Was bewegt junge Künstlerinnen und Künstler? Mit welchen Themen beschäftigen sie sich? Welche künstlerischen Ausdrucksformen wählen sie? Das sind wohl die wichtigsten Fragen, die man sich stellt, wenn man eine Ausstellung in der Kunstakademie besucht. Umso mehr, wenn es sich um die Diplomausstellung im Bereich der freien Kunst handelt. Denn schließlich steht der künstlerische Nachwuchs nun an der Schwelle, an der spätestens jetzt – wie man früher gesagt hätte – der Ernst des Lebens beginnt. Und der ist mit Blick auf den Kunstmarkt für viele freie Künstler alles andere als ein Zuckerschlecken.
Der postpandemische Boom am Kunstmarkt hat nachgelassen, auch wenn global noch immer Milliarden umgesetzt werden. Doch die Verteilung ist höchst unterschiedlich ausgeprägt. „Der Kunstmarkt ist“, so die Einschätzung der Investmentbank Merrill Lynch, „auch Jahre nach den Höchstständen von 2021 noch immer auf der Suche nach einem Preisgleichgewicht.“ Wenn Sammler und Käufer weniger für Werke bezahlen, muss für Künstlerinnen und Künstler wenigstens deren Inhalt stimmen. Der ist bei so vielen verschiedenen Charakteren aus so unterschiedlichen Klassen naturgemäß breit gefächert.
Es könnte sich lohnen, bei der Diplomausstellung an der Akademie der Bildenden Künste bei Lisa Baldhuber reinzuschauen. Sie kennt man durch ihre immersive Arbeit „Afterglow“, die aktuell noch im Haus der Kunst installiert ist. Auch von Sebastian Quast hat man schon gehört, er ist Mitorganisator des Künstlerraums space n.n. in der Gabelsbergerstraße; außerdem stellt er derzeit mit Tornike Abuladze unter dem Titel „Robo-Romance“ bei Eres Projects in der Theresienstraße aus, einem Ableger der Eres Stiftung in der Römerstraße. In der Römerstraße gibt es übrigens die sehr kluge Ausstellung „Messengers From Above“ über mysteriöse Boten aus dem All zu sehen.
Nicht uninteressant klingt, was von Johannes Kiel und Ludwig Dressler für die Diplomausstellung angekündigt wird: Dressler beschäftigt sich mit Hand-Bewegungen. Und von der Hand zum allgegenwärtigen Handy ist der gedankliche Weg nicht weit. Kiel widmet sich Algorithmen. Dass diese die digitale Bubble und mithin unser gesamtes Aufmerksamkeitspotenzial steuern, dass sie ebenso wichtig wie missbrauchsanfällig sind, wissen inzwischen wohl alle.
Nach der Eröffnung an diesem Donnerstagabend, 6. Februar, wird man mehr wissen: Etwa 70 Absolventinnen und Absolventen der Münchner Kunstakademie werden ihre Diplomarbeiten präsentieren. Los geht’s um 18 Uhr im Foyer des Neubaus, Akademiestraße 4, die Ausstellung ist dann bis 23 Uhr geöffnet. Außerdem bis kommenden Dienstag jeweils von 14 bis 20 Uhr, am Samstag und Sonntag bereits von 12 Uhr an.
Zum Jubiläum gab’s einen Aufschlag
Und wo wir beim Nachwuchs sind: In der Galerie der Künstlerinnen und Künstler des BBK München und Oberbayern in der Maximilianstraße 42 (neben dem Museum Fünf Kontinente) sind noch bis 2. März die Bayerischen Kunstförderpreise zu sehen. Julie Batteux, Johanna Gonschorek, Eunju Hong und Ayaka Terajima haben das Herz von Kunstminister Markus Blume schon mal erobert. Der hat zur Feier der 60. Ausgabe zudem das Preisgeld auf 7000 Euro erhöht. Bei der Preisverleihung im Gärtnerplatztheater erklärte er: „Mit diesem Preis würdigen wir herausragendes Talent und sagen Danke für künstlerische Leidenschaft, kreativen Mut und großartige Kunst.“ Bleibt nur zu hoffen, dass Blumes Herz über den Tag hinaus für die angehenden Künstlerinnen und Künstler schlägt.