Süddeutsche Zeitung

"Babylon" in der Staatsoper:Jaulen und Klagen mit philosophischem Hintergrund

Die glanzvolle Uraufführung der Oper "Babylon" von Jörg Widmann und Peter Sloterdijk im Münchner Nationaltheater.

Die glanzvolle Uraufführung der Oper "Babylon" von Jörg Widmann und Peter Sloterdijk im Münchner Nationaltheater. Ein Meer aus Menschen und Zeichen - immer meint man etwas zu verstehen und muss doch erleben, wie sich bei konkreterem Hinhören wieder alles verflüchtigt und gleichzeitig schon wieder eine neue Klangebene eingezogen wurde, deren Anfang und Ende unbegreiflich bleibt.

Jaulende Töne aus gebogenen Hörnern: Die Bläser begleiten die Klagegesänge des Skoripionmenschen.

Sie freuen sich über eine gelungene Uraufführung in der Bayerischen Staatsoper: Der scheidende Dirigent Kent Nagano, Komponist Jörg Widmann und Peter Sloterdijk, der das Libretto geschrieben hat.

Imposante Bilder: Für die furiosen Bildfolgen ist Carlus Padrissa von der katalanischen Künstlergruppe La Fura dels Baus verantwortlich, die Gruppe steht auch für technik-affines Hochgeschwindigkeitstheater.

Das Stück ist aus sieben Bildern aufgebaut - Babylon ist eine Mischung aus konkretem historischem Ort, phantastischer Vision, Mythos und abstraktem Phänomen.

Babylonische Sprachverwirrung: Keilschriftzeichen erscheinen auf der Lauftesxtleiste und buchstabenbehaftete Mauerquader stehen auf der Bühne. Im Vordergrund die Sopranistin Gabriele Schnaut als Euphrat.

Das Bühnenbild verrät es schon -  in "Babylon" wird auch ein "Vagina-Monolog" zu Gehör gebracht - ein "Hymnus auf das weibliche Genital".

Erotische Szenen bei der Uraufführung: Die Sopranistin Anna Prohaska in der weiblichen Hauptrolle der Inanna und der Tenor Jussi Myllys als Tammu.

Prominente Gäste sind zur "Babylon"-Premiere gekommen, etwa Sir Peter Jonas und seine Frau Barbara Burgdorf. Von 1993 bis zum Jahr 2006 war Jonas Intendant der Bayerischen Staatsoper. Er setzte sich während seiner ganzen Laufbahn vor allem immer für zeitgenössische Komponisten ein - "Babylon" dürfte somit genau seinen Geschmack treffen.

Auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (links) ist zur Uraufführung nach München gekommen. Er unterhält sich mit dem Architekten Stephan Braunfels, dessen Großvater, Walter Braunfels, selbst Komponist war.

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