Augenklinik in Schwabing:Notfälle werden weitergeschickt

Klinikum Schwabing Schild

Die Augenklinik im Schwabinger Krankenhaus schließt.

Die Schrumpfkur am städtischen Klinikum Schwabing hat begonnen: Die Augenklinik wird es künftig nicht mehr geben - mit drastischen Folgen für Patienten. Notfälle werden abgewiesen.

Von Sebastian Krass

Es ist ein Schreiben, das schnell zum Punkt kommt und das genauso schnell stutzig macht. Direkt nach der Anrede "Sehr geehrte Patientinnen und Patienten" heißt es da: "Leider ist es uns nicht mehr möglich, augenärztliche Notfallbehandlungen bei Kassenpatienten durchzuführen." Man bitte deswegen, sich an die Augenabteilungen der beiden Unikliniken oder die Bereitschaftspraxis im Elisenhof zu wenden. "Wir bitten um Ihr Verständnis." Unter dem Schreiben steht der Name des kommissarischen Chefarztes der Augenklinik im Klinikum Schwabing. Ein Krankenhaus, das Notfälle von Kassenpatienten nicht behandelt? Noch dazu ein Krankenhaus in städtischer Trägerschaft?

Dass es am Stadtklinikum mit seinen fünf Standorten in Zukunft keine Abteilung für Augenheilkunde mehr geben soll, war bekannt. So steht es im Sanierungskonzept für den schwer angeschlagenen Konzern. Die Beschneidung des Angebots hat bereits begonnen. Der Träger habe entschieden "die stationäre Versorgung in der Fachrichtung Augenheilkunde am Standort Schwabing zu beenden", teilt das Gesundheitsministerium mit. "Aufgrund dieser Mitteilung wurde diese Fachrichtung zum 01.01.2014 aus dem Krankenhausplan gestrichen." Damit würden die Kosten für eine stationäre Behandlung gesetzlich Versicherter "nicht mehr von den Krankenkassen übernommen". Die Augenabteilung in Schwabing war ohnehin die einzige im Stadtklinikum.

Allerdings, betont ein Kliniksprecher, hätten nicht die Unternehmensberater von Boston Consulting die Augenklinik gestrichen. Das hätten Geschäftsführung und Aufsichtsrat des Klinikkonzerns Anfang 2013 beschlossen. Sie sei zu klein gewesen, "um wettbewerbsfähig zu sein". Und weil die Augenklinik nicht mehr stationär versorgt, dürfe sie keine ambulanten Operationen mehr durchführen, erklärt der Sprecher. Dafür brauche es "Betten im Hintergrund", das sei gesetzlich so geregelt.

Ganz auf augenärztliche Expertise müssen die Patienten des Klinikums aber nicht verzichten. Die sechs Augenärzte seien nun als "Konsilabteilung" unterwegs, erklärt das Klinikum. Das heißt, sie kommen dort dazu, wo sie gebraucht werden. So haben Patienten mit Diabetes oder Blutdruckerkrankungen manchmal Probleme mit den Augen. Auch bei Neu- und Frühgeborenen werden Augenärzte gebraucht.

Doch was ist, wenn im Klinikum Schwabing ein Vater mit seinem Kind ankommt, das Essigessenz ins Auge bekommen hat? Dann ist er an der falschen Adresse. Man dürfe solche Notfälle nicht mehr behandeln, erklärt der Kliniksprecher und korrigiert den Inhalt des Schreibens vom Chefarzt: Denn das sei unabhängig davon, ob es sich um Kassen- oder Privatpatienten handele. Den Auftrag für die ambulante Notfallversorgung hätten die niedergelassenen Ärzte. Eine andere Anlaufstelle für einen Vater mit am Auge verletzten Kind sind die Unikliniken.

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