Ausgrabungen:Grüße aus dem Mittelalter

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In Pasing jedoch ließ sich ein Reiterkrieger samt Pferd und Waffen bestatten. (Foto: Robert Haas)

Skelettfunde in Pasing: Experten wussten von altem Gräberfeld

Die Skelette, die bei den Bauarbeiten für die geplanten Wohnhäuser an der Josef-Retzer-Straße in Pasing, gefunden wurden, überraschten keinen: "Es war bereits bekannt, dass sich in diesem Bereich ein Bodendenkmal befindet", sagt Dorothee Ott, Sprecherin des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Die archäologischen Untersuchungen seien in vollem Gange. "Sie werden durch eine vom Bauherrn beauftragte archäologische Grabungsfirma ausgeführt", so Ott.

Dieses Vorgehen stand von Anfang an fest. Bei dem Gebiet handelt es sich nämlich um ein frühmittelalterliches Gräberfeld aus der Zeit um 600 nach Christus. Bereits 1919 habe man Skelette gefunden, wie Ott sagt. Um wen oder was es sich bei den jetzt gefundenen Gebeinen handelt, sei noch nicht sicher: "Wir bewegen uns noch im Bereich der Spekulationen." Sicher sei nur, dass die Ausgrabungen noch eine Zeit andauern werden. "Konkrete Aussagen zu der Grabung und den Funden sind erst möglich, wenn die Untersuchungen weiter fortgeschritten sind".

Adolf Thurner beschäftigt sich mit der Geschichte Pasings, bezeichnet sich selbst als "Obermenzinger Dorfschreiber". Seit vierzig Jahren gehe er in Archive und schreibe die Geschichte auf. "Manchmal ist die alte Schrift schwierig zu lesen", sagt er. Zum jetzigen Fund hat er sich schon Gedanken gemacht: "Möglicherweise werden diese Ausgrabungen ähnlich datiert wie die vor dem Schweizer Hof in der Planegger Straße vor ein paar Jahren. Also achtes bis elftes Jahrhundert." Thurner schreibt, dass sich in der Bronzezeit, etwa 2000 Jahre vor Christus, "menschliches Leben in den nachmaligen Pasinger Fluren" regte. Freigelegte Hügelgräber südöstlich des Friedhofs und in der Waldkolonie (Dachstraße) würden dies bekunden. Andere Gräberfunde, sowohl im Süden an der Planegger Straße, als auch im Norden Pasings in der Villenkolonie 1, deuteten auf bajuwarische Besiedlung der Gegend um 800 nach Christus hin.

Doch wie geht es jetzt in Pasing in der Josef-Retzer-Straße weiter? Man müsse auf die denkmalrechtliche Erlaubnis warten. Sobald diese vorliegt und die enthaltenen Auflagen erfüllt sind, können die Bauarbeiten beginnen oder fortgeführt werden. Die Pasinger Heimstättenbaugenossenschaft will auf dem Fundplatz ein Wohnhaus bauen. Die Funde will das Denkmalpflegeamt der Öffentlichkeit vorstellen.

© SZ vom 20.04.2016 / sabe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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