Süddeutsche Zeitung

Bahnhof:Ernstfall in Starnberg

Ein Passant entdeckt bei einem Wartehäuschen eine Handgranate - zum Glück ohne Zünder

Von Christian Deussing, Starnberg

Nur zwei Meter von einem Wartehäuschen am Gleis 4 des Starnberger Bahnhofs am See entfernt hat ein Fahrgast am Mittwoch gegen 18 Uhr eine deutsche Eierhandgranate aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Sie war von einer unbekannten Person auf einer Streugutkiste abgelegt worden. Der 49-jährige Passant schlug wegen des womöglich explosiven Gegenstandes Alarm. Wenig später ließ die Bundespolizei den Bahnhof räumen, der Zugverkehr wurde auf der Strecke bis 20.20 Uhr komplett eingestellt.

Die Handgranate sei ohne Zünder gewesen, habe aber "sprengfähiges Material enthalten", teilte das Polizeipräsidium Oberbayern Nord mit. Eine "Explosionsgefahr" habe aber ohne vorhandenen Zünder nicht bestanden. Die Waffe prüfte und sicherte ein Entschärfungsdienst der Bundespolizei und transportierte danach die Granate ab, die das Landeskriminalamt (LKA) untersucht.

Die Ermittlungen wegen des Vorfalls hat nun die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck übernommen. Es geht um den Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz - vor allem aber um den bislang unbekanten Täter. Allerdings könne es auch so gewesen sein, dass jemand die rostige Granate unweit des Bahnhofs im Dreck gefunden und dann auf die Kiste gelegt habe, damit sie bemerkt werde, sagt Kripochef Manfred Frei. Das sei zumindest denkbar. Er warnt jedoch davor , derartige Gegenstände anzufassen, mitzunehmen oder sogar damit zu hantieren. Denn man könne die potenzielle Gefahr nicht abschätzen, so Frei. Es sollte in solchen Fällen sofort die Polizei verständigt werden.

Nach deren Angaben wurde der Typ der Starnberger Granate zwischen 1939 und dem Kriegsende etwa 85 Millionen mal hergestellt. Mit Zünder hätte sie im näheren Umkreis eine tödliche Sprengwirkung.

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Quelle:
SZ vom 21.08.2015
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