Baby:Bitte, bitte, Baby!

Schön genug für die härteste Tür Münchens? Wo Champagner 1800 Euro kostet und ein schwarzes Seil in und out trennt: Ins Baby, den neuen In-Club, darf nicht jeder. Ein Besuch.

Markus Balser und Kristina Läsker

Die Nacht beginnt an einer unscheinbaren Pforte. Ein schwarzes Seil trennt Trottoir und Tür, es trennt zwischen drinnen und draußen, zwischen in und out, zwischen hoffen und dürfen. Die Wartenden sind hier, weil sie gehört haben, dass man drinnen gewesen sein muss. Keine Broschüren, keine Anzeigen: Das Baby, Münchens derzeit schickster Club, spricht sich herum.

Baby: Schön genug für die harte Tür?

Schön genug für die harte Tür?

(Foto: Foto: Baby/Nachtagenten)

"Wir machen keine Werbung," sagt Clubchef Daniel Laurent. Schon aus Prinzip nicht. Die Türsteherin - schwarz, schlank, schön - schaut auf die Schlange, wie sie schauen muss: cool. Die Abgelehnten schauen, wie sie nicht schauen wollen: enttäuscht. Die Tür gleicht dem Schritt durch den Zauberspiegel ins Wunderland des Nachtlebens. In or out, so ist das in Münchens Nachtleben.

Draußen am Maximiliansplatz marschieren die Enttäuschten weiter in Richtung Soul City, Rote Sonne, 089 oder Pacha. Das Club-Quintett konkurriert um die Nachtschwärmer der Innenstadt. Im Baby zieht es die Besucher ins Helle, ins Herzstück des Clubs: den weißgetünchten Stucksaal im Wohnzimmerformat, wo Kronleuchter und eine langgezogene Bar glitzern. Gegen Mitternacht füllt sich der Club, die ersten Gäste fangen an zu Wippen, aus dem Wippen wird ein Wogen. Tanzen war gestern, heute wogt man in Ekstase.

Die ersten Unternehmensberater legen ihre Sakkos ab, Mädchen mit Paris-Hilton-Frisur und kurzem Rock quietschen. Neben der Tanzfläche klettert eine Blondine auf das Podest neben dem tätowierten DJ und lässt ihren Körper im Rhythmus der soften House-Musik vibrieren.

Makellose Gesichter betrachten makellose Gesichter

In der dunklen Lounge neben dem weißen Saal füllen sich die Ledersitze mit Menschen. An den Wänden spiegeln sich Weinkühler mit Veuve Clicquot- und Moet-Flaschen. Acht Sorten Champagner bietet die Bar - die teuerste Variante kostet 1800 Euro. Und sie wird häufig verlangt, glaubt man dem Barmann. "Prosecco haben wir nicht auf der Karte", sagt Geschäftsführer Laurent. Die Cocktail-Auswahl ist klein, immerhin ist die begehrte Caipirinha drin geblieben - ein Zugeständnis an den Mainstream. Denn eigentlich will das Baby elitär sein, so wie die Besucher. Es kostet keinen Eintritt - aber rein kommt nur, wer auf der Gästeliste steht, oder wer den Eindruck macht, als sollte er drauf stehen.

Was den idealen Gast ausmacht? Es gehe darum, den Club zum Treffpunkt interessanter Menschen zu machen, sagt Laurent - egal ob Punk oder sechzig Jahre alt, ob bekannt oder nicht. Das Baby erwarte keine Uniform von seinen Gästen, dafür Stil oder Mut. Soweit die Theorie. Doch das Auge sucht vergeblich nach zu dick oder zu leger. Die Menschen sind groß, schlank und teuer angezogen. In den Spiegeln betrachten makellose Gesichter makellose Gesichter. Nur einer ist anders - und den hat die Schöne an der Tür wohl gern hineingelassen: der Trommler mit dem Faltengesicht. Eine Elektro-Djembe hat der Alte dabei, schrillt lässt er sie im Beat erklirren. Wo der Typ mit der Trommel auftaucht, da ist es hip. Man kennt ihn aus dem P1.

Es ist halb drei, Gespräche und Musik sind aufgedreht, die Barkeeper wirbeln, die Menge wogt - ein kurzes Auflodern markiert den Zenit dieser Nacht, schnell und steil beginnt der Fall. Noch rühren TV-Gesichter mit Strohhalmen im Champagner. Unaufgeregt nicken sich Männer mit Sinatra-Hüten zu. Von ihnen dürften einige schon früher dagewesen sein: Die drei Räume haben gastronomische Geschichte geschrieben. 1979 erhielt Starkoch Eckhard Witzigmann hier für sein Restaurant "Aubergine" als erster in Deutschland drei Michelin-Sterne. Zuletzt servierten hier Kellner im Restaurant "Hunsingers Pacific" dezent den Fisch.

Draußen stehen vereinzelt Hoffende und flirten mit der Schönen. In or out, so ist das in Münchens Nachtleben.

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