Autobahnen rund um München:Mit Krisen-Millionen gegen den Stau

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Die zugestauten Autobahnen rund um München nerven die Pendler. Jetzt tut sich was - allerdings profitieren nicht alle Autobahnen.

Dominik Hutter

15 Kilometer Stau vor dem Kreuz München-Nord, weitere zwölf auf der Ostumfahrung, dann zähfließend bis nach Holzkirchen: Es nervt, in München-Nähe Auto zu fahren - in diesem Urteil sind sich wohl Pendler, Urlauber und Brummi-Fahrer einig. Tatsächlich zählt das Autobahnnetz rund um Bayerns Landeshauptstadt zu den meistbelasteten bundesweit. Im kürzlich veröffentlichten Stauatlas des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) belegt München, wie berichtet, einen der unrühmlichen Spitzenplätze im Deutschlandvergleich - mit der berüchtigten Stauroute par excellence: der von Nürnberg kommenden A9 über die Umfahrung A99 auf die A8 gen Salzburg, in beiden Richtungen.

Die zugestauten Autobahnen rund um München zählen seit Jahren zu den Dauergästen im Verkehrsfunk. (Foto: Foto: dpa)

146.294 Fahrzeuge passieren beispielsweise nach Auskunft von DIHK-Verkehrsexperte Patrick Thiele jeden Tag den A-9-Abschnitt zwischen Garching-Süd und dem Kreuz München-Nord - durchschnittlich. Im Sommerreiseverkehr ist oft noch deutlich mehr los.

Zwar stehen den Autofahrern dort je Richtung vier Spuren zur Verfügung, was es bundesweit nur an einigen handverlesenen Stellen gibt. Dies reicht aber Thiele zufolge trotzdem nur für maximal 120.000 Autos. Streng genommen wären, beide Richtungen zusammengerechnet, zehn Fahrbahnen notwendig. Die Diagnose der DIHK für dieses Straßenstück lautet daher: gravierend überlastet. "Fürs Straßennetz steht einfach zu wenig Geld zur Verfügung", bemängelt auch Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern. Statt der bundesweit eingeplanten fünf Milliarden Euro jährlich seien für einen bedarfsgerechten Ausbau und Erhalt des Fernnetzes rund sieben Milliarden erforderlich.

Unterstützung kommt nun aus dem ersten Konjunkturprogramm der Bundesregierung, das das Baustellenprogramm 2009 rund um München deutlich bereichert. Neu hinzugekommen ist etwa der 21 Millionen Euro teure Ausbau des Kreuzes Neufahrn, der schon seit längerem auf der Agenda des für Autobahnen zuständigen Innenministeriums steht. "Dort kann es nun im April 2009 losgehen", berichtet Sprecher Stefan Scheckinger.

Bis 2011 soll eine Direktbrücke - Fachbegriff Overfly - für den Verkehr vom Flughafen nach München entstehen, in luftiger Höhe quer übers Autobahnkreuz. Heute quälen sich die Autofahrer an dieser Stelle noch durch eine ebenso stauanfällige wie fiese, weil stetig verengende Kurve.

Klarer Finanzkrisenprofiteur ist auch das Autobahnkreuz München-Ost, wo es sich auf der A94 bei Parsdorf gerne vor den Rampen zur A99 staut. Die können nun, so berichtet Scheckinger, aus dem Konjunkturprogramm für drei Millionen Euro verbreitert werden. Baubeginn ist voraussichtlich Ende 2009 - wenn nicht, was derzeit untersucht wird, Altlasten im Boden auftauchen.

Kein Autobahnprojekt, aber fürs Münchner Verkehrsgeschehen wichtig, ist auch die 16 Millionen Euro teure Bundesstraße 388 neu, quasi eine zusätzliche Flughafenanbindung von Ismaning/Fischerhäuser her. Baubeginn ist ebenfalls noch 2009.

Weniger schnell voran geht es beim Nadelöhr Ostring A99, der im DIHK-Stauatlas als stark bis gravierend überlastet gilt. Der dort geplante Ausbau auf acht Spuren dümpelt seit Jahren in den endlosen Listen des Bundesverkehrswegeplans vor sich hin - obwohl er in die höchste Priorität eingestuft ist. Ende 2009, versichert Scheckinger, wollen die Behörden nun zumindest das Planfeststellungsverfahren einleiten. Die Anlieger der stark befahrenen Strecke zwischen Kreuz München-Nord und Haar sollen in Form eines verbesserten Lärmschutzes von dem Ausbau profitieren, der 147 Millionen Euro kosten wird.

Ob dereinst, was sich etwa der ADAC sehnlichst wünscht, ein Autobahn-Südring die Stadt umgibt, ist weiterhin offen. Das Projekt gilt als teuer und ökologisch problematisch, Kritiker zweifeln zudem am verkehrlichen Nutzen.

© SZ vom 12.02.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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