Ausgehen:Elf Bar- und Wirtshaustipps für die Maxvorstadt

Wohin zwischen Universität und Hauptbahnhof? Unsere Tipps für alle Bedürfnisse, vom schnellen Feierabendbier bis zum zünftigen Versumpfen.

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Alter Simpl

Gaststätte "Alter Simpl" in München, 2011

Quelle: Stephan Rumpf

"Und mich zieht's mit Geisterhänden / ob ich will, ob nicht / ich muss, nach den bildgeschmückten Wänden / in den Simplicissimus." Das dichtete einmal Joachim Ringelnatz, und er war ja nicht der Einzige, auf den der "Simpl" eine fast magische Anziehungskraft ausübte: Ludwig Thoma, Oskar Maria Graf oder Franz Marc verkehrten hier und ließen sich mutmaßlich von den Zeichnungen und Karikaturen an den Wändern inspirieren. Die stammten eben aus dem "Simplicissimus". Die Wirtin Kathi Kobus hatte das Lokal in Anlehnung an die Satirezeitschrift getauft.

Heute geht es im "Simpl" natürlich anders zu. Gemeinsam gedichtet wird kaum mehr, ein Jammer ist das. Aber andererseits: Eine echte Künstlerkneipe kann es vielleicht in unserer prätentiösen Zeit, die manchmal selbstironisch bis zum Nihilismus ist, nicht mehr geben. So bleibt dem Simpl nur überlassen, die Erinnerung an frühere Zeiten aufrechtzuerhalten. Und das macht er immer ohne Aufhebens, durchweg solide und nie ohne Charme.

Alter Simpl, Türkenstraße 57, 089 / 27 230 83, geöffnet täglich ab 11 Uhr

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Sehnsucht

Bar Sehnsucht Amalienstraße 26

Quelle: Florian Peljak

In der Bar Sehnsucht in der Maxvorstadt arbeiten die Barkeeper unter einem wahren Himmel aus ausgezogenen Büstenhaltern. Jeder einzelne von seiner Trägerin aufgehakt, unter dem Oberteil rausgefummelt und aufgehängt. Denn in der Sehnsucht gilt: ein BH gegen vier Jägermeister. Es mag ein etwas pubertäres Konzept sein, aber es funktioniert. Und ein gewisser Zusammenhang zwischen Alkohol und anschließendem Ausziehen ist ja auch unbestritten.

Das Publikum der Sehnsucht besteht zum großen Teil aus Studenten oder Menschen, die wie solche aussehen. Die Kneipe liegt am südlichen Ende der Amalienstraße, etwas ab vom Schuss, aber noch in Uni-Reichweite. Die Musik ist laut, der Charme herb, der Gin-Tonic sehr gin-lastig. Aber das hätte man hier auch nicht anders erwartet.

Bar Sehnsucht, Amalienstraße 26, bar@bar-sehnsucht.de, Reservierungen nur persönlich, geöffnet Di-Sa ab 18 Uhr

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Salon Irkutsk

Open Stage, kostenlose Live-Musik: Salon Irkutsk

Quelle: Florian Peljak

Was braucht es, um aus einem Weißbierstüberl eine sibirische Bahnhofskneipe zu machen? Man streicht die Wandvertäfelung des Stüberls in Türkis, den Tresen in Ferrari-Rot. Noch ein paar nackte Glühbirnen an die Decke, Perserteppiche und alte Holztische, die nicht unbedingt zusammenpassen, aber dann doch so einen russischen Used-Look versprühen. Fertig war der Salon Irkutsk in der Isabellastraße.

Benannt ist der Salon nach der sibirischen Stadt Irkutsk, die in ihrer Geschichte immer Anlaufstelle für Oppositionelle und Kreative war. Im Kleinen will der Salon auch so ein Ort sein: Meist noch unbekannte Künstler dürfen hier ihre Bilder ausstellen. Es gibt Lesungen und jeden zweiten Sonntag ein Konzert. Abgerundet wird das von einem kleinen Angebot an slawischen Speisen und natürlich den eigens angesetzten Wodkasorten mit Geschmack, zum Beispiel Ingwer oder Johannisbeer. In Irkutsk selbst war übrigens nie einer der Wirte. Hat sich einfach nicht ergeben.

Salon Irkutsk, Isabellastraße 4, 01525 / 97 15 418, salonirkutsk@gmx.de, geöffnet täglich ab 18 Uhr

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Atzinger

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Quelle: Stephan Rumpf

Generationen von Studenten vertrödelten im Atzinger die Zeit zwischen zwei Vorlesungen oder gleich die Vorlesungen selbst. Hier wird der leere Studentenmagen mit günstigem Essen ruhiggestellt: mit Schinkennudeln oder einer großen Currywurst. Angeblich kam seinerzeit sogar einmal der Theologe und damals zukünftige Papst Joseph Ratzinger für einen Leberkäse in den Atzinger.

1925 zieht die erste Gaststätte ein, zunächst nur an der Schellingstraße. Erst später wird das Lokal um die Ladenräume an der Amalienstraße erweitert, so entsteht auch der verwinkelte Charakter des Atzinger - übrigens auch der Name des damaligen Wirts. Wirtshaus und Studentenkneipe blieb das Haus auch nach einer Renovierung 2009. Und immer noch sieht man hin und wieder kleine Grüppchen zur Referatsvorbereitung, und dann zur Entspannung im Biergarten.

Atzinger, Schellingstraße 9, 089 / 282 880, geöffnet täglich 9-1 Uhr

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Cucurucu

Cucurucu Bar

Quelle: Martin Moser

Das Komplizierteste an dem Laden ist wohl der Name: Cucurucu heißt die Bar, die in Nachbarschaft zum alteingesessenen Café Kosmos im Bahnhofsviertel eröffnet hat und ein ähnliches Publikum anziehen dürfte. Gemütliche Sitznischen, eine kunstvolle Bar-Installation, Dschungelmuster auf der Toilette - hinter all den kleinen Ideen stecken Tobias Tzschaschel und Peter Pazmandi.

Die beiden organisieren auch die "Hauskonzerte" in München, Auftritte von Musikern an oft außergewöhnlichen Orten. Dass ihnen gute Musik wichtig ist, beweisen sie auch in ihrer Bar. An normalen Abenden werden Schallplatten aufgelegt, für manche Nächte gibt es ein eigenes DJ-Pult und für die besonderen Momente sollen Bands sorgen, die in dem kleinen Hauptraum auftreten. Da es in direkter Umgebung keine Nachbarn gibt, dürfte das ziemlich stressfrei ablaufen.

Cucurucu, Elisenstraße 5, tobi@cucurucu.de, geöffnet Mo-Sa ab 17 Uhr

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Café Jasmin

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Quelle: Catherina Hess

Ein wenig ist die goldverzierte Tür wie ein Tor in eine längst vergessene Vergangenheit. Wer das Café Jasmin in der Maxvorstadt betritt, taucht in eine Welt wirtschaftswunderbarer Behaglichkeit ein: Die Tapete leuchtet in sattem Gold, die Plüschmöbel sind mit grünem Samt bezogen, die Bar ist mit cremefarbenen Leder gepolstert. In den fünfziger Jahren servierten hier Kellner mit Smoking und Servierwagen der gehobenen Gesellschaft ihre Drinks. Orson Welles soll oft hier gewesen sein und Julio Iglesias.

Heute kommen Studenten und gemütliche Großstädter in das Café mit den Rüschengardinen. Aus den Boxen tönt Britpop, von Muffigkeit herrscht keine Spur, die Bedienungen sind jung. Auch wenn das Jasmin heute gern als "Oma-Café" bezeichnet wird: Ganz passend scheint das nicht mehr. Man kann sich aber sehr gut vorstellen, dass die eigene Oma einst hier, bei einem Gläschen Eierlikör, dem Opa sehr tief in die Augen geschaut hat.

Café Jasmin, Steinheilstraße 20, 089 / 45 227 406, info@cafe-jasmin.com, keine Reservierungen, geöffnet täglich 10-1 Uhr

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Holzkranich

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Quelle: Catherina Hess

Im Holzkranich in der Georgenstraße machen es sich die Gäste auf federnden Sesseln bequem oder lehnen am Tresen, manche tragen Perlenohrringe, manche eine Punkfrisur. Es ist ein entspanntes Beisammensein bei Musik in Zimmerlautstärke. Die faire Preisgestaltung wird in der Gegend durchaus geschätzt.

Das Wohnzimmer, das der Gast als erstes betritt, sieht aus wie die gute Stube der Großeltern. Quietschende Sessel, ein breites Sofa, bunt gemusterte Teppiche und eine Wand voller Bilder: Abbildungen von München, gezeichnete Landschaften, Scherenschnitte, aber auch leere Bilderrahmen hängen an der Wand. Wer nachts durch den dunklen Straßenzug streift, kommt nicht umhin, einen kurzen Blick in das belebte Wohnzimmer zu werfen. Warm und gemütlich sieht es hinter dem Schaufenster aus. Wie in einem Nest.

Holzkranich, Georgenstraße 105, 089 / 122 590 71, nachricht@holzkranich.de, geöffnet Di-Sa ab 17 Uhr

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Benko Bar

"Benko Bar" in München, 2016

Quelle: Stephan Rumpf

Im Glockenbachviertel wäre das Schicksal der Benko Bar klar. Dort wäre die Kneipe mit ihrem minimalistischen Industrial-Schick einer dieser vielen hippen und deshalb ständig überlaufenen Läden, in denen die Drinks teuer sind und die Luft dick. Zum Glück liegt die Benko Bar in der Maxvorstadt. Hier siegt die Gemütlichkeit, zumindest unter der Woche. Am Wochenende ist in der Bar zwar mehr los, aber es gibt Abende, an denen hat man sie fast für sich.

An den nackten Backstein-Wänden hängen Baustellen-Lampen. Im Barraum sitzt man entlang der Fensterfront auf Barhockern. Bequemere Sitzgelegenheiten gibt es im Nebenraum. Dort stehen die Sofas und ein großer Holztisch. Für den Stilbruch hängt ein Kronleuchter von der Decke. Das Benko ist ein Grund mehr, sich nicht ständig in die überfüllten Bars im Glockenbachviertel zu quetschen.

Benko Bar, Schleißheimer Straße 43, 089 / 95 44 36 18, hello@benko-bar.de, geöffnet Di-Do ab 18 Uhr, Fr-Sa ab 19 Uhr

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Osteria "Baal"

Osteria "Baal" in München, 2011

Quelle: Stephan Rumpf

Als Daniel Roth 1980 die Bennoburg übernahm, die damals noch im Besitz von Löwenbräu war, schuf er aus einer düsteren Boazn mit schafkopfenden Stammgästen ein Lokal nach seinen Vorstellungen. Er taufte es "Baal", nach dem Theaterstück von Brecht, und gab ihm den Beinamen Osteria, weil er statt bayerischer Standardküche nach dem Vorbild italienischer Gasthäuser frisch zubereitete Nudelgerichte auftischte.

Der Literaturfan Roth verfrachtete seine Bücher in die Gaststube, im Saal daneben stellte er einen Billard-Tisch auf. So schuf er im Baal eine eigenwillige Kombination aus Literaturcafé, Billardkneipe und Pub, die auch nach mehr als 30 Jahren noch von den Gästen aus der Nachbarschaft geschätzt wird. Die Schankstube mit der großen Eckbar und der braun gestrichenen Decke wirkt, als hätte man ein britisches Inn mit einem Antiquariat gekreuzt.

Baal, Kreittmayrstraße 26, 089 / 18 70 38 36, info@osteria-baal.de, geöffnet Mo-Fr ab 12 Uhr, Sa/So ab 18 Uhr

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Obacht

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Quelle: Robert Haas

Was hätte Bayerns erster König, Maximilian I. Joseph, wohl gesagt, hätte er erfahren, dass jemand die nach ihm benannte Maxvorstadt einmal als "Kiez" bezeichnen würde? Da er gern durch die Stadt spazierte und mit den Bürgern ins Gespräch kam, muss die Antwort woh lauten: Hingehockt hätte er sich und geschaut, was da los ist in dem Wirtshaus, in dessen Karte sich diese Zuschreibung findet.

Und gefallen hätte es ihm wohl. Das Obacht ruft allen Vorbeigehenden zu: Hock di her do, samma mehra. Früher war hier der Hexenkessel. Das Obacht ist dagegen nun mehr minimalistische Trinkhalle als abgeschottetes Wirtshaus. Es scheint aber, als würden die gleichen Münchner Gesichter fast nahtlos wiederkommen, und natürlich auch andere: Studentinnen treffen auf Maxvorstädter Viertelpatrone.

Obacht, Schwindstraße 20, 089 / 23746328, servus@obacht-maxvorstadt.de, geöffnet täglich 17-1 Uhr

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Alter Ofen

Alter Ofen, Lokale Größe

Quelle: Florian Peljak

Dieses Lokal ist anders, als man es in der eher geschleckten Maxvorstadt erwarten würde: Der Alte Ofen ist eine angenehm gemütliche, etwas altmodische Nachbarschaftskneipe mit unkonventionellem Anstrich. Hier bleibt man gerne mal ein bisschen länger sitzen, auch unter der Woche.

Während es in München immer schwieriger wird, Lokale ohne von Innenarchitekten ausgearbeitetes Konzept zu finden, hat der Ofen die späten Siebziger in die Gegenwart gerettet. Hier wirkt alles zusammengewürfelt und doch passt irgendwie auch alles zusammen: Die ovalen Holztische mit Glanzfurnier, das alte durchgesessene Sofa aus Uromas Zeiten, dann noch die Designer-Lampen von Ingo Maurer - über der Sofa-Sitzecke besteht die Leuchte aus Campari-Flaschen. Und natürlich steht da auch noch dieser namensgebende Ofen, aber nur mehr als Dekoration.

Alter Ofen, Zieblandstrasse 41, 089 / 527527, info@alter-ofen.de, geöffnet täglich von 18-1 Uhr

© SZ.de/bhi
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