Backkonzern muss Produktion stoppen:Schwere Hygienemängel bei Müller-Brot

Die Rede ist von gravierenden Hygieneproblemen: Das Backunternehmen Müller-Brot muss seine Produktion in Neufahrn bei Freising anhalten - offenbar wurde Schmutz an den Maschinen entdeckt. Der Betrieb wird derzeit unter Aufsicht des Landratsamts komplett gereinigt. Müller-Brot beteuert indes, für die Kunden bestehe keine Gefahr.

Katja Riedel, Peter Becker, Alexandra Vettori und Kirsten Weber

Bei Müller-Brot in Neufahrn ruht die Produktion. Lebensmittelkontrolleure des Freisinger Landratsamtes hatten am Montag in der zentralen Großbäckerei in Neufahrn schwerwiegende hygienische Probleme festgestellt.

Mangelnde Hygiene - Produktionsstopp bei Müller-Brot

Von "schweren hygienischen Mängeln" ist die Rede. In den Filialen von Müller-Brot werden derzeit keine Waren verkauft, die am Standort Neufahrn produziert wurden.

(Foto: dpa)

Nach SZ-Informationen soll es sich dabei unter anderem um Schmutz im maschinellen Bereich der Produktion handeln. Auch bauliche Mängel sollen zu den beanstandeten Beobachtungen der Prüfer gehören. Ganz offiziell ist von "schweren hygienischen Mängeln" die Rede, die bei mehreren Kontrollen der amtlichen Lebensmittelüberwachung aufgefallen seien. Bemängelt würden die Umstände, unter denen die Produkte hergestellt werden.

Bereits am Montag hätten sich das Unternehmen und die Behörde darauf verständigt, die Produktion vollständig zu stoppen, weil eine komplette Reinigung der Anlagen und des Betriebes nötig sei. Diese Reinigung übernehmen offenbar derzeit Mitarbeiter der Bäckerei sowie externe Fachkräfte. Das Landratsamt überwacht die Reinigung. Erst wenn sicher sei, dass alle Lebensmittel, die den Betrieb verlassen, unter hygienisch einwandfreien Bedingungen produziert würden, geht der Betrieb weiter.

In den Müller-Brot-Filialen werden laut Landratsamt derzeit keine Waren verkauft, die am Standort Neufahrn produziert worden sind. Wann die Produktion dort wieder starten kann, hänge vom Betrieb selbst ab, heißt es aus dem Landratsamt.

Auch Müller-Brot beteuert, für den Verbraucher habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung bestanden. Das Unternehmen äußerte sich am Mittwoch allgemein, konkrete Fragen beantwortete die Firma nicht. Eine externe Agentur bestätigte im Auftrag des Unternehmens, dass bei einer "ganztägigen intensiven Überprüfung" Mängel festgestellt worden seien, die Müller-Brot "sehr ernst" nehme. Die Produktion habe die Großbäckerei freiwillig eingestellt.

Die Rede ist von "umfangreichen Wartungsarbeiten" und einem nicht näher bezeichneten Schwelbrand in der Zentralsteuerung. Von einem Brand hatten auch Mitarbeiter in den Filialen Kunden berichtet und diesen als Grund genannt, dass wenige oder keine Backwaren in den Regalen lagen.

Die Neufahrner Feuerwehr wusste am Mittwoch allerdings nichts von einem Schwelbrand in der Bäckerei. In den Filialen berichteten Verkäufer, dass manche Waren nur verzögert, andere gar nicht angeliefert wurden.

Bei der Kontrolle hat es sich nach SZ-Informationen nicht um einen Routinebesuch gehandelt, sondern um eine gezielte Überprüfung einer Taskforce. Diese Spezialeinheit des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hatte der damalige Umweltminister Werner Schnappauf 2006 im Zuge eines Fleischskandals eingerichtet. Die Spezialisten erscheinen nur, wenn es einen konkreten Verdacht oder frühere Beanstandungen gegeben hat.

Die SZ hatte 2008 selbst auffällige Teiglinge untersuchen lassen, die ihr aus Filialen zugespielt worden waren. Darin fanden sich Insekten, Zink und Eisen. Müller-Brot hatte auch damals betont, für Kunden habe keine Gefahr bestanden.

Müller-Brot hat nach eigenen Angaben 1300 Mitarbeiter, aus Kreisen der Angestellten hieß es aber, dass zuletzt schon etwa 200 Arbeitsplätze abgebaut worden seien. In Neufahrn soll es sich um Vollzeitstellen handeln, in den etwa 300 Filialen arbeiten viele in Teilzeit.

Die Bäckerei-Kette hatte früher auch Läden in Rewe-Supermärkten betrieben; diesen Auftrag hatte Müller-Brot jedoch eingebüßt - und damit auch große Teile des Umsatzes. Trotz des Produktionsstopps sind die Mitarbeiter am Mittwoch zur Arbeit erschienen. Auch der Verkaufsshop am Werkstor war ganztags geöffnet.

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