Ausflüge rund um München:Wo Kaiser starben und Schlachten geschlagen wurden

Rund um München gibt es viele Schauplätze der Geschichte. Zehn Spaziergänge ins 11. bis 20. Jahrhundert.

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Ausflug ins 11. Jahrhundert:Kreuzreliquie in Kloster Scheyern

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Quelle: SZ

Das Scheyrer Kreuz zählt zu den bedeutendsten Reliquien in Bayern. Für viele gläubige Katholiken hat eine Wallfahrt zum Kloster Scheyern deshalb denselben Stellenwert wie nach Jerusalem. Die Benediktiner, die das Kloster im Jahr 1119 erhielten, brachten die Reliquie - oder besser gesagt mehrere Holzsplitter - nach Scheyern. Sie ist durch Wunderheilungen als Kreuz Christi identifiziert (mehr zur Geschichte des Scheyrer Kreuzes lesen Sie hier).

Ein großartiges Wandergebiet ist das Klosterland im Südwesten der Benediktinerabtei. Der bekannteste Wanderweg ist der Benediktusweg, nach dem emeritierten bayerischen Papst Benedikt XVI. benannt, der in seiner Zeit als Kardinal Josef Ratzinger ein häufiger Gast im Kloster Scheyern gewesen ist. Die rund sechs Kilometer lange Wanderung beginnt am Parkplatz der Klosterschenke. Nach einer Rundwanderung durch eine seit Jahrhunderten vom Kloster geprägte Landschaft und den Klosterforst gelangt man nach rund eineinhalb Stunden zum Ausgangspunkt zurück.

Anfahrt: A 9 bis Ausfahrt Allershausen oder Pfaffenhofen und über B 13 bis Ilmmünster. Dort abbiegen Richtung Scheyern.

Andreas Förster

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Ausflug ins 12. Jahrhundert:Stadtbummel in Freising

Deckengemälde

Quelle: Lukas Barth

Ein verheerender Brand wütete 1159 in Freising und legte fast den gesamten Mariendom und die angrenzende Bebauung in Schutt und Asche. Nur das Portal ist zusammen mit der Krypta der einzige noch sichtbare romanische Teil des Doms (mehr zum Portal und was es mit Figuren dort auf sich hat, lesen Sie hier). Doch das ist nicht das einzig Sehenswerte im Gotteshaus: Der Innenraum wurde 1724 von den Gebrüdern Asam neu gestaltet.

Ein Ausflug zum Freisinger Domberg führt zur Dombibliothek, dem Kardinal-Döpfner-Haus und zum Mariendom. Dort befand sich bis 1968 die philosophisch-theologische Hochschule für die Ausbildung der Priesterseminaristen. Auch Josef Ratzinger, später Papst Benedikt XVI., hat dort von 1946 bis 1951 studiert und von 1958 bis 59 als Professor gelehrt.

Wer nach dem Spaziergang hungrig und durstig ist, dem empfiehlt es sich, den zweiten Freisinger Berg zu erkunden: Weihenstephan. Stärken kann man sich dort im Bräustüberl und danach noch ein wenig lustwandeln im Hofgarten mit seinen alten Baumbeständen, Stauden und Rabatten. Geöffnet ist die Anlage zu jeder Jahreszeit, bei guter Witterung genießt man von dort einen traumhaften Blick auf die Alpen.

Anfahrt: A 9 und A 92 nach Freising oder öffentlich mit der S 1.

Birgit Goormann-Prugger

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Ausflug ins 13. Jahrhundert:Adel in Andechs

Kloster Andechs

Quelle: Tobias Hase/dpa

Es geschieht am frühen Nachmittag des 21. Juni 1208: Die Andechser feiern die Hochzeit Herzogs Otto VII. mit Beatrix von Burgund. Doch die Feier wird überschattet durch einen Mord. Der Wittelsbacher Otto von Bayern ist über die Hochzeit so entzürnt, dass er König Philipp, einem Sohn Friedrich Barbarossas, ersticht. Zwar geschah die Tat in Bamberg; die Erschütterungen aber waren bis auf den Heiligen Berg zu spüren und sollten das Ende der Andechser Grafen besiegeln (mehr zu Königsmord und Untergang der Andechser lesen Sie hier).

Wer die seit Jahrhunderten ausgetretenen Pilgerpfade beschreiten will - zumindest ein Stück davon -, läuft von Herrsching aus über den Hörndlweg und die Leitenhöhe Richtung Andechs. Keine Sorge: Die Mühe des Anstiegs lohnt sich, denn man hat einen herrlichen Blick auf den Ammersee. Der Weg führt weiter in leichtem Auf und Ab durch den Wald, bis man schon von ferne das Kloster erkennen kann.

Nach dem Besuch in der Kirche und vor allem im Bräustüberl, wo man sich mit Bier, einer Brotzeit oder auch mehr gut stärken kann, ist für manch einen der Weg hinab etwas beschwerlicher. Schon deshalb empfiehlt es sich, wenn man die Treppen hinuntergelaufen ist, die Kientalstraße bis Herrsching entlang zu laufen.

Anfahrt: A 96 bis Ausfahrt Oberpfaffenhofen und über Weßling und Seefeld oder A 95 und A 952 über Starnberg und Pöcking nach Herrsching. Oder mit der S 8 bis Herrsching-Bahnhof.

Christiane Bracht

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Ausflug ins 14. Jahrhundert:Auf den Spuren Kaiser Ludwigs IV.

Puch: Spurensuche KAISER LUDWIG DER BAYER

Quelle: Johannes Simon

Eine Bärenjagd in Puch wurde Kaiser Ludwig IV., bekannt unter dem Beinamen "der Bayer", zum Verhängnis: Er stürzte von seinem Pferd und starb (mehr zu seinem Leben finden Sie hier). Eine Säule, umringt von Ahornbäumen und Eichen, erinnert noch heute an den Unfall im Oktober 1347. Gestorben ist Ludwig der Bayer allerdings nicht an dem Ort selbst, an dem die Säule steht, sondern ein gutes Stück weiter südlich am Waldrand. Man findet die Stelle, wenn man den Kaiseranger aus dem Dorf hinausgeht. Am Ende des unbefestigten Weges steht eine Eiche, die 1997 aus Anlass des 450. Todestages des Kaisers gepflanzt wurde. Unter dem Baum befindet sich eine Gedenktafel.

Wer schon in Puch ist, der sollte es nicht versäumen, die Edigna-Linde auf dem Kirchhof zu besuchen. Der Überlieferung nach hat sich in dem hohlen Baum im Jahr 1074 Edigna, die Tochter des französischen Königs Heinrich I., niedergelassen, nachdem sie vor einer arrangierten Ehe geflüchtet war.

Anfahrt: B 2 über Fürstenfeldbruck nach Puch. Der Ausgangspunkt des Spaziergangs, die Kaiser-Ludwig-Säule, liegt direkt an der Bundesstraße an der Abzweigung nach Puch. Allerdings gibt es in der Nähe des Denkmals keinen Parkplatz, es ist aber vom Ort aus gut zu erreichen. Oder mit der S 4 nach Mammendorf und dort umsteigen in den Bus nach Puch.

Andreas Ostermeier

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Ausflug ins 15. Jahrhundert:Schlacht bei Alling

Wittelsbacher Memorialkapelle am Hoflacher Berg bei Alling, 2014

Quelle: Johannes Simon

Der Tod Ludwigs des Bayern 1347 (siehe vorheriges Bild) führte zu Machtstreitigkeiten zwischen seinen Erben - und zu Krieg. Insbesondere Ludwig VII., dem nach der Dreiteilung Altbayerns Bayern-Ingolstadt zufiel, versuchte, seinen Einflussbereich mit Überfällen auf die Nachbarn zu erweitern. 1422 zog Ludwig gegen seine Cousins Ernst und Wilhelm III. in die Schlacht bei Alling. Er sei bei der Landesteilung zu kurz gekommen, fand er.

Aus den Kämpfen ging er allerdings als Verlierer hervor. Szenen aus der damaligen Schlacht sind heute noch in der Kapelle bei Hoflach zu sehen (mehr zur Schlacht und zum Fresko finden Sie hier). Sie liegt direkt an der Bundesstraße 2 zwischen Puchheim und Fürstenfeldbruck gegenüber der Abzweigung nach Alling. Allerdings befindet sich die Kapelle in Staatsbesitz und ist Teil eines Gutshofes. Das Fresko kann deshalb nur von Mai bis September an jedem ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17.30 Uhr besichtigt werden, die Kapelle ist im Winter also geschlossen. Zu empfehlen ist jedoch eine längere Tour auf dem sogenannten nahTourBand, einer Strecke quer durch den Landkreis Fürstenfeldbruck, die Landschaft, Kulturdenkmäler, Kunsthandwerk sowie naturnahe Freizeiteinrichtungen miteinander verbindet (weitere Informationen dazu gibt es hier). So kann von Hoflach und Alling beispielsweise über die Keltenschanze bei Biburg und dem früheren Burgstall auf dem Engelsberg zum Barockkloster Fürstenfeld gewandert werden.

Anfahrt: B 2 über Germering nach Hoflach beziehungsweise Alling. Oder mit der S 4 nach Fürstenfeldbruck, dort umsteigen in den Bus.

Peter Bierl

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Ausflug ins 16. Jahrhundert:Protestanten im Oberland

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Quelle: SZ

Olaf Andreas Gulbransson, Sohn des norwegischen Zeichners Olaf Gulbransson, war einer der wichtigsten Architekten evangelischer Kirchen in der Nachkriegszeit. Sein erster Bau war 1953 die Christuskirche in Schliersee. Ein Jahr später war die Auferstehungskirche in Rottach-Egern fertig, mit dem kleinen Turm und den tief heruntergezogenen Dachschrägen ist auch sie eine Besonderheit. Beide Kirchen können tagsüber besichtigt werden.

Von Schliersee aus führt eine Familienwanderung zur Burgruine Hohenwaldeck, von der man herrliche Ausblicke auf den See genießen kann. Die Feste wurde vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts von den Herren von Waldeck gebaut. Im Jahr 1516 starben sie jedoch aus und die Maxlrainer traten ihr Erbe an. Unter ihnen war Miesbach im 16. Jahrhundert 21 Jahre lang protestantisch (wie Protestanten in dieser Zeit andernorts ihren Glauben geheim ausüben mussten, lesen Sie hier).

Die Wanderung beginnt am Parkplatz Unterleiten in Schliersee. Dem Weg 674 folgend geht es zum Bauernhof Oberleiten und weiter zur Ruine Hohenwaldeck, die wild romantisch auf einem Felsvorsprung steht. Nur wenige Steinmauern sind von der Burg übrig geblieben. Der Rückweg führt bergab durch den Bergwald. Von Fischhausen aus geht es am Ostufer zurück zum Parkplatz oder - länger - am Westufer. In letzterem Fall dauert die gesamte Wanderung drei Stunden.

Anfahrt: A 8 bis Ausfahrt Weyarn und über Miesbach nach Schliersee. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Unterleiten. Oder mit der Bayerischen Oberlandbahn nach Schliersee.

Suse Bucher-Pinell

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Ausflug ins 17. Jahrhundert:Letztes Gefecht bei Allach

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Quelle: Passarge

Oktober 1648 im Nordwesten Münchens: Ein süßlicher Geruch erfüllt die Luft, Hunderte Soldaten liegen tot am Boden, einige sind unter ihren Pferden begraben. Den kaiserlich-bayerischen Truppen ist es gelungen, die Schweden zu vertreiben. Die letzte Schlacht im 30-jährigen Krieg, sie ist geschlagen (mehr dazu hier).

Von den großen Wäldern vor der Stadt, in denen die Kämpfe zwischen Schweden und Bayern stattfanden, sind nur ein paar Reste erhalten. Die Tour folgt zunächst der Route der Schweden an jenem 5. Oktober 1648. Am besten startet man am S-Bahnhof Karlsfeld, orientiert sich nach Süden und ist schnell im Allacher Forst. In südlicher Richtung stößt man auf ein stählernes Hindernis, das es damals nicht gab - den Rangierbahnhof. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Strang zu überwinden, entweder durch die Unterführung an der Pasteurstraße oder über die weiter östlich gelegene Brücke. Anschließend sollte man das zweite Wäldchen anpeilen, das sicher ebenfalls Schauplatz dieses Kampfes war: die Angerlohe.

Anfahrt: mit dem Auto oder der S 2 nach Karlsfeld. Nach dem Spaziergang zur Angerlohe kann in Allach-Untermenzing wieder in die S 2 gestiegen werden.

Berthold Neff

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Ausflug ins 18. Jahrhundert:Per App zur Schlacht von Hohenlinden

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Quelle: Photographie Peter Hinz-Rosin

Nicht nur im Westen Nordwesten Münchens wurden entscheidende Kämpfe gefochten, sondern auch im Osten: Die Schlacht von Hohenlinden am 3. Dezember 1800 gilt als ein Wendepunkt in der bayerischen Geschichte. Denn bis dahin kämpfte Bayern auf der Seite der Österreicher; nach der vernichtenden Niederlage wandten sie sich Napoleon und damit Frankreich zu (mehr zur Schlacht von Hohenlinden lesen Sie hier).

Heute weisen Schilder mit gekreuzten Säbeln den Weg; wer ein iPhone besitzt, dem fällt die Orientierung noch leichter. Die App "Schlacht von Hohenlinden" gibt es im App-Store. Ein insgesamt 50 Kilometer langer Rad- und Wanderweg macht es möglich, in Hohenlinden in die Vergangenheit einzutauchen. Der Weg, der beim Rathaus beginnt und endet, bietet nicht nur Informationen über Strategien und Kampfverläufe, sondern viel mehr: An Ort und Stelle hört man Kanonendonner und Säbelklirren, erlebt Szenen, wie sie sich im Winter 1800 ereignet haben müssen. Für einen herbstlichen Ausflug kann man sich freilich auch auf eine Wanderung rund um Hohenlinden selbst konzentrieren und anschließend das dortige Museum besichtigen. Es ist jeden ersten Samstag im Monat von 13 bis 15 Uhr geöffnet.

Anfahrt: A 94 bis Ausfahrt Hohenlinden und weiter auf der B 12. Ausgangspunkt ist das Rathaus Hohenlinden.

Barbara Mooser

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Ausflug ins 19. Jahrhundert:Mit Prinz Otto gen Griechenland

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Quelle: Claus Schunk

Prinz Otto ist gerade einmal 17 Jahre alt, als sein großes Abenteuer beginnt: Er soll als König in Hellas einen freiheitlichen Staat aufbauen, nachdem sich die Griechen die Freiheit vom Osmanischen Reich erkämpft haben. Anfangs noch in Begleitung seiner Eltern, König Ludwig I. und Königin Therese, begibt er sich im Jahr 1832 auf Reise, am 7. Dezember sagt er schließlich seiner Heimat in Kiefersfelden Lebewohl (mehr dazu lesen Sie hier).

Seine Stationen auf dem Weg von München nach Kiefersfelden lassen sich mit dem Auto abfahren. Los geht es in der Rosenheimer Landstraße in Ottobrunn. Hier steht die Ottosäule aus Sandstein in dorischem Stil. An der Stelle hatte sich Otto von seinem Vater Ludwig I. verabschiedet. Die Säule sollte ein "ewiges Zeichen unverbrüchlicher Treue zur Erinnerung an die Abschiedsstunde zweier geliebter Häupter sein". Weiter geht es auf der Landstraße nach Bad Aibling, wo der Prinz seiner geliebten Mutter Lebewohl sagte. Heute erinnert das Theresien-Monument an das Ereignis. Wer will, kann einen Abstecher zum mittlerweile geschlossenen Gasthaus Duschlbräu am Marienplatz machen. Auch dort künden Inschrift und Bild an der Fassade von dem Abschied. Schließlich geht es auf der Landstraße, die über die Dörfer und am Inn entlang nach Kiefersfelden. Am südwestlichen Ortsrand steht die König- Otto-Kapelle.

Anfahrt: entlang der Staatsstraße 2078 von Ottobrunn nach Bad Aibling und weiter über Bad Feilnbach und Brannenburg nach Kiefersfelden.

Daniela Bode

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Ausflug ins 20. Jahrhundert:Auf den Spuren der Nationalsozialisten

Schellingstraße

Quelle: Florian Peljak

Es ist nur ein kleiner Spaziergang durch die Münchner Maxvorstadt, und doch führt er vorbei an vielen bedeutsamen Orten des 20. Jahrhunderts (welche Szenen sich hier vor und während der NS-Zeit abspielten, lesen Sie hier). Von der U-Bahnstation Königsplatz (U 2) kommend betritt der Spaziergänger den monumentalen Königsplatz. Die Nationalsozialisten missbrauchten den Platz als Aufmarschgelände für ihre "Hauptstadt der Bewegung". Am östlichen Ende entstanden der "Führerbau", der Verwaltungsbau der NSDAP sowie zwei "Ehrentempel". Sie wurden 1947 von der US-Armee gesprengt. In direkter Nachbarschaft steht heute das NS-Dokumentationszentrum.

Der Spaziergang führt zuvor nach links in die Arcisstraße, vorbei an der Hochschule für Musik und Theater im einstigen "Führerbau" zur Alten Pinakothek, wo das Standbild eines Mannes mit Pferd steht. Auf einer Plexiglasscheibe steht "Wunden der Erinnerung" und verweist auf die Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg. Kriegswunden sind auch an der Alten Pinakothek zu sehen. Der schwer beschädigte Klenze-Bau wurde von Architekt Hans Döllgast so wieder aufgebaut, dass die Kriegsschäden sichtbar geblieben sind.

Über die Barer- und Theresienstraße geht es nun in die Türkenstraße, wo sich hinter der Schellingstraße linkerhand bis heute das Künstlerlokal "Alter Simpl" befindet. Über die Blüten- und Arcisstraße führt der Weg durch den Alten Nordfriedhof, auf dem am 31. Dezember 1943 die letzte Beerdigung stattfand.

Anfahrt: mit der U 2 zum Königsplatz, zurück ebenfalls mit der U 2 vom Josephsplatz aus.

Thomas Anlauf

© sz.de/imei
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