Aus für das "Lenbach":Ende des Laufstegs

Mick Jagger war da, Cindy Crawford und Karl Lagerfeld. Es gab eine Zeit, da ging, wer in München fein einladen wollte, ins "Lenbach". Doch nun gibt Peter Schmuck das noble Lokal an der Ottostraße auf.

Stephan Handel

Mick Jagger war da, Cindy Crawford, Chris de Burgh, Karl Lagerfeld - es gab eine Zeit, da kam, wer in München fein einladen wollte, nicht vor bei am "Lenbach" in der Ottostraße. Das ist zwar schon länger vorbei, aber der Spiegelsaal mit dem gläsernen Laufsteg quer durchs Lokal war immer noch eine der besseren Adressen der Stadt.

Aus für das "Lenbach": Ein Laufsteg zu den Tischen: Der Brite Terence Conran hat das "Lenbach" 1996 designt.

Ein Laufsteg zu den Tischen: Der Brite Terence Conran hat das "Lenbach" 1996 designt. 

(Foto: Stephan Rumpf)

Nun jedoch ist es damit - vorerst - zu Ende: Gastronom Peter Schmuck hat nicht nur zum 31. Dezember sein "Dürnbräu" im Tal aufgegeben. Auch den Pachtvertrag für das Lenbach, das er seit 1997 betreibt, wird er nicht mehr verlängern.

Die Entscheidung, sagt Peter Schmuck, habe weder mit Amtsmüdigkeit noch mit ausbleibendem wirtschaftlichen Erfolg zu tun: "Ich bin jetzt 53. Da überlegt man ob man noch einmal etwas Anderes machen will." In Schmucks Fall heißt das: Er will sich stärker um seine Immobilien- und Hausverwaltungs-Aktivitäten kümmern.

Im "Lenbach" hat Schmuck der Stadt ein Restaurant gegeben, das es so in München vorher noch nicht gab: stylish und edel, lässig und doch hochstehend, ein neobarocker Bau - 1909 von Friedrich von Thiersch an die Rückseite des Palais Bernheimer gebaut -, 1996 neu designt vom Briten Terence Conran.

Folgerichtig, dass von 2001 an Stefan Marquard durch die Küche punkte, der damals tatsächlich noch junge Wilde, der den Münchnern Krakenschaschlik und Bananen-Blutwurst-Pesto zumutete. Ihm folgte Ali Güngörmüs, er leitet heute sein eigenes Restaurant in Hamburg. Aktueller Küchenchef im "Lenbach" ist Alexander Schwarz.

Hunger nach Neuigkeiten

Peter Schmuck hat seinen rund 80 Mitarbeitern die Entscheidung bei einem Personalausflug am Sonntag mitgeteilt. 2011 sei ein richtig gutes Jahr gewesen, sagt er, wirtschaftlich habe es keinen Grund gegeben, das "Lenbach" aufzugeben. "Aber ich wollte auch nicht mehr 14, 16 Stunden lang sieben Tage die Woche im Lokal stehen. Anders geht's aber nicht." Allerdings gibt er zu, dass die hochtourige Münchner Gesellschaft einen großen Hunger nach Neuigkeiten hat: "Wenn einer schon vier mal seinen Geburtstag im Lenbach gefeiert hat, dann geht er halt auch mal woanders hin."

Bob Arnold ("Arri"), der Besitzer des Hauses, sagt er stehe mit einigen Interessenten in Verhandlungen - rund 4500 Euro Pacht pro Monat wird ein neuer Wirt hinlegen müssen, ohne Nebenkosten. Wenn Peter Schmuck ausgezogen ist, will Arnold "ein bisserl restaurieren", auch wenn er findet, dass so viel gar nicht zu tun ist - "streichen werden wir halt".

Die Entscheidung seines langjährigen Pächters will er nicht kommentieren, nur so viel: "Der will halt nur mehr der Immobilien-Guru sein." Dass aber in den ehemaligen Verkaufsräumen des Kunsthändlers Bernheimer wieder "hochwertige Gastronomie" einziehen werde, darauf legt sich Bob Arnold fest. Länger als vier Wochen will er sich mit der Renovierung auch nicht Zeit lassen.

Dann könnten vielleicht im Sommer große Fackeln vor der Tür wieder signalisieren, dass sich im "Lenbach" etwas ereignet, dann könnten wieder lächelnde Hostessen sich bemühen, die Menschenschlange auf dem roten Teppich schnellstmöglich ins Innere zu schleusen, dann könnten die Damen den Laufsteg ins Restaurant entlangschreiten und einmal spüren wie es so ist auf dem Catwalk.

In der Bar würde später wild getanzt werden, und im Gobelinsaal würden die gepflegten Gespräche geführt werden. So war das einmal im Lenbach, und dass es seit einiger Zeit nicht mehr so ist, hat vielleicht gar nichts mit dem Lokal zu tun. Sondern mit den hohen Touren der Münchner Gesellschaft.

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