Ein junges Mädchen steht mit dem Rücken zur Wand, sie senkt den Blick, ihr linker Unterarm ist geritzt, sie weint. Das Bild entstand in St. Petersburg, dort arbeitet das Mädchen als Zwangsprostituierte.
In München will die Menschenrechtsorganisation Terre Des Femmes (TDF) mit der Ausstellung "Ohne Glanz und Glamour - Prostitution und Frauenhandel im Zeitalter der Globalisierung" auf die Ausbeutung der Sexsklavinnen aufmerksam machen. Deutschland gilt als wichtiges Ziel- und Durchgangsland. Genaue Zahlen gibt es nicht, Schätzungen gehen aber davon aus, dass mehr als 200.000 Ausländerinnen in Deutschland als Prostituierte arbeiten. Meist sind die Frauen zwischen 16 und 25 Jahre alt, oft auch jünger. Allein in München kommen mehr als 80 Prozent der Frauen aus dem Ausland, die meisten aus Ost- und Südosteuropa.
"Wir schauen hin, wo es emotional wehtut", sagte Maria Kurz-Adam, Leiterin des Stadtjugendamtes München, bei der Eröffnung. Das Elend dürfe nicht nur zur Kenntnis genommen werden, sondern man müsse auch Veränderungen herbeiführen wollen. Die Bilder sind nicht gestellt, sondern zeigen die jungen Prostituierten bei der Arbeit auf der Straße oder vor dem Wohnwagen mit einem Freier. Juliane von Krause, Autorin der Ausstellung, möchte mit den Bildern das Thema Prostitution und Frauenhandel enttabuisieren. Bei dem Problem müsse man an der Wurzel ansetzen.
Die Gründe für die Zwangslage der Frauen ähneln sich meist: Oft sind sie in ihren Heimatländern Gewalt in der Familie ausgesetzt und wollen dem entkommen. Auch die wirtschaftliche Notlage ist eine Triebfeder, das vermeintliche Glück in der Fremde zu suchen. Beispiel Moldawien: 40 Prozent der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze und muss mit zwei Dollar pro Tag auskommen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 70 Prozent.
Wenn die jungen Frauen dann mit großen Versprechungen nach Deutschland gelockt worden sind, werden ihnen erst einmal das Handy und der Pass weggenommen. Sie werden so lange schikaniert und bearbeitet, bis ihr Wille gebrochen ist und sie sich in ihr Schicksal fügen. Bis die Frau bei dem Zuhälter in Deutschland landet, haben Schleuser und Anwerber laut Terre Des Femmes schon bis zu 7000 Euro an ihr verdient. Die Anwerber kommen demnach meist aus dem Familien- und Bekanntenkreis, auch Frauen sind darunter.
"Je stärker Gleichberechtigung gelebt wird, desto weniger Prostitution gibt es", sagte von Krause. In Schweden ist Prostitution strafbar, nach mehrheitlicher Meinung der Bevölkerung dort widerspricht sie der Gleichberechtigung. Mit Fakten will von Krause bei der Ausstellung aufklären, sie bietet deshalb auch extra Führungen für Schulklassen an. Auch deutsche Schülerinnen würden Opfer von Prostitution, sagt sie. Die Täter schlagen im Internet zu. Zuerst versprechen sie dem Mädchen die große Liebe, machen ihm Geschenke, um es dann sexuell auszubeuten.
Ausstellung vom 6. - 16. Nov., Mo - Mi 8 -16 Uhr, Do 8 - 17 Uhr, Fr 8 - 13 Uhr, Sozialbürgerhaus, Plinganserstraße 150. Führungen: Do, 7. November, 16.30 Uhr; Di, 12. November, 16.30 und 18 Uhr