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Ausstellung über Münchner Norden:Glamourviertel Milbertshofen

Ungewohnte Blicke auf den Münchner Norden: In der Ausstellung von Dorrit Wess und Sven Eichhorn entdecken Besucher die glamouröse Seite des Stadtviertels.

Ungewohnte Blicke auf den Münchner Norden: In der Ausstellung von Dorrit Wess und Sven Eichhorn entdecken Besucher Milbertshofen ganz neu. Die Bilder des Fotografen-Duos verleihen den Orten wie diesem Basketballplatz einen Glanz, den man in der Realität meist übersieht, - und zeigen auf, wie das Viertel sich in den vergangenen Jahren gewandelt hat.

Weil Madonna es mit ihrem Konzertbeginn im Olympiastadion 2009 nicht so ernst nahm, konnte Sven Eichhorn sein Stativ und seine Kamera so positionieren, dass das Flutlicht des Stadions den spiegelglatten Olympiasee zu einer magischen Projektionsfläche für Licht, Landschaft und Zuschauer machte. Der Fotograf drückte auf den Auslöser und hatte sein Bild. Sekunden später ging das Flutlicht aus. Die Diva war da, das Konzert begann und der See wurde zu einem schwarzen Fleck.

Die beiden Fotografen sind das, was man einen sehr geduldigen Beobachter nennen könnte. Sie warten. Auf den Mond, auf das Sonnenlicht. Die Fotografen beobachten die Wolkenkonstellationen am Himmel, das Wechselspiel von Licht und Dunkelheit und suchen - bevor sie den Auslöser drücken - den rechten Blickwinkel. Wie hier am Güterbahnhof.

Immer wieder haben die beiden Fotografen im Münchner Norden nach Plätzen gesucht, die eine eigene Sprache sprechen, am Verschwinden sind oder neu entstanden sind. "Das Stadtviertel hat sich verändert und um diesen Prozess zu zeigen, haben wir das Neue und Alte, das Moderne und Morbide gegenübergestellt", sagt Dorrit Wess

Man sieht den Petuelpark, das BMW-Gebäude, aber auch den stillgelegten S-Bahnhof Olympiastadion. Vergangenheit und Gegenwart werden zu einer Einheit verwoben, die besonders faszinierend ist, weil keine Menschen jene künstlerisch neu entstandenen Kulissen bevölkern. Die Plätze sind leer.

Und wieder haben Dorrit Wess und Sven Eichhorn lange, geduldig gewartet, bis ihre Plätze menschenleer waren. An der Münchner Freiheit fuhr keine Tram, kein Bus. Der futuristische Bahnhof wird so inszeniert, wie es sich der Architekt gedacht haben könnte: als Kulisse für einen Traum in einem Science Fiction.

Die Ausstellung auf hohem fotografischen Niveau ist mehr als nur ein ungewöhnlicher Bilder-Spaziergang durch die Stadt. Sie ist der geglückte Versuch, Architektur Geschichten erzählen zu lassen - für den Menschen.

Die grünen Sitze im Olympiastadion liegen inzwischen meist verlassen da - doch der Fotograf Eichhorn verleiht ihnen wieder Glamour. Die Ausstellung "Münchner Norden im Kulissenblick" ist bis zum 30. März im Kulturhaus Milbertshofen, Curt-Mezger-Platz 1, zu sehen.

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Quelle:
sueddeutsche.de/Nicole Graner
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