Bach über Olympia-Bewerbung:"Bogners Rückzug ist kein Schaden"

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Dass die Olympia-Begeisterung sich noch in Grenzen hält, sei ganz normal: Thomas Bach, Deutschlands oberster Olympia-Funktionär, sieht die Bewerbung weiter auf einem guten Weg.

Silke Lode

Die Münchner Olympiabewerbung hat fast jede Woche neue Probleme: Es fehlen Sponsorengelder, Grundstücke, ganze Austragungsorte brechen weg - und nun ist den Bewerbern mit dem erkrankten Willy Bogner auch noch der Chef verloren gegangen. Silke Lode hat mit dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach, über die Chancen Münchens gesprochen.

Bei der Debatte um Olympia in München steht der DOSB oft im Hintergrund, hält aber die Mehrheit an der Bewerbungsgesellschaft. Präsident Thomas Bach hat weltweit großen Einfluss - und eigene Ambitionen. (Foto: dpa)

Süddeutsche Zeitung: Wie groß ist der Schaden für Münchens Olympiabewerbung durch Willy Bogners Rückzug?

Bach: Das ist kein Schaden, die Ampeln stehen auf Grün. Wir sind personell hervorragend aufgestellt. Bernhard Schwank hat schon die Konzeption der Bewerbung verantwortet, die von den IOC-Experten sehr gute Noten erhalten hat. Und Katarina Witt hat München auf der internationalen Bühne bei den Winterspielen in Vancouver und jetzt bei den Youth Olympic Games in Singapur überzeugend präsentiert.

SZ: Das klingt so, als ob Bogners Abtritt keine Lücken reißt. Bis vor wenigen Tagen hieß es immer, er sei unverzichtbar.

Bach: Hier herrscht Betroffenheit über seine Krankheit, das ist die menschliche Seite. Aber wir sind nicht überrascht worden, seine Krankheit ist bereits zum zweiten Mal aufgetreten. In letzter Zeit hat sich abgezeichnet, dass hier ein Risiko besteht. Die Bewerbung wird aber von den Ideen, die Willy Bogner eingebracht hat, noch profitieren können.

SZ: Wann haben Sie von Bogners Krankheit erfahren?

Bach: Er hat mich vor einigen Monaten informiert, das hat auch schon zu einigen Terminausfällen geführt. In den letzten Tagen haben die Ärzte Bogner offensichtlich dringend angeraten, diese Konsequenz zu ziehen. Er hat mir das dann am Sonntagabend persönlich erläutert.

SZ: Am Montag haben Sie eine Telefonkonferenz der Gesellschafter einberufen. Waren andere Nachfolger im Gespräch?

Bach: Nein, wir haben einstimmig die bekannten Entscheidungen getroffen.

SZ: Was erwarten Sie von Witt und Schwank, sollen die beiden etwas anders machen als Bogner?

Bach: Es besteht kein Anlass, grundsätzliche Änderungen vorzunehmen. Sie sollen die Bewerbung auf sicherem Pfad weiterführen, insbesondere im internationalen Kontext. Wenn die Planungen abschließend vorliegen, muss auch verstärkt das Potential hinsichtlich der Zustimmung der Bevölkerung ausgeschöpft werden.

SZ: Die Olympia-Begeisterung hält sich ja bisher in Grenzen ...

Bach: Die Meinungsumfragen zeigen klare Mehrheiten überall. Dass dort auch noch Potential besteht, ist unbestritten. Aber dafür sind noch Monate Zeit, ein Projekt muss auch reifen. Die Erwartungen an die Bewerbungsgesellschaft sind manchmal überfrachtet. Man kann nicht ein Bid Book erstellen und schon vorher alle Argumente dafür bereithalten.

SZ: Wie reagiert das IOC auf die Münchner Probleme - die ständigen Wechsel an der Spitze der Bewerbungsgesellschaft, die Verlegung von Wettkampfstätten?

Bach: Die Chancen stehen nach wie vor gut. Jeder akzeptiert, wenn wie hier gesundheitliche, nicht inhaltliche Gründe für das Ausscheiden vorliegen. Und der Wechsel von Oberammergau nach Schwaiganger - das konnten wir bei den Gesprächen in Singapur sehen - wurde als Qualitätsverbesserung wahrgenommen. München ist im Vergleich zu anderen Bewerbungen, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, fünf Monate vor Abgabe des Bid Books gut positioniert.

SZ: Richard Adam ist wegen interner Zerwürfnisse als Geschäftsführer gegangen.

Bach: Das Ausscheiden von Herrn Adam war noch vor der internationalen Phase, das spielt überhaupt keine Rolle.

SZ: Sie würden gerne Jacques Rogge als IOC-Präsident nachfolgen. Wäre ein Erfolg Münchens hilfreich oder hinderlich?

Bach: Jacques Rogge hat mehrfach klargestellt, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Außerdem ist es noch verfrüht, über 2013 nachzudenken.

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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