Aufwendig restaurierte Meisterwerke:Weltklasse unter Verschluss

Eröffnung der neuen Bronzesäle in der Residenz in München, 2015

Als Dekoration dienen die wertvollen Statuen bei Veranstaltungen in den Bronzesälen der Residenz.

(Foto: Florian Peljak)

Die Bronzesäle der Residenz sollen nur noch sonntags geöffnet sein und sonst als Veranstaltungsort dienen. Minister Söder hatte etwas anderes versprochen

Von Martin Bernstein

Es ist eine Sammlung von Weltrang - und die Münchner haben sie auch als solche angenommen: Schon bis Ende Februar hatten rund 11 000 Menschen die spektakuläre Sammlung von 40 aus der Spätrenaissance stammenden Großbronzen Hubert Gerhards, Carlo Palagios und Hans Krumppers in der Residenz besichtigt. Finanzminister Markus Söder, Hausherr des Schlosses, versprach daraufhin: "Die Bronzesäle sind ein Publikumsrenner. Sie bleiben weiterhin kostenlos geöffnet."

Zunächst einmal sollte das bis zum 12. September gelten. Dann wollten das Finanzministerium und die Schlösser- und Seenverwaltung über die weiteren Öffnungszeiten für die weltweit einzigartige Sammlung entscheiden. Das ist jetzt passiert - und heraus kam ein entschiedenes Ja, aber . . . - Ja, die Bronzesäle bleiben für Besucher dauerhaft geöffnet und das sogar kostenlos. Aber nur sonntags: im Winter von 10 bis 17 Uhr, im Sommer von 9 bis 18 Uhr.

"Was man hat, soll man zeigen", hatte Söder im Dezember bei der Eröffnung der spektakulären Präsentation einem überraschten Publikum erklärt. Bis dahin war nämlich geplant gewesen, die mit großem Aufwand restaurierten Meisterwerke der Bildhauerkunst um 1600 nur zwei Monate lang öffentlich auszustellen. Danach sollten die Räume vor allem für Veranstaltungen genutzt und vermietet werden.

Öffentliche Proteste und der Besucherandrang der ersten Monate bereiteten diesen Plänen ein Ende. Die Räume, in denen die Bronzen gezeigt werden, hatte die Ägyptische Staatssammlung mit ihrem Auszug vor drei Jahren frei gemacht. Sie gehören zu den wenigen im Krieg unbeschädigten Teilen der Residenz und stammen aus derselben Zeit wie die Bronzen. Ein Glücksfall - aber eben auch ein attraktives Ambiente.

Und das möchte die Schlösser- und Seenverwaltung gerne nutzen. Der Besucher kann den bis zu 750 Kilogramm schweren Meisterwerken in den Bronzesälen zwar ganz nahe kommen. Umschreiten kann er freilich nur einige wenige. Hubert Gerhards berühmter Perseus etwa steht ein bisschen verloren in einer Raumecke. Er soll nicht im Weg stehen, wenn (zahlende) Gäste sich dort zuprosten.

Denn die Bronzesäle seien geeignet für "Stehempfänge, Bankette, Preisverleihungen, Lesungen", heißt es auf einer Internetseite der bayerischen Schlösserverwaltung. Für 2000 Euro kann man die 327 edel ausstaffierten Quadratmeter mieten. Das ist ganzjährig, aber "nur außerhalb der Museumsöffnungszeiten" möglich. Also künftig fast immer. Dafür sollen die Bronzesäle zusätzlich fit gemacht werden. Im Internet kündigt die Schlösserverwaltung an: "Aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Umbaumaßnahmen sind die Bronzesäle derzeit nur für einen eingeschränkten Veranstaltungsbetrieb nutzbar."

Da passt es fast schon wieder, dass das neue Schmuckstück der Residenz auch am 11. September beim "Tag des offenen Denkmals" keine Rolle spielen wird. Führungen finden woanders statt. Dabei lautet das Motto des bundesweiten Denkmaltags in diesem Jahr "Gemeinsam Denkmale erhalten". Mit 500 000 Euro hat die Ernst-von-Siemens-Kunststiftung die Restaurierung der bronzenen Meisterwerke in der Residenz unterstützt und so den Erhalt der Kunstdenkmäler gemeinsam mit dem Finanzministerium ermöglicht. Doch eine Führung durch die Bronzesäle gibt es erst eine Woche nach dem Denkmaltag. Ihr Titel ist Programm: "Weltklasse!" Weltklasse, die künftig freilich nur einmal pro Woche öffentlich zu sehen sein wird.

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