Auszeichnung:Von Stroboskop bis Mikroskop

Bei der Verleihung der Europamedaille im Prinz-Carl-Palais werden unterschiedlichste Preisträger für ihr Engagement geehrt, der Blitzlicht-Rekord geht dabei klar an eine Schauspielerin

Von Julia Bergmann

Auch als Europaminister kann man sich täuschen. "Die Europamedaille ist nicht der Filmpreis", sagt Florian Herrmann - und schon wenige Augenblicke später: Stroboskop-Geflacker, als hätte im Prinz-Carl-Palais ein Techno-Club eröffnet. Blitzlichtsalven. Tausende Fotos, alleine von Veronica Ferres. "Ich brauch jetzt erst mal einen Augenarzt", sagt die Schauspielerin und schickt ein Lächeln hinterher, als wolle sie sagen: Verrückt, was hier gerade passiert. Ferres, die so oft zu Preisverleihungen geht wie andere in den Supermarkt. Nur heute ist es anders, heute steht nicht ihr Schauspieltalent, sondern ihr soziales Engagement im In- und Ausland im Vordergrund, etwa für das christliche Kinder- und Jugendwerk die Arche oder das Kinderhospiz Burgholz.

Auszeichnung: Auch Elisabeth Wicki-Endriss und Veronica Ferres wurden geehrt.

Auch Elisabeth Wicki-Endriss und Veronica Ferres wurden geehrt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein bisschen Filmpreis ist die Verleihung also doch. Nicht nur wegen Ferres, die als eine der wenigen unter den neun Preisträgern selbst zum Mikrofon greift und sich bedankt - bei ihren verstorbenen Eltern für ihre katholische Erziehung und die dadurch verinnerlichten Werte. Einen Hauch von Grandezza bringt auch Schauspielerin Elisabeth Wicki-Endriss mit ins Palais. Sie hat mit ihrem Bernhard-Wicki-Gedächtnisfonds den Friedenspreis des Deutschen Films initiiert. Geehrt werden dabei Schauspieler, die sich einsetzen für Frieden und Völkerverständigung. An diesem Montag wird sie selbst ausgezeichnet. Auf der Bühne strahlt sie vor Freude, ihre Augen glänzen, wandern immer wieder zur Medaille. "Einen solchen Preis zu bekommen, mit so einem Titel, ist eine enorme Auszeichnung. Das macht mich schon demütig und stolz", sagt sie später.

Auszeichnung: Voller Einsatz für Europa und Bayern: Eugénia Viana da Conceição-Heldt und Anthony Rowley.

Voller Einsatz für Europa und Bayern: Eugénia Viana da Conceição-Heldt und Anthony Rowley.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Und die anderen? Die fernab des Blitzlichts? Geoökologe Carl Beierkuhnlein ist die mahnende Stimme in Bayern, wenn es um Klimafragen und Artenschutz geht. Eberhard Biesinger und Jakob Prechtl haben ein mobiles Operationsmikroskop zum Einsatz in Entwicklungsländern gebaut. Eugénia Viana da Conceição-Heldt ist Gründungsdekanin der School of Governance an der TU München. Der frühere Ministerialbeauftragte Ludwig Meier hat sich dafür eingesetzt, dass an Realschulen in der Oberpfalz Tschechisch unterrichtet wird. Außerdem erhält Emilia Müller, ehemalige Ministerin für Bundes- und Europabelange, Sprachwissenschaftler Anthony Rowley als Leiter der Kommission für Mundartforschung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, eine Medaille, dazu Rémy Simon und Winfried Streblow, denen es gelungen ist, eine Städtepartnerschaft zwischen Goldbach und Courseulles-sur-Mer zu etablieren. Oder Tanja Wagensohn, sie verknüpft mit ihrem Hochschulzentrum Bayhost Hochschulen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Und Rosemarie Weber, die Vorsitzende des Vereins Festspiele Europäische Wochen Passau.

Eine bunte Mischung also. Kultur, Klima, Schulen, Medizin. Ludwig Meier, der frühere Ministerialbeauftragte, sagt: "Europa lebt von den Menschen. Europa sind wir alle." Das wird anschließend gefeiert, zwar nicht mit Techno-Tanz, aber mit Sekt und Häppchen.

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