KunsttippsSehenswerte Ausstellungen im Umland Münchens

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Ein Gemälde, das seit Jahrzehnten nicht mehr in Deutschland zu sehen war: „Das lange gelbe Pferd“ von Franz Marc aus dem Jahr 1913.
Ein Gemälde, das seit Jahrzehnten nicht mehr in Deutschland zu sehen war: „Das lange gelbe Pferd“ von Franz Marc aus dem Jahr 1913. (Foto: Franz Marc Museum Kochel)

Glas- und Objektkunst, naive Malerei, historische Brettspiele und ein sehr langes gelbes Pferd: Rund um München locken zahlreiche Museen mit tollen Sammlungen und Sonderausstellungen zu einem Tagesausflug. Acht Tipps.

Von Sabine Reithmaier

Kochel: Das lange gelbe Pferd

Im Franz Marc Museum haben die Fans des Blauen-Reiter-Malers bis Ende September die Gelegenheit, „Das lange gelbe Pferd“ zu sehen, ein ungewöhnliches Gemälde des Künstlers, das Ende vergangenen Jahres bei Sotheby’s versteigert wurde und seit Jahrzehnten nicht mehr in Deutschland zu sehen war. Zum Glück hat der neue Eigentümer dem Museum das Bild als Leihgabe angeboten, bevor er das Werk in seine Sammlung in den USA einfügt. Das leuchtend gelbe Pferd mit dem überlangen Rücken steht wie erstarrt zwischen Weg und Feld, es scheint erschöpft zu sein. Franz Marc malte das Bild 1913 in Sindelsdorf, kurz nachdem er von seiner Reise nach Tirol zurückgekehrt war, ein Trip, der deutliche Spuren in seinem Werk hinterließ.

Das lange gelbe Pferd. In der Sammlungspräsentation bis 28. September, Franz Marc Museum, Kochel am See, franz-marc-museum.de

Garmisch-Partenkirchen: Kulturgeschichte

Ungewöhnliche Inszenierung: Trachtengewänder, Hüte, Schmuckstücke, Gürtel und Schuhe werden in einer raumfüllenden Installation im Museum Werdenfels präsentiert.
Ungewöhnliche Inszenierung: Trachtengewänder, Hüte, Schmuckstücke, Gürtel und Schuhe werden in einer raumfüllenden Installation im Museum Werdenfels präsentiert. (Foto: Anton Brandl 850)

Eine faszinierende Zeitreise durch 7000 Jahre Kulturgeschichte bietet das Museum Werdenfels in Garmisch-Partenkirchen. Anlass ist der 100. Geburtstag des Hauses. Als das Museum 1925 startete, besaß es gerade 1946 Objekte. Inzwischen ist die Sammlung auf über 10 000 Exponate angewachsen. In Zeiten revolutionärer technischer Neuerungen sollte das Museum Tradition und Überlieferung für jüngere Generationen bewahren, eine Aufgabe, dem sich das Haus auch heute noch stellt. Im Mittelpunkt der Jubiläumsschau stehen 200 besondere Exponate: 100 davon trug der Mensch am Körper, mit den anderen 100 Objekten gestaltete er seine Umgebung. Das geht los mit einem Steinbeil und reicht bis zu prachtvollen Trachtengewändern, Hüten, Schmuckstücken, Gürtel und Schuhen, die in einer raumfüllenden Installation präsentiert werden. Die ungewöhnliche Inszenierung ist aus verschiedenen Perspektiven – sogar mit Ferngläsern – erlebbar. Sieben zeitgenössische Künstler setzen zudem neue Akzente. Der Berliner Objektkünstler Stephan Hann etwa baut seine Haute Couture aus weggeworfenen Plastiktüten, die sich wie bunte Kleidung durch das große Treppenhaus schwingen. Und die Malerin Rita de Muynck macht sich in „Ausgewickelt – Follow The Girls“ Gedanken über Fatschenkinder.

100 Jahre Museum Werdenfels: Tausende Objekte und noch viel mehr Geschichte(n), bis 9. November, Museum Werdenfels, Ludwigstraße 47, Garmisch-Partenkirchen, museum-werdenfels.de

Oberammergau: Naive Kunst

Lisa Kreitmair gilt als Chronistin von historischen Ereignissen, Familiengeschichten und Brauchtum: Ihr naive Malerei ist im Oberammergau Museum zu sehen, unter anderem ihr Bild „Kartenspieler“.
Lisa Kreitmair gilt als Chronistin von historischen Ereignissen, Familiengeschichten und Brauchtum: Ihr naive Malerei ist im Oberammergau Museum zu sehen, unter anderem ihr Bild „Kartenspieler“. (Foto: Oberammergau Museum, Anton Brandl)

Das Oberammergau Museum widmet sich gerade der Theaterschneiderin, Hüttenwirtin und autodidaktischen Malerin Lisa Kreitmeir (1935–2008). Sie erzählt in ihren Bildern von ihrer Heimat Oberammergau, gilt als Chronistin von historischen Ereignissen, Familiengeschichten und Brauchtum. Zum ersten Mal sind mehr als 100 Werke der Malerin in einer Retrospektive zu sehen. Geboren 1935 als Tochter eines Schnitzers und Jagdgehilfen machte Lisa Kreitmeir nach der Schulzeit eine Lehre als Schneiderin und arbeitete danach am Theater. Erst Anfang der 1960er-Jahre begann sie autodidaktisch zu zeichnen und zu malen. Inspiriert von der traditionellen Votivmalerei und den Bildtafeln der Bänkelsänger hielt sie auf ihren Bildern Geschichten fest. Und war mit ihrer naiven Kunst in den 1970er- und 1980er-Jahren sehr erfolgreich. Davon zeugen Kataloge, aber auch Artikel im Stern oder der Bunten.

Lisa Kreitmeir (1935–2008): Das Dorfleben malen, bis 9.November, Oberammergau Museum, Dorfstraße 8,  oberammergaumuseum.de

Penzberg: Künstlerkolonie Seeshaupt

Von der Freundschaft der Maler Heinrich Campendonk (hier sein Gemälde „Hirtin mit Kühen“),  Fritz Stuckenberg und des Dichters Paul van Ostaijen erzählt die aktuelle Ausstellung des Campendonk-Museums in Penzberg.
Von der Freundschaft der Maler Heinrich Campendonk (hier sein Gemälde „Hirtin mit Kühen“),  Fritz Stuckenberg und des Dichters Paul van Ostaijen erzählt die aktuelle Ausstellung des Campendonk-Museums in Penzberg. (Foto: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, VG Bild-Kunst Bonn 2025)

„Kataklump“ – ein klangvoller Name für eine Künstlergruppe in der Nachfolge des Blauen Reiters. Schon allein deshalb ist es schade, dass die Vereinigung in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg nie zustande kam. Davon und von der Freundschaft der Maler Heinrich Campendonk, Fritz Stuckenberg und des Dichters Paul van Ostaijen erzählt die aktuelle Ausstellung des Campendonk-Museums in Penzberg. Campendonk lebte seit 1916 in Seeshaupt, hatte aber einen guten Draht in die Hauptstadt Berlin und immer wieder Besuch von avantgardistischen Künstlern.

Sogar die amerikanische Malerin und Mäzenin Katherine Sophie Dreier, Künstlerfreundin von Man Ray und Marcel Duchamps, besuchte ihn, vermittelte Campendonk sogar Ausstellungen in New York. Ein enger Freund wurde ihm Paul von Ostaijen, der im Juni und Juli 1919 für drei Wochen in Seeshaupt weilte. Er war es auch, der Stuckenberg (1881–1944) motivierte, im Oktober 1919 nach Seeshaupt umzuziehen, nicht nur, weil dort die Ernährungslage besser war, sondern auch der künstlerischen Inspiration wegen. Außerdem konnte der verheiratete Stuckenberg dort seine schwangere Geliebte besser verheimlichen.

Campendonk kannte er bereits aus Herwarth Waldens Galerie Sturm in Berlin, doch jetzt bot sich die Gelegenheit, die Beziehung zu vertiefen. Als Name für die neue Gruppe schlug Ostaijen „Kataklump“ vor, flämisch lautmalerisch für galoppierende Pferde. Was gut zu den Nachfolgern des Blauen Reiters gepasst hätte. Warum es nicht klappte? Davon berichten die Briefe und die Bilder der Ausstellung – viele von Campendonk und Stuckenberg, aber auch von anderen Künstlern aus deren Umfeld wie Georg Muche und Arnold Topp.

Kataklump – eine Idee. Heinrich Campendonk, Paul van Ostaijen, Fritz Stuckenberg, bis 22. Juni., Museum Penzberg, Sammlung Campendonk, museum-penzberg.de

Bernried: Glaskunst und Malerei

Gleich drei Ausstellungen sind im Buchheim Museum geboten. Sehr reizvoll ist die Glaskunst-Ausstellung von Susanne Wolf auf dem Promenadendeck und im Foyer.
Gleich drei Ausstellungen sind im Buchheim Museum geboten. Sehr reizvoll ist die Glaskunst-Ausstellung von Susanne Wolf auf dem Promenadendeck und im Foyer. (Foto: Buchheim Museum)

Das Buchheim Museum wird zwar gerade erweitert. Das bedeutet aber nicht, dass es dort nichts zu sehen gibt. Im Gegenteil, es werden gleich drei Ausstellungen geboten. Sehr reizvoll ist die Glaskunst-Ausstellung, die sich auf dem Promenadendeck und im Foyer findet. Die Schau, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Verein Glasheimat Bayern, bietet von filigranen Kreationen bis hin zu monumentalen Werken beste zeitgenössische Glaskunst.

Amüsant ist die von der Sammlungsleiterin Rajka Knipper kuratierte Ausstellung „Mit wachem Blick & begabter Hand“. Sie hat, um die thematische und stilistische Vielfalt der Sammlung zu zeigen, bisher kaum oder noch nicht gezeigte Werke nach motivischen Gemeinsamkeiten gehängt, nicht nach Stil oder zeitlichem Kontext, sondern nach Sujets sortiert. So kommt Gestreiftes zu Gestreiftem, Berge zu Bergen, Brillenträger zu Brillenträger.

Mit energiegeladenen Pinselstrichen und leuchtenden Farben setzt sich die Malerin Ursula Jüngst mit den Krisen unserer Gegenwart auseinander. In dem zehnteiligen Monumentalgemälde „Schreck – Covid 19“, das in der Ausstellung erstmals öffentlich gezeigt wird, hat sie sowohl mit dem Format als auch dem Farbauftrag experimentiert, in dem sie beim Malen des sieben Meter breiten Gemäldes mit verlängertem Pinsel immer 150 Zentimeter Abstand einhielt. Genau die Entfernung, die während des Lockdowns einzuhalten war.

Komische Kunst: Auf dem neu gestalteten Humor-Parcours in Bernried sind 40 Werke so bekannter Cartoonisten wie Pepsch Gottscheber, Eva Muggenthaler oder Rudi Hurzlmeier zu sehen, hier sein Bild „Ein Einheimischer“.
Komische Kunst: Auf dem neu gestalteten Humor-Parcours in Bernried sind 40 Werke so bekannter Cartoonisten wie Pepsch Gottscheber, Eva Muggenthaler oder Rudi Hurzlmeier zu sehen, hier sein Bild „Ein Einheimischer“. (Foto: Forum Humor)

Wer Bernried nicht sofort wieder verlassen will, kann noch durch den neu eröffneten Humor-Parcours wandern. Bekanntlich hat sich die Gemeinde im Vorjahr nach harten Differenzen mit dem langjährigen Planungspartner „Forum Humor und komische Kunst“ dazu entschlossen, auf eigene Faust ein Humormuseum zu errichten. Einen Vorgeschmack darauf gibt der neue gestaltete Parcours. Der Weg führt vom Rathausplatz durch das Dorf, entlang der Seepromenade durch den Park des Buchheim Museums bis zum Lachwald bei Schloss Höhenried. 40 Cartoons sind auf Schildern in Goldrahmen zu entdecken. Viele bekannte Cartoonisten haben sich an dem von der Gemeinde Bernried gemeinsam mit „Komische Kunst am See“ ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligt, darunter Rudi Hurzlmeier, Eva Muggenthaler, Peter Gaymann, Kittyhawk oder Pepsch Gottscheber.

From Mind to Soul – Glass, bis 20. Juli; Mit wachem Blick & begabter Hand. Werke aus der Sammlung, bis 29. Juni;  Ursula Jüngst: Auf(er)stehen, bis 13. Juli; Humor-Parcours, Buchheim Museum, Am Hirschgarten 1, Bernried am Starnberger See, buchheimmuseum.de

Dachau: Der Mensch als Spieler

Die Schau „Die Welt im Spiel“ präsentiert 80 historische Brettspiele, darunter „Die Automobilfahrt“ vom Verlag J. W. Spear & Söhne Nürnberg, ungefähr von 1905.
Die Schau „Die Welt im Spiel“ präsentiert 80 historische Brettspiele, darunter „Die Automobilfahrt“ vom Verlag J. W. Spear & Söhne Nürnberg, ungefähr von 1905. (Foto: Museen der Stadt Nürnberg, Deutsches Spielearchiv)

Das Bezirksmuseum in Dachau widmet sich einem anderen menschlichen Grundbedürfnis, dem Spielen. Die Ausstellung zeichnet die Entwicklung des Brettspiels während der letzten 200 Jahre nach. Die Schau präsentiert 80 historische Brettspiele, darunter wertvolle Raritäten wie das Drahndl, ein im Alpenland bekanntes und in Wirtshäusern gespieltes Glücksspiel, von dem das Bezirksmuseum Dachau eines der wenigen erhaltenen Exemplare besitzt. Beeindruckend auch die von Künstlern gestalteten Spiele, darunter Seltenheiten wie „Die Herkomer-Fahrt“ oder der Spielplan zur Pariser Weltausstellung von 1900. Highlights sind zwei Unikate aus den frühen 1920er-Jahren: das „Koalitionsschach“, eine Erfindung des Komponisten Arnold Schönberg, und das handgezeichnete „Wettersteinspiel“, das die Bergabenteuer dreier Münchner Freunde wiedergibt.

Die Welt im Spiel. Brettspiele aus 200 Jahren, bis 22. Februar 2026, Bezirksmuseum Dachau, Augsburger Straße 3, dachauer-galerien-museen.de

Dachau: Der tiefe Blick

Blicke sagen mehr als tausend Worte: Erstmals wird in der Gemäldegalerie der Neuzugang „Unbekannte Damen“ von Franz von Lenbach (1836–1904) gezeigt.
Blicke sagen mehr als tausend Worte: Erstmals wird in der Gemäldegalerie der Neuzugang „Unbekannte Damen“ von Franz von Lenbach (1836–1904) gezeigt. (Foto: Gemäldegalerie Dachau/Peter Brunner)

Vom Bezirksmuseum ist es übrigens nicht weit zur Gemäldegalerie. Dort macht sich die aktuelle Ausstellung Gedanken über den tiefen Blick, schließlich sagt der ja angeblich mehr als tausend Worte.  Wie uns solche Blicke in Kunstwerken berühren, kann man anhand von Exponaten aus der Sammlung der Galerie, ergänzt mit hochkarätigen Leihgaben, überprüfen. Erstmals werden zwei Neuzugänge präsentiert: ein Damenporträt von Franz von Lenbach sowie ein Doppelporträt der Dachauer Malerin Paula aus dem Jahr 1917.

Blick.Punkt. Was Blicke erzählen, bis 5. Oktober, Gemäldegalerie Dachau, Konrad-Adenauer Straße 3, dachauer-galerien-museen.de/gemaeldegalerie

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