Auktion in der Akademie:Bambi unterm Hammer

"Der junge Mann sucht einen Job. Er kann bügeln, den Garten herrichten oder abspülen." Bügeln? Abwaschen? Müssen sich die Künstler inzwischen schon selbst verkaufen? Ein Besuch der Versteigerung in der Kunst-Akademie von Tobias Lickes.

Soweit ist es zum Glück noch nicht. Die Auktionatoren Karl Pfefferle und Bernhard Wittenbrink versteigern gerade 20 verschiedene Papierarbeiten unterschiedlicher Künstler, deren Erlös einem Studenten zukommt, der "ohne Job dringend auf diese Zusatzeinnahmen angewiesen" ist.

Zum 15. Mal hat die die Akademie der Bildenden Künste zu einer solchen Auktion eingeladen, bei der zusätzlich zu den Werken der Kunststudenten Arbeiten der Professoren unter den Hammer kommen. Selbst die Auktionatoren bieten mit, beide Besitzer von Galerien in München.

Unter den insgesamt 132 Objekten befinden sich Kuriositäten wie die "Mutation" von Johanna Zey. Aus Holzabfällen, Schirmresten und Motoren hat die Studentin ein futuristisches Wesen geschaffen, das auf Befehl, sprich bei Stromzufuhr, seine langen Schirmgestänge ein- und ausfahren kann. Für die meisten Kunstsammler wohl ein wenig zu ausgefallen, das Objekt erzielt lediglich einen Preis von 120 Euro.

Andererseits: Sollte es sich wirklich um das gehandelt haben, was die Künstlerin selbst auf die "Mutation" geschrieben hat, noch ein guter Preis: Zey hat ihr Werk mit der Aufschrift "Johannas Reste" versehen.

Andere Werke, wie die "Meereslandschaft" von Professor Axel Kasseböhmer werden für weitaus höhere Preise versteigert: Für das Meer an der Wohnzimmerwand zahlt der Höchstbietende 2000 Euro.

Wer nichts kauft, hat keine Ahnung

Für Aufsehen sorgt ein Bieter bei der Versteigerung des Objektes "Der Schwarze Kanal - Hirschhorn TV in Granada" (siehe Bildergalerie) von Torsten Mühlbach. Ohne Gegenbieter erhöht der offensichtlich wohlbetuchte Kunstsammler sein eigenes Gebot in 50 Euro-Schritten von 200 auf 400 Euro. Diese Aktion lockt die anderen Bieter aus der Reserve: Im Sekundentakt steigt der Preis, knackt sogar die 1000-Euro-Marke und findet schließlich für 1500 Euro einen anderen Besitzer.

Was aber ist mit Bambi? Eine Papierarbeit, die ein rosafarbenes Reh darstellt, kann trotz mehrfacher Motivationsversuche der Auktionatoren nicht unter die Kunstsammler gebracht werden. Auch einige andere Werke können wegen fehlender Angebote nicht versteigert werden.

Das läge aber "nicht an der Qualität der Arbeiten", sondern vielmehr "an dem fehlenden Fachwissen des Publikums", meint Studentin Franka Kaßner selbstbewusst. Sie selbst hat zusammen mit einer Freundin ein Kunstwerk für 300 Euro ersteigert, "ein echtes Schnäppchen", weiß die Kunstexpertin.

Trotzdem geht die junge Künstlerin ohne finanzielle Verluste aus der Versteigerung: Zuvor ist ein Werk von ihr für eben diesen Preis versteigert worden. Angst davor, das ihr Gemälde ("Mischka IV") keinen neuen Besitzer finden würde, hat sie nie gehabt: "Ich konnte mir nicht vorstellen, das es nicht versteigert werden würde".

30 Prozent der erzielten Preise fließen an den Förderverein der Akademie. 70 Prozent dürfen die Künstler behalten. Diese Aufteilung beschert dem arbeitslosen Studenten, der von den Auktionatoren schon als Haushaltshilfe angepriesen wurde, 364 Euro. Vielleicht muss er also doch vorerst noch bügeln gehen.

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