Ausstellung von Dolly Buster:Brustkunst

Bekannt geworden ist sie als Porno-Darstellerin, nun bemüht sie sich um Anerkennung in der Kunstszene: Dolly Buster stellt in Fürth ihre Gemälde aus. Ohne Erotik geht es bei ihr natürlich auch hier nicht.

Olaf Przybilla

Dolly Buster trägt ein schönes, dezentes Oberteil an diesem Abend, was einer Erwähnung wert erscheint, weil Dolly Buster für allerlei bekannt ist, eher aber nicht für schöne, dezente Oberteile.

An ihrer Seite sieht man den Oberbürgermeister von Fürth, Thomas Jung, ein Mann, dem sie in seiner Stadt richtig viel Gutes nachsagen, eher aber nicht eine Leidenschaft für die bildende Kunst. An diesem Abend aber geht das alles zusammen in Fürth: Der Oberbürgermeister mit einer großartig rot-weiß-hellblau-beige-gestreiften Krawatte. Dolly Buster, für die das Wort "Pornostar" erfunden sein dürfte. Und sowieso die Kunst und der Lack, die Malerei und das Leder.

Frau Buster, die im richtigen Leben auf den Namen Nora Baumberger hört, präsentiert eine Werkschau, es ist "die größte, die ich je gezeigt habe", sagt sie. Buster, sie hieß damals noch Dvorakova, hat als Mädchen angefangen mit dem Malen, an der Kunstschule in Prag entdeckte sie ihre Passion. Später ist sie aus der Tschechoslowakei nach Deutschland übergesiedelt, und dort entwickelte sie andere Leidenschaften.

Fragt man sie, ob sie je in Erwägung gezogen habe, Künstlerin zu werden, erntet man einen bestürzend mitleidigen Blick. "Ich war immer Künstlerin", sagt Buster, inzwischen bevorzuge sie nur andere Mittel. Eine verzwickte Schaffensperiode habe sie in den letzten Monaten zu überwinden gehabt, nun aber wage sie sich an diese Retrospektive etlicher Phasen ihres Schaffens.

31 Bilder sind nun in Fürth zu sehen, und eines zumindest wird man der Künstlerin bestimmt nicht absprechen können: einen robusten Sinn für Selbstironie. Als ihr Lieblingswerk stellt sie ein Kohle-Pastell-Acryl-Bild vor, es trägt den Namen "Dollywood". Vor diesem Bild lässt sich Frau Buster gerne fotografieren. Die Mitte des Werkes ziert ein Schaf - dass es sich um den prominenten Klon namens "Dolly" handelt erschließt sich. Hier also eine Dolly und dort auch eine Dolly, fast könnte es einen schaudern bei soviel Anspielungsreichtum.

Bei einem anderen Werk ist das nicht anders, es trägt den Titel "Tatjana". Gerade in Franken muss man bei dem Namen nicht viel erklären, um dahinter die Witwe eines Nürnberger Schönheitschirurgen zu vermuten. Auf dem Bild zu erkennen aber ist diese nicht, denn Buster hat das Porträt mit Deckfarbe übergossen. Geblieben sind: ein Auge und ein Stück Brust. Besuchen kann man die Werkschau bis zum 25. März in der Galerie "Kunst bei Kannegießer".

Die Bilder sind gut aufgehoben dort, denn auch in dem Haus treffen Phänomene aufeinander, die schwer zusammengehen. Die Galerie ist beheimatet im "Hotel Pyramide", einem ägyptisch anmutenden Bauwerk, das so groß ist, dass dort auch etliche Dienstleister ein Büro unterhalten. Das Bild "Dollywood" hängt deswegen direkt neben der Tür eines "Anti-Aging-Instituts".

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