Azubis :Mut und Passion für den Beruf

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So unterschiedlich der Job eines Bierbrauers und der eines Tierpflegers auch sein mag - Leidenschaft gehört immer dazu

Von Christina Hertel

Begeistert vom Bier

Sebastian Franz (links) macht eine Ausbildung zum Brauer bei Paulaner. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Dass man mit einem Riesenlöffel im Sudtopf rührt wie Miraculix in seinem Zaubertrank, ist bei der Ausbildung zum Brauer bei Paulaner nicht der Fall. Alles ist technologisiert, vom Computer programmiert. Aber das störte Sebastian Franz nicht - im Gegenteil. Gerade das Moderne faszinierte ihn. Und deshalb begann er vor einem Jahr seine Ausbildung dort. Schon als Kind nahm ihn der Vater in große Getränkefabriken mit. Er arbeitete bei Moët und Hennessy. Aber der Sohn interessierte sich für das Bier: "Dass man aus vier Rohstoffen so viele verschiedene Sorten herstellen kann und dass man, wenn man nur eine Kleinigkeit verändert, einen ganz anderen Geschmack bekommt." Obwohl die Ausbildung technischer geworden ist, wird Franz das Handwerk lernen. Er wird selbst Hopfen züchten und sein eigenes Bier brauen. Während der Ausbildung bekommt er zwischen 840 und 1100 Euro Gehalt. Ob er danach Brauwissenschaften studieren will, wie es viele andere Auszubildende machen, weiß Franz noch nicht. Denn erst einmal ist sein Ziel: so schnell wie möglich anfangen zu arbeiten. Deshalb hat er auch gleich nach der Mittleren Reife die Ausbildung begonnen. Welche Voraussetzung braucht ein angehender Brauer? Für Ausbilder Maximilian Mack schwer zu sagen. "Es muss einfach passen." Auf jeden Fall sollten die Bewerber schon ein Praktikum in einer Brauerei gemacht haben. "Denn viele", sagt Mack, "stellen sich den Beruf recht romantisch vor. Doch viele Tätigkeiten, wie die Überwachung des Brauprozesses, finden mittlerweile vor dem Computer statt." Und ein Alkoholverbot gibt es inzwischen auch.

Arbeiten mit Fuchs und Co.

Patrick Panzer hat letztes Jahr seine Ausbildung im Tierpark Hellabrunn begonnen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Lieblingstier von Patrick Panzer ist nicht so stark wie ein Löwe oder so süß wie ein Eisbärenbaby. Der Flachlandtapir sieht aus wie ein überdimensioniertes Schwein mit Rüssel. Patrick Panzer ist das egal. Der Tapir, sagt er, lasse sich nicht aus der Ruhe bringen. Und diese Eigenschaft hat Patrick Panzer mit dem Tier wohl gemeinsam. Panzer ist 19, hat vergangenes Jahr Abitur gemacht und dann eine Ausbildung zum Tierpfleger in Hellabrunn begonnen. "Meine Eltern haben gefragt: Willst du nicht lieber studieren?" Wollte er nicht. Er wollte immer nur eins: Tierpfleger sein. Und nach einem Jahr Ausbildung ist er immer noch begeistert - von den vielen Tieren und dass er sie alle kennenlernen darf. Dabei klingt der Beruf nicht gerade glamourös. Um 7 Uhr geht es los und dann ist Patricks Hauptaufgabe Putzen - Scheiben, Käfige, Futterschalen. Anja Waldinger, Ausbilderin im Tierpark, sagt, das sei manchen anfangs nicht bewusst. "Durch die vielen Zooserien haben viele junge Leute Lust auf den Beruf", trotzdem sei es nicht leicht, den richtigen Bewerber zu finden. Bei Regen und Schnee draußen zu sein, ist nicht für jeden was. Voraussetzung sind zwei Wochen Praktikum. Der Schulabschluss sei relativ egal. "Bei uns", sagt Waldinger, "arbeiten Leute mit Mittelschulabschluss genauso wie studierte Biologen." Wichtiger sei, dass die Auszubildenden zuverlässig seien, ordentlich und freundlich. Denn anders als früher muss ein Tierpfleger dem Besucher heute auch etwas erzählen können. Das Ausbildungsgehalt liegt - je nach Zoo - zwischen 600 und 800 Euro. Später verdienen Tierpfleger 1200 bis 1400 Euro netto.

Fit für die Feuerwache

Über 200 Bewerber hatten sich auf vier Ausbildungsstellen beworben - Bettina Dettenkofer konnte sich durchsetzen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bettina Dettenkofers Onkel war Feuerwehr-Kommandant und neben ihrem Elternhaus befand sich die Feuerwache. Sie wollte auch mitmachen. Aber die Jungs wollten sie nicht dabei haben. Diese Geschichte ist einige Jahre und ungefähr 150 Kilometer weit weg. Bettina Dettenkofer, 19 Jahre, aus Wiesent in der Nähe von Regensburg, hat sich durchgesetzt, damals. Und heute tut sie das immer noch. Seit einem Jahr macht sie eine Ausbildung zur Werksfeuerwehrfrau bei BMW. Sie wird einmal dafür sorgen, dass Maschinen nicht anfangen zu brennen und Fabriken nicht in die Luft fliegen. Jedes Jahr bewerben sich bei BMW für diese Ausbildung bis zu 200 Menschen - für gerade mal vier Plätze. Dettenkofer musste einen Sporttest bestehen, laufen, springen, Klimmzüge machen. Mit einer Maske auf den Augen eine Puppe aus einem Raum befreien. Auch jetzt, während der Ausbildung, ist sie körperlich gefordert. Die ersten eineinhalb Jahre heißt es handwerkliche Fähigkeiten in den Bereichen Holz, Metall, Elektronik und Sanitär zu erlernen. "Es ist wichtig, dass die Auszubildenden wissen, wie verschiedene Stoffe reagieren", sagt Ausbilder Christoph Raab. Während der Ausbildung verdient ein Werksfeuerwehrmann etwa 1000 Euro. Wenn sich jemand für den Beruf interessiere, sei der Schulabschluss nicht so wichtig, sagt Raab. "Sie müssen die richtige Persönlichkeit mitbringen. Mut haben, Courage." Für Dettenkoffer jedenfalls ist es das Richtige. Sie hat den LKW-Führerschein gemacht, der Sanitäterschein kommt vielleicht noch. Und die Jungs sind mittlerweile längst kein Problem mehr.

© SZ vom 30.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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