Autofreie Zone:Grüne machen Tempo beim Isarboulevard

Autofreie Zone: Freizeit an der Isar - bald schon ohne Verkehrslärm?

Freizeit an der Isar - bald schon ohne Verkehrslärm?

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Isar gehört allen Münchnern: Mit diesem Argument fordern einige Initiativen mehrere autofreie Tage im Sommer, dann sollen sich die Bürger den öffentlichen Raum zurückerobern. Die Grünen haben deshalb einen Antrag im Stadtrat eingereicht - die FDP-Fraktion schimpft die Pläne Irrsinn. Doch nicht alle Liberalen sind dagegen.

Von Marco Völklein

Die Grünen wollen die Idee von einem Isarboulevard ohne Autos, für die der Verein "Die Urbanauten" sowie weitere Initiativen seit geraumer Zeit werben, noch in diesem Sommer umsetzen. Einen entsprechenden Antrag reichte die Fraktion im Stadtrat ein. Der Plan: An einem Wochenende außerhalb der Sommerferien sowie an zehn Tagen in den Sommerferien sollen die Wittelsbacherstraße, die Erhardtstraße, die Steinsdorfstraße und die Widenmayerstraße für Autos gesperrt werden. Fußgänger sollen sich so einen Teil des öffentlichen Raums entlang der Isar "zurückerobern" - ohne dass dafür extra ein mit Gastronomie bestücktes Fest stattfindet.

"Der öffentliche Raum gehört allen Münchnerinnen und Münchnern - und nicht nur dem Autoverkehr", findet Stadträtin und OB-Kandidatin Sabine Nallinger. Der Isar-Boulevard soll zunächst als "Pilotprojekt" laufen, um die Idee einfach mal auszuprobieren. Parallel dazu soll die Stadt Erkenntnisse darüber sammeln, wie der Boulevard bei den direkten Anwohnern, den Bewohnern umliegender Viertel sowie bei den Münchner Bürgern insgesamt angenommen wird. Auch die "verkehrlichen Auswirkungen" sollen untersucht werden, heißt es in dem Antrag.

"Glatter Irrsinn" schimpft FDP-Mann Mattar

Die allerdings dürften gravierend sein, fürchtet zumindest die FDP-Fraktion im Rathaus. Der Grünen-Vorschlag sei "glatter Irrsinn", schimpft deren OB-Kandidat Michael Mattar. In erster Linie wollten die Grünen "den Autoverkehr behindern", glaubt er. "Nur in dritter Linie geht es ihnen um mehr Platz für Fußgänger und Radler."

Autofreie Zone: Probelauf: Wolfgang Püschel, Rainer Schießler, Helmut Gottschling, Benjamin Davids, Sabine Nallinger und andere sperren vorübergehend die Steinsdorfstraße.

Probelauf: Wolfgang Püschel, Rainer Schießler, Helmut Gottschling, Benjamin Davids, Sabine Nallinger und andere sperren vorübergehend die Steinsdorfstraße.

(Foto: Stephan Rumpf)

Seit 2011 veranstaltet die SPD zudem zusammen mit einigen ihr nahestehenden Organisationen einmal jährlich an einem Wochenende das "Isarinselfest" und lässt dafür die Steinsdorfstraße sperren. Allein dadurch sei der Autoverkehr auf der wichtigen Nord-Süd-Achse schon genug eingeschränkt, argumentiert Mattar. Weitere Sperrungen in einem noch größeren Umfang - das sei eine "verkehrspolitische Geisterfahrt". Aus Sicht des FDP-Kandidaten wäre es den Autofahrern allenfalls zuzumuten, "an zwei August-Sonntagen den Isar-Boulevard auszuprobieren".

Urbanauten-Chef Benjamin David und seine Mitstreiter können allerdings auf breite Unterstützung für ihre Boulevard-Idee hoffen - auch von Teilen der FDP. Zuletzt schauten zahlreiche Politiker vorbei, machten sich für den Boulevard stark und ließen sich mit David an der Isar fotografieren; neben den OB-Kandidaten Dieter Reiter (SPD) und Josef Schmid (CSU) auch Bayerns Kulturminister Wolfgang Heubisch. Und der ist ein Parteifreund von FDP-Mann Mattar.

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