Süddeutsche Zeitung

Auszeichnung:Eine zweite Chance

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"Avanta München" hilft seit Jahren langzeitarbeitslosen Frauen auf ihrem Weg zurück ins Berufsleben. Nun würdigt die Stadt das Engagement des Vereins mit dem Anita-Augspurg-Preis

Von Sven Loerzer

Die Idee entstand in der Teeküche des Frauentherapiezentrums (FTZ): Um psychisch kranken und ehemals suchtkranken Frauen wieder die Perspektive auf ein Berufsleben zu eröffnen, braucht es ein eigenes Arbeitsprojekt. 1994 entstand so der FTZ-Büroservice, aus dem später der Lettershop des Vereins "Avanta München" hervorging. Der soziale Betrieb bietet 63 Frauen maßgeschneiderte Förderung und Unterstützung. Als sozialen Bildungs- und Beschäftigungsträger zeichnet die Stadt den Verein nun mit dem Anita-Augspurg-Preis 2017 aus.

Das Projekt entstand aus der Tradition der Frauenbewegung und begleitet, berät, beschäftigt und qualifiziert Frauen auf ihrem Weg zurück ins Arbeitsleben. Das Angebot des Vereins leiste einen erheblichen sozialpolitischen Beitrag zur Verbesserung der beruflichen Perspektiven und zur selbstbestimmten Lebensgestaltung von Frauen in München, begründet die Stadt die mit 5100 Euro dotierte Auszeichnung, die alljährlich zur Förderung der Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen verliehen wird.

Im Hinblick auf eine niedrige Abbruchquote und eine erfolgreiche Eingliederung der begleiteten Frauen in den Arbeitsmarkt sei das Projekt vorbildlich. Den Preis übergibt Bürgermeisterin Christine Strobl am 15. März im Alten Rathaussaal beim Empfang zum Internationalen Frauentag. 2016 kam es zum Eklat, nachdem für den Preis die wegen ihrer Kritik an Israel umstrittene Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit vorgeschlagen worden war. Die CSU ließ schließlich die Verleihung platzen.

Diesmal aber würdigt die Stadt einen Verein, der öffentlich gefördert unumstritten erfolgreiche Arbeit leistet und sich damit viel Anerkennung erworben hat. Von Anfang an waren Birgit Fendt und Gabriele Fues mit dabei, die beiden Vorstände von Avanta. Der Lettershop bietet unterschiedlich Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen, die lange arbeitslos waren und es "schwer haben", wie Birgit Fendt sagt. Manche haben Gewalt in der Ehe erlebt, stehen vor Wohnungsproblemen oder Schulden. "Viele entdecken verloren geglaubte Fähigkeiten wieder und starten richtig durch." Der Lettershop bietet Ausbildung und Umschulung zur Kauffrau für Büromanagement in einem geschützten Rahmen. Alle, die dies absolvieren, bestehen die Prüfung und finden danach eine Stelle.

"Avanta Steps" bietet praxisorientierte Qualifizierung für 30 Frauen im kaufmännischen Bereich. Zudem unterhält Avanta ein Coaching-Projekt für bis zu 150 langzeitarbeitslose Frauen mit Kindern im Alter unter drei Jahren. "Kurz vor drei" heißt das Programm, die Frauen nehmen an Workshops und Beratungsangeboten teil. Ihre Kinder können sie mitbringen. "Alleinerziehende haben oft eine hohe Motivation", sagt Birgit Fendt. "Aber sie haben viele Probleme zu lösen. Wir wollen den Frauen helfen, das Leben zu organisieren, damit sie den Kopf frei kriegen." 25 fest angestellte Mitarbeiterinnen kümmern sich um die arbeitslosen Frauen bei Avanta. Die wiederum "machen sich gegenseitig Mut", weil sie erleben, wie es andere schaffen, im Beruf Fuß zu fassen.

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Quelle:
SZ vom 13.03.2018
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