Ausstellung im AmerikahausIn der unsozialen Hängematte

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Viele Menschen in Amerika sind in die Armut abgerutscht. Wie sie dennoch versuchen, ihre Würde zu bewahren, zeigen Joakim Eskildsens Fotos.
Viele Menschen in Amerika sind in die Armut abgerutscht. Wie sie dennoch versuchen, ihre Würde zu bewahren, zeigen Joakim Eskildsens Fotos. (Foto: Joakim Eskildsen)

Unterwegs in den ärmsten Gegenden der USA: Joakim Eskildsen zeigt in der Ausstellung "American Realities" im Amerikahaus, wie weit sich die Wirklichkeit vom amerikanischen Traum entfernt hat.

Von Jürgen Moises

Die meisten Träume haben es an sich, dass sie nur äußerst selten in Erfüllung gehen. Das ist beim "American Dream" nicht anders, dessen bekanntes Glücksversprechen lautet, dass jeder in Amerika durch Disziplin und harte Arbeit vom Tellerwäscher zum Millionär aufsteigen kann.

Dass das nicht stimmt, beweist die ernüchternde Zahl von mehr als 45 Millionen Menschen, die in den USA unter der Armutsgrenze leben. Darunter sind Immigranten, Kriegsveteranen, alleinerziehende Mütter, Menschen mit einer geistigen oder anderen Behinderung, Opfer von Naturkatastrophen oder ehemalige Mittelständler, die durch die Finanzkrise oder aus anderen ökonomischen Gründen in die Armut abgerutscht sind. Wie sie dort leben, das zeigt Joakim Eskildsen in seiner Foto-Serie "American Realities", die vom 2. Dezember an im Münchner Amerikahaus zu sehen ist.

Mehr als sieben Monate lang war der dänische Fotograf 2011 zusammen mit der Journalistin Natasha del Toro in den statistisch ärmsten Gegenden in Amerika unterwegs, um im Auftrag des TIME-Magazins die Gesichter und Geschichten hinter den Zahlen und Statistiken zu finden. Gestoßen ist er in New York, Kalifornien, Louisiana, South Dakota oder Georgia auf Menschen, die ihren Glauben an den amerikanischen Traum längst verloren haben. Die sich ihre Würde aber trotz allem bewahrt haben und sich so gut es geht mit ihrem Schicksal arrangieren.

Eskildsen, der beim dänischen Hoffotografen Rigmor Mydtskov gelernt und an der renommierten "School of Arts, Design and Architecture" in Helsinki studiert hat, greift dieses Moment der Würde in seinen Fotografien auf. Er zeigt seine Protagonisten in einem warmen und freundlichen Licht, lässt sie mit einem selbstbewussten Blick in Richtung Kamera schauen.

Eine Bildstrategie, wie sie sich auch in Eskildsens preisgekröntem Foto-Buch "Die Romareisen" von 2007 findet, mit dem der 44-Jährige international bekannt wurde. Eine Beschönigung sind seine Bilder trotzdem nicht, sondern eher eine Aufforderung an die Gesellschaft, die Schattenseiten des "American Dream" anzuerkennen und die Opfer der zugehörigen Selbstverwirklichungs-Ideologie nicht mehr länger zu ignorieren.

Joakim Eskildsen. American Realities, Fr., 2. Dez., 19 Uhr, bis 10. Feb., Mo. bis Fr. 10-17 Uhr, Mi., 10-20 Uhr, Amerikahaus, Barer Str. 19a, 089/552537

© SZ EXTRA vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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