelegenen Wohngebiet an der Esterwagnerstraße zu nehmen.

Ein Wort über Auto- und Fahrrad-Abstellplätze zu verlieren, ist müßig, denn seit gut einer Woche ist der Bahnhof Baustelle. Bis Ende des Sommers bleibt kaum ein Stein auf dem anderen, und die Pendler, vor allem, wenn sie mit dem Auto kommen, müssen mit baubedingten Behinderungen rechnen. Immerhin lässt sich alleine die Gemeinde die Neugestaltung des Bahnhofs 2,2 Millionen Euro kosten.

Dann wird es statt des Mittelbahnsteigs, der keinen behindertengerechten Zugang erlaubt, zwei fast ebenerdige, jeweils 210 Meter lange Außenbahnsteige geben. Sie werden über 42 (Westseite) beziehungsweise 60 Meter (Ostseite) überdacht. Die Zahl der Parkplätze wird sich von 96 auf 193 verdoppeln, davon werden auf der Ostseite 71 P&R-Plätze ausgewiesen (sechs behindertengerecht), auf der Westseite 122 (vier für Behinderte). Die Gemeinde hat dafür größere Grundstückskäufe bei der Bahn getätigt.

Auf Ost- und Westseite können künftig zusammen 270 Fahrräder in nagelneuen, überdachten Unterständen geparkt werden. Bewohner der Esterwagnerstraße, die es eilig haben, müssen auch nicht mehr selbstmörderisch über die Gleise laufen und den Bahnsteig hochkraxeln. Sie bekommen eine bequeme Rampe zumindest auf die westliche Bahnsteigseite hinauf.

"Einige Bäume müssen entfernt werden, aber in einem Grünordnungsplan sind zahlreiche Neuanpflanzungen vorgesehen", sagt Bernhard Huber, Leiter des technischen Bauamtes im Rathaus, der zusammen mit dem Münchner Architekturbüro Klaus Immich für die Umbauarbeiten zuständig ist. Die Unterführung werde ebenso erneuert wie die Beleuchtung der Bahnsteige, sagt Huber.

Die Bahn habe neue Uhren, Lautsprecher und ein modernes Wegeleitsystem wie an allen anderen sanierten Haltestellen versprochen. Einziger Wehmutstropfen: Öffentliche Toiletten wird es auch in Zukunft nicht geben. Reisende mit schwacher Blase sind also weiterhin auf die Freundlichkeit des Stüberl-Wirtes angewiesen.

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