Ausflugstipps:Historische Spaziergänge rund um München durch zehn Jahrhunderte

Felszeichnungen, Römerstraßen und verschwundene Burgen: Bei diesen Wanderungen kann man Geschichte am Wegrand entdecken.

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Wanderung ins 1. Jahrhundert:"Rätselweg" am Fuß des Kofels

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Quelle: Ammergauer Alpen GmbH/ Matthias Neubauer

Wir schreiben das Jahr 15 vor Christus. Die Römer machen sich daran, die Alpen und das Alpenvorland zu unterwerfen. Doch nahe dem heutigen Oberammergau wird ihr Vormarsch gestoppt - ein rätischer Bergstamm leistet Widerstand (mehr zur Geschichte lesen Sie hier). Jahrhunderte später finden Archäologen am "Döttenbichl" unterhalb des Oberammergauer Hausbergs Kofels einen Kultplatz, an dem die Einheimischen ihren Göttern nach der erfolgreichen Schlacht offenbar geopfert haben. Er ist der Ausgangspunkt des heutigen "Rätselwegs" unterhalb der markanten Felsspitze.

Der Spaziergang in die Geschichte dauert gerade einmal 40 Minuten. Auf Infotafeln wird die Bedeutung des Döttenbichls erklärt, der bis etwa 50 nach Christus als Opferplatz von Bedeutung war. Oberhalb des Neuen Friedhofs, an der Kofelwand und schließlich am Malenstein stoßen die Wanderer später auf Felsritzungen - an der letzten Station ist sogar schwer erkennbar ein angeblicher Römerkopf abgebildet (auf kleine nummerierte Holztafeln achten).

Anfahrt: Mit dem Auto über die A 95 und anschließend auf der B 2 bis Oberau, dann rechts auf die B 23 bis nach Oberammergau. Ausgangspunkt ist der Parkplatz "Döttenbühl" in der Nähe des Friedhofs. Von Murnau fährt stündlich der Zug nach Oberammergau.

Martin Bernstein

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Wanderung ins 2. Jahrhundert:Villa rustica bei Leutstetten

Leutstetten Villa Rustica, Dinard

Quelle: Georgine Treybal

Publius Julius Pintamus. So hieß der erste Villenbesitzer am Starnberger See. Der Offizier einer römischen Reitertruppe ließ vor fast 1900 Jahren sein Anwesen nahe Bratananium, dem heutigen Gauting, bauen - ein erstklassiger Wohnsitz mit Blick auf See und Berge. Und auch sonst ließ es sich der Römer gut gehen, bei Grabungen fand man unter anderem eine Fußbodenheizung (mehr zur Geschichte lesen Sie hier).

Inzwischen ist das Wasser zurückgewichen; geblieben sind die Überreste von Publiums Julius Pintamus' Villa. Sie ist das Ziel einer eineinhalbstündigen Wanderung durch das Leutstettener Moos und wieder zurück. Ausgangspunkt ist die Heimatshausener Straße nahe der Autobahnausfahrt Percha. Von dort aus ist man gleich im Leutstettener Moos, das man auf Holzstegen durchwandert. Nach gut einer Stunde erreicht man die Villa rustica, deren Grundmauern von einer überdimensionalen "Vitrine" geschützt werden.

Anfahrt: Über die A 95 bis Dreieck Starnberg und auf der A 952 weiter bis zur Ausfahrt Percha. Noch in der Abfahrt zweigt die Heimatshausener Straße nach links ab. Wer öffentlich mit der S 6 anreist, startet am S-Bahnhof Starnberg-Nord und läuft durch das Gewerbegebiet zum Ausgangspunkt.

Otto Fritscher

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Wanderung ins 3. Jahrhundert:Römerstraße im Hofoldinger Forst

Hofolding, Treffen mit Hofoldinger Ortschronist Rudolf Krautsieder wegen Römerstraße/Serie

Quelle: Angelika Bardehle

Die Wege sind historisch, die Schwierigkeit mit "mittel" angegeben: Wer auf der "Via Julia" durch den Hofoldinger Forst spaziert oder radelt, wandelt garantiert auf römischen Spuren, ohne sich völlig verausgaben zu müssen. Zum Teil schnurgerade verläuft der Weg in West-Ost-Richtung, so wie ihn einst die Römer im dritten Jahrhundert angelegt hatten, um eine schnelle Querung dieses Teils ihres Reiches für ihre Truppen, aber auch für Handelsleute zu ermöglichen (mehr über die Via Julia lesen Sie hier).

Heute können Spaziergänger beliebig lange Wanderungen unternehmen. Die Römerstraße kreuzt beispielsweise die Kreisstraße M 9 westlich von Aying; wer lieber den Forstenrieder Park entdecken will, startet zirka drei Kilometer südlich von Forstenried von der Staatsstraße 2065 aus.

Iris Hilberth / Isabel Meixner

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Wanderung ins 4. Jahrhundert:Römerschanze bei Grünwald

Grünwald, auf den Spuren der Römerschanze mit Erwin Deposse

Quelle: Angelika Bardehle

Unten die Isar, oben eine Befestigungsanlage mit Türmen und Mauern: So sieht Mitte des 3. Jahrhunderts die Gegend rund zwei Kilometer südlich von Grünwald aus - zu einer Zeit also, in der sich das Römische Reich schon im Niedergang befindet. Das Plateau am Hochufer des Isartals ermöglicht den Römern zum einen, den wichtigen Übergang der Römerstraße von Augsburg nach Salzburg zu kontrollieren; gleichzeitig bietet das steil abfallende Gelände ihnen Schutz vor Feinden (mehr über die Römerschanze lesen Sie hier).

Vom Parkplatz am südlichen Ortsende von Gründwald wandert man geradeaus bis zum Isar-Steilufer, dann links Richtung Süden entlang der Hangkante, bis man nach etwa 30 Minuten auf steile Wälle trifft. Ist man diese hinunter- und wieder hinaufgeklettert - gutes Schuhwerk notwendig! -, erreicht man an einem markanten Sporn der Hangkante eine kleine Lichtung mit einem geografischen Markierungsstein. Römische Mauerreste wurden unter dem Wall hinter dem tiefen Doppelgraben gefunden. Abenteuerlustige folgen der Hangkante und steigen über einen Hohlweg hinunter zur Isar am Georgenstein. Dauer der Wanderung: eineinhalb Stunden.

Anfahrt: Mit der Straßenbahn Linie 25 von München bis zur Endstation Grünwald oder die S-Bahn Linie 7 bis Höllriegelskreuth. Mit dem Auto fährt man bis zum Parkplatz am südlichen Ortsende.

Manuela Warkocz/ Isabel Meixner

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Wanderung ins 5. Jahrhundert:Reihengräberfeld in Erding

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Quelle: Renate Schmidt

Vor rund 50 Jahren machten fünf Freunde einen Fund, der die Wissenschaft aufrütteln sollte: das Kletthamer Reihengräberfeld, das größte seiner Art in Süddeutschland und europaweit eines der bedeutendsten Zeugnisse aus den schriftarmen Jahrhunderten zwischen Völkerwanderung und Frühmittelalter. Von 1966 an brachten Ausgrabungen mehr als 2000 Gräber zutage, die ältesten Funde gehen dabei zurück bis auf die Mitte des 5. Jahrhunderts (mehr zur Geschichte lesen Sie hier).

Wer die frühe Geschichte Erdings erleben will, beginnt am besten an der Ecke Merowingerstraße/ Moosinninger Straße. Hier erinnert ein Gedenkstein an das Gräberfeld unter der heutigen Parksiedlung. Eine Schautafel liefert Informationen rund um die Ausgrabungen. Wem die Bilder von Lanzenspitzen, Schwertern und Goldfibeln noch nicht reichen, kann anschließend ins Museum, wo vier komplette Grablegungen ausgestellt sind, zudem einige weitere Grabbeigaben wie Schmuckstücke und Waffenreste.

Anfahrt: auf der A 94 bis Ausfahrt Markt Schwaben und weiter auf der Flughafentangente bis Erding; dort über Münchener Straße und Bajuwarenstraße in die Merowingerstraße. Oder mit der S 2 bis Altenerding fahren.

Alexandra Maier

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Wanderung ins 6. Jahrhundert:Bajuwarenhof bei Kirchheim

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Quelle: SZ

Wer sind diese Bajuwaren, die vor mehr als 1400 Jahren die Gegend rund um München besiedelten? Hundertprozentig wird man das trotz moderner Forschungsmethoden wohl nie herausfinden. Ein Ausflug in den Münchner Osten kann aber helfen, dem Mysterium zumindest ein wenig auf die Spur zu kommen (wie Forscher versuchen, den Alltag der Bajuwaren zu rekonstruieren, lesen Sie hier).

Im Geschichtspark, der am südlichen Ende von Aschheim liegt, zeigen Denkmäler und Säulen Schmuckstücke aus der Bajuwarenzeit. Fünf Gehminuten davon entfernt stößt der Wanderer bei einem Aussiedlerhof auf ein Durchblick-Panorama. Wer dort hindurchsieht, vor dessen Auge nimmt die 3D-Konstruktion jener römischen Villa rustica Formen an, die von den Bajuwaren im Frühmittelalter als Kirchenraum genutzt wurde. In Heimstetten dann versucht der Bajuwarenhof (Foto), das damalige Leben nachzuempfinden; er ist in den Wintermonaten allerdings nicht geöffnet.

Anfahrt: A 94 bis Ausfahrt Feldkirchen-West und auf der Staatsstraße 2082 weiter nach Aschheim. Oder öffentlich mit der S 2 nach Riem und mit dem Bus 263 bis zur Erdinger Straße.

Franziska Gerlach

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Wanderung ins 7. Jahrhundert:Auf den Spuren Emmerams von Kleinhelfendorf

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Quelle: Claus Schunk

Es ist eine drastische Darstellung, die das Martyrium des heiligen Emmeram in der Marterkapelle in Kleinhelfendorf bei Aying zeigt: den Moment vor seiner Ermordung, das Schwert hat sein Feind schon hervorgezogen. Der Grund für den Tod des Wanderbischofs im 7. Jahrhundert ist die Tochter des Herzogs Theodo in Regensburg. Sie erwartete ein uneheliches Kind. Um sie zu schützen, riet ihr Emmeram, ihn als Vater anzugeben - das brachte ihm den Tod, als ihn der Herzog in Kleinhelfendorf stellte (mehr zur Geschichte lesen Sie hier).

Wer auf Emmerams Spuren wandeln will, dem bietet sich ein Rundwanderweg vom S-Bahnhof Aying zur Marterstätte in Kleinhelfendorf und zurück an. Über den Peißer Kirchenweg läuft der Wanderer nach Peiß. Dort biegt man auf einen Feldweg ab, der kurz vor der Rosenheimer Landstraße auf eine Querung trifft. Dieser folgt man nach links in den Wald. Bei der nächsten Gabelung hält man sich rechts ebenso wie bei der Querung am Waldende. Weiter geht es bis nach Großhelfendorf, wo man auf die Via Julia stößt. Diese Römerstraße führt bis nach Kleinhelfendorf mit der Marterkapelle und der Pfarrkirche. Hier befindet sich immer noch jene Quelle, aus der der heilige Emmeram getrunken haben soll, sowie ein Stein, auf dem er angeblich gerastet hat.

Anfahrt: A 8 bis Ausfahrt Hofoldinger Forst und weiter bis Aying. Oder öffentlich mit der S 7 nach Aying.

Günther Knoll

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Wanderung ins 8. Jahrhundert:Kloster Benediktbeuern

Basilika Herbstlaub Kloster Benediktneuern

Quelle: Manfred Neubauer

Wer nach Benediktbeuern kommt, kann viel lernen, das gilt nicht bloß für das im 8. Jahrhundert gegründete Kloster und seine Geschichte. Im und rund um das Klosterdorf gibt es inzwischen nicht weniger als acht Lehrpfade, die Naturinteressierte über Themen wie Biotope und Moore, Wald und Wildbäche, Schmetterlinge und Klänge unterrichten. Am Lainbach südöstlich von Mariabrunn beginnt zudem der etwa drei Kilometer lange "Historische Mühlenweg". Mit 17 Schautafeln führt er dem Spaziergänger vor Augen, wie wichtig die vielen Mühlen für die Entwicklung des Klosters und des Dorfes waren.

Um Geschichte und Geschichten aus Benediktbeuern geht es auf dem "Hörpfad" rund um das Dorf, einer Art Audioguide mit zehn Stationen. Der vier Kilometer lange "Wildbachlehrpfad" führt von Mariabrunn zur Söldner Alm, zehn Tafeln klären über das Wesen eines Wildbachs und über die Pflanzen und Kleintiere auf, die in ihm vorkommen. Am Alpenwarmbad beginnt der teils steile "Waldlehrpfad", der auf der Kohlstatt-Alm endet. Leichter zu bewältigen ist der 2,5 Kilometer lange "Gehölzpfad" durchs Moor - mit Holzrätsel, Lupenstation und Detektivspielen.

Ums Kloster schlängelt sich überdies der "Schmetterlingspfad", der durch Biotope hindurch angelegt ist, auf dem "Klangpfad" können die Besucher dem feinen Klang von Steinen und Hölzern, Wind und Wasser lauschen. Hinzu kommen noch ein "Barfußpfad" samt Trainingsparcours und ein "Moorpfad".

Anfahrt: A 95 bis Ausfahrt Sindelsdorf und weiter auf der B 472 bis zur Abzweigung der B 11 Richtung Benediktbeuern. Vor dem Bahnübergang zweigt die Klosterstraße nach rechts ab. Öffentlich mit dem Zug von München Hauptbahnhof nach Benediktbeuern.

Klaus Schieder

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Wanderung ins 9. und 10. Jahrhundert:Historischer Wanderweg in Forstinning

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Quelle: Christian Endt, Fotografie & Lic

Wo stand die Burg von Forstinning? Trotz jahrelanger Suche begeisterter Hobbyhistoriker bleibt diese Frage bislang offen. Wohl auch, weil die Quellenlage sehr dürftig ist: Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem 11. Jahrhundert, also 200 Jahre nach dem Bau der Burg. Fakt ist lediglich, dass die Grafen von Sempt 934 das Kloster Ebersberg (Foto) gründeten (eine Reportage darüber, wie Hobbyhistoriker versuchen, das Rätsel um die Burg zu lösen, finden Sie hier).

Historisch hat Forstinning allerdings noch anderes als eine verschollene Burg zu bieten. Ein Rad- und Wanderweg führt in 14 Stationen quer durch die Ortsteile und die Historie, ein Teil des Weges geht durch den Ebersberger Forst. Start ist in der Bronzezeit - und an der Grundschule. Beim Neubau wurde 1974 ein großes Urnengräberfeld entdeckt. 700 Meter weiter findet sich die zweite Station, eine keltische Viereckschanze, die allerdings mittlerweile eingeebnet ist. Auf die Spuren des Salzes begibt man sich ab Station drei. Das "weiße Gold" wurde wohl auch in Sempt verkauft, nachdem Karl der Große das frühere Herzogsgut zu einem Handelsplatz ernannt hatte. Über die Salzstraße gelangt man zu Hügelgräbern aus der Hallstattzeit. An Station Nummer sechs stoßen die Wanderer und Radler auf die erste Römerstraße, die Augsburg mit Wels verband.

Anfahrt: A 94 bis Ausfahrt Forstinning, Parken im Ortszentrum. Öffentlich ist Forstinning, vor allem am Wochenende, nur schwer zu erreichen.

Isabel Meixner

© sz.de/imei
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