Ausstellung in Gröbenzell:Prost in der Verwüstung

Ein Foto, das um die Welt ging: Der Pressefotograf Johannes Simon zeigt in einer Ausstellung im Gröbenzeller Bürgerhaus seine eindrucksvollsten Fotos.

Peter Schelling

5 Bilder

Jahresrueckblick 2005: Tsunami-Katastrophe in Thailand

Quelle: ag.ddp

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Der Pressefotograf Johannes Simon zeigt in einer Ausstellung im Gröbenzeller Bürgerhaus seine eindrucksvollsten Fotos.

Es gibt Momente im Leben des Pressefotografen Johannes Simon, in denen er sich nicht immer ganz sicher war, ob er tatsächlich den richtigen Beruf gewählt hat - oder ob es nicht doch besser gewesen wäre, er wäre in seinem Atelier geblieben und hätte ein Bild nach dem anderen gemalt. Einer dieser Momente war, als vor fast sechs Jahren ein Foto um die Welt ging, das Simon nur wenige Tage nach dem verheerenden Tsunami in Thailand aufgenommen hatte. Es zeigt zwei Männer in Badehose, einer von ihnen mit gewaltigem Bauchumfang, wie sie sich am Strand des Ferienortes Patong mit Bierflaschen zuprosten. Dahinter sind die Verwüstungen zu erkennen, die der Tsunami hinterlassen hat. "Das ist eigentlich kein Foto, auf das man stolz sein kann", sagt Johannes Simon, "aber es bildet die Wahrheit ab." Weil es in so vielen Zeitungen abgedruckt wurde und sogar Gegenstand einer langen Diskussionsrunde im Fernsehen war, ist es wahrscheinlich Simons bekanntestes Bild.

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Quelle: ddp

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Zu sehen ist es in der Ausstellung "Im Focus", in der Johannes Simon von Freitag an im Gröbenzeller Bürgerhaus eine kleine Auswahl an Bildern zeigt, die zum überwiegenden Teil entstanden sind, als er als Fotograf im Auftrag von großen Bildagenturen in der ganzen Welt unterwegs war. Simon arbeitete von 1998 bis 2000 regelmäßig in Bosnien und im Kosovo, war 2004 nach dem Terroranschlag in Madrid vor Ort, begleitete mehrere Papst-Reisen und fotografierte unter anderem bei den Filmfestspielen in Cannes, bei Olympischen Spielen und bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland.

Bruck: Porträt Johannes Simon

Quelle: Johannes Simon

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 Erst relativ spät hat Simon die Fotografie als Ausdrucksmedium für sich entdeckt. "Als Sohn eines Kunstmalers hatte ich lange Zeit das Gefühl, dass Fotografieren etwas zweitrangiges ist und mich nicht getraut, das als eine ganz eigenständige Kunstform zu sehen", sagt er. Und obwohl Simon sich in jüngster Zeit wieder mehr der Malerei zugewandt hat, sieht er in der Arbeit mit Kamera und Objektiv noch immer eine große Herausforderung für sich. "Ich habe mit dem Fotografieren nie das Gefühl, dass ich irgendwo angekommen bin", sagt er.

Bruck: Max Mannheimer referiert vor Schuelern im Graf-Rasso-Gymnasium

Quelle: Johannes Simon

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In seiner Gröbenzeller Ausstellung zeigt Simon auch Arbeiten, die ihm persönlich sehr viel bedeuten. Ein Foto, das er von dem Auschwitz-Überlebenden Max Mannheimer bei einem Besuch im Fürstenfeldbrucker Graf-Rasso-Gymnasium gemacht hat, steht geradezu exemplarisch für seine Arbeitsweise. Es ist dieser Mittelweg zwischen Hartnäckigkeit und sensibler Herangehensweise, die es ihm ermöglicht, Bilder von einer unglaublichen Intensität zu machen. Simon wusste genau, wie das Bild aussehen sollte, das er von Max Mannheimer haben wollte, er musste nur exakt den richtigen Zeitpunkt finden, Mannheimer zu bitten, den Hemdsärmel hochzukrempeln und damit den Blick auf die unauslöschlich eingebrannte Häftlingsnummer 99728 auf seinem linken Unterarm freizugeben. "So ein Foto", sagt Johannes Simon, "geht einem emotional ganz nahe", sagt Simon.

DLD Conference 2010

Quelle: Getty Images for Hubert Burda Me

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Im Januar fotografierte Johannes Simon Christoph Schlingensief. Der Künstler starb im August an Krebs.

"Im Focus - Fotografie von Johannes Simon"; Galerie im Gröbenzeller Bürgerhaus; geöffnet dienstags von 17 bis 20 Uhr, donnerstags von 15 bis 18 Uhr, freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr; bis 12. Dezember.

Den kompletten Text lesen Sie in der Fürstenfeldbrucker SZ vom Donnerstag.

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