Badminton:Von einer Klatsche unbeeindruckt

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Der Geretsrieder Sebastian Keller legte mit seinem Doppel-Sieg an der Seite von Mark Brady den Grundstein zum überraschenden Erfolg gegen Schorndorf. (Foto: Claus Schunk)

Nach 0:7 in Neuhausen: Badminton-Zweitligist Geretsried gelingt Überraschungssieg.

Von Sebastian Hepp, Geretsried

Wenn ein Team die Klasse halten will und hierfür dringend noch Punkte benötigt, dann sind Gegner, die einem in jedem Match einen Klassenunterschied demonstrieren, kein guter Aufbaugegner. Was aber hätte der TuS Geretsried, vor dem Wochenende Tabellenletzter in der Südgruppe der zweiten Badminton-Bundesliga, vom Aufeinandertreffen mit dem weit enteilten Spitzenreiter und Aufstiegsaspiranten TSV Neuhausen-Nymphenburg auch erwarten sollen? In einem Auswärtsspiel, in dem die übermächtigen Neuhausener auch noch in Bestbesetzung - also mit dem israelischen Weltklassespieler Misha Zilberman - antreten. Was anderes als ein 0:7? "Misha muss in der Runde noch einige Einsätze vorweisen, um für die Aufstiegsrunde im April spielberechtigt zu sein", erklärte Teammanager Philipp Blonck die Teilnahme seines "schwersten Geschützes" ausgerechnet gegen den Abstiegskandidaten aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Zilberman ließ dem irischen Profi Mark Brady, der dem Nationalteam seines Landes angehört, im Spitzeneinzel nicht den Hauch einer Chance. In puncto Schnelligkeit, Raffinesse, Ballsicherheit und Durchschlagskraft hatte Brady dem Top-50-Spieler der Einzelweltrangliste nichts entgegenzusetzen, Zilberman tanzte ihn beim 3:0 (11:3, 11:6 und 11:1) regelrecht aus. Weil in der parallel laufenden Begegnung die deutsche Nachwuchshoffnung und Olympiateilnehmerin Ann-Kathrin Spöri, 17, Geretsrieds Aushängeschild im Einzel, gegen die ukrainische Nationalspielerin Natalya Voytsekh nur zu einem Satzgewinn kam, löste sich auch die letzte Hoffnung auf zumindest einen Achtungserfolg gegen den Tabellenführer in Luft auf. Entsprechend schonungslos fiel Spöris Selbstanalyse nach ihrer 1:3-(9:11, 4:11, 11:9, 8:11)-Niederlage aus. "Ich habe heute nicht clever und geduldig genug gespielt, ich habe gegen sie immer versucht, gleich den Punkt zu machen", sagte die sichtlich enttäuschte Geretsriederin, die sich nach der Partie in einen abgelegenen Winkel der Halle zurückgezogen hatte. Voytsekh wiederum, die mit ihren 26 Jahren über deutlich mehr Erfahrung verfügt und die auch in der ersten Liga die meisten ihrer Einzel gewonnen hat, ist das spielerische Potenzial ihrer Gegnerin nicht entgangen: "Sie ist jung und wird noch einen großen Leistungssprung machen", prognostizierte sie. Das änderte an der 0:7-Klatsche der Gäste an diesem Tag freilich nichts. Nur das Damendoppel und das erste Herrendoppel (der TuS holte jeweils den ersten Satz) gab Geretsrieds Trainer Johann Niesner Anlass zu etwas Optimismus.

Tags darauf machte der TuS durch einen unerwarteten 4:3-Heimerfolg gegen den Tabellendritten SG Schorndorf die Niederlage vom Vortag vergessen und verwies mit nun neun Punkten den TV Dillingen (acht), der seine beiden Wochenendpartien gegen Neubiberg und Dortelweil jeweils 2:5 verlor, wieder auf den letzten Platz. Den Grundstein legten zwei Viersatz-Doppelsiege von Mark Brady und Sebastian Keller gegen David und Simon Kramer sowie Ann-Kathrin Spöri und Michelle Deschle gegen Miranda Wilson und Nadine Kuhnert. Insbesondere Brady/Keller waren sehr engagiert, sie hatten gegen die Schorndorfer "noch eine Rechnung offen", wie Keller konstatierte. "Sie waren im Hinspiel nicht sehr freundlich mit uns umgegangen." Für Keller war es der ersten Sieg in der zweiten Bundesliga. Spöri setzte sich anschließend in der prestigeträchtigen Partie gegen Wilson, ihre etwa gleichalte Kollegin im Jugendnationalteam, ebenfalls in vier Sätzen durch. Im Gegensatz zum Vortag variierte sie mehr, erwies sich nervlich als die Stabilere, ihr unterliefen auch weniger leichte Fehler. Trainer Niesner verhehlte trotz der Freude über Spöris Sieg seine Enttäuschung darüber nicht, dass weder Brady im Spitzeneinzel noch Noah und Samuel Gnalian im zweiten Herrendoppel und Samuel Gnalian und Michelle Deschle im Mixed ihr Leistungsvermögen abriefen. Beim Gesamtstand von 3:3 war es schließlich Noah Gnalian, der im Einzel gegen Simon Kramer die Nerven behielt und mit 3:1 (12:10, 11:8, 2:11, 12:10) den wichtigen zweiten Zähler für sein Team einfuhr. "Das 4:3 verschafft uns für die nächsten Begegnungen ein kleines Polster, und Dillingen hat mit Sicherheit kein leichteres Restprogramm als wir", gibt er sich vorsichtig optimistisch. Indirekte Schützenhilfe hatte ihnen der TSV Neubiberg/Ottobrunn mit seinem Sieg gegen Dillingen gegeben - und dazu noch einen kleinen Trost: Auch Neubiberg ging am Sonntag 0:7 gegen Neuhausen unter.

© SZ vom 25.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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