Ausstellung:Abriss-Bilder aus Obergiesing

Ausstellung: Wo einst große Fotogeschichte geschrieben wurde und schweres Gerät für einen Neuanfang sorgte, sind nun nach langem Neubau Münchner zuhause.

Wo einst große Fotogeschichte geschrieben wurde und schweres Gerät für einen Neuanfang sorgte, sind nun nach langem Neubau Münchner zuhause.

(Foto: Richard F. J. Mayer)
  • Die Neubauten auf dem ehemaligen Agfa-Gelände sind mittlerweile bezogen.
  • Fotograf Richard F. J. Mayer hat den Abriss dokumentiert.
  • Seine Bilder sind derzeit an der Werner-Schlierf-Straße 13 ausgestellt - solange, bis der letzte Gewerberaum vermietet wird.

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Der Akt der Zerstörung birgt einen mindestens so großen ästhetischen Reiz wie der folgende Akt der Neuschöpfung: Das zeigen die Fotografien von Richard F. J. Mayer, die derzeit an der Werner-Schlierf-Straße 13 zu sehen sind. Unter dem Titel "Agfa im Bilde" hat Mayer, der als Anwohner die Arbeiten regelmäßig und akribisch verfolgt hat, eine Langzeitdokumentation geschaffen. Sie hält mit sensiblem Blick für das Geschehen den Wandel des einst hermetisch abgeschlossenen Firmengeländes zum modernen - und auch teuren - Wohnquartier fest.

Die Neubebauung des ehemaligen Agfa-Areals ist dieses Frühjahr abgeschlossen worden. Die Wohnungen sind inzwischen bezogen, auch die Gewerbeflächen sind fast alle vermietet. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind nun dort zu Hause, wo früher Fotogeschichte geschrieben wurde. Wobei Agfa ursprünglich ein Chemieunternehmen war, dessen Name für "Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrication" stand.

Der breiten Öffentlichkeit jedoch wurde das Unternehmen durch seine fotografischen Produkte bekannt: Agfa war über Jahrzehnte einer der größten europäischen Hersteller von fotografischen Filmen und Laborausrüstungen nach den weltweit führenden Konkurrenten Kodak und Fujifilm. Für den Massenmarkt wurden auch Kameras und Diaprojektoren hergestellt. Und Agfa war natürlich auch ein beliebter Arbeitgeber für Generationen von Giesingern.

Damit diese Geschichte lebendig bleibt, ermöglicht nun die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) diese Fotoausstellung in einem der letzten noch freien Gewerberäume. Die Ausstellung kann rund um die Uhr von außen besichtigt werden. Allerdings lässt sich nicht sagen, für wie lange. Denn sobald sich ein Interessent findet, werden die Räume vermietet und wieder anderweitig benötigt.

Die MGS führt mit Mitteln aus dem Bundesförderprogramm ein Projekt zur Stärkung der lokalen Ökonomie in den Sanierungsgebieten Giesing, Berg am Laim und Ramersdorf durch. Das Projekt heißt "work & act - mit Weitblick nah versorgt" und beinhaltet unter anderem ein gezieltes Leerstands- und Flächenmanagement, im Rahmen dessen die MGS temporäre Bespielungen wie diese Fotoschau ermöglicht.

Dazu hat laut Ankündigung auch die KW AG als Immobilienverwalter einen großen Beitrag geleistet. Kulturelle Nutzungen, so wiederum das dahinterstehende Kalkül, haben eine positive Ausstrahlung auf den Standort und erhöhen die Aufmerksamkeit für eine Gewerbefläche. Schön, wenn davon auch Künstler profitieren.

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