Auftritt bei der "Nacht der Tracht":Mut nach Mitternacht

Goofy Förster

Bereit für die Nacht der Tracht. "Zu 90 Prozent spiele ich das, was ich selbst gerne hören würde", sagt DJ Goofy Förster.

(Foto: Lukas Barth)

Mit Grönemeyer in einer Schulband, mit Markwort beim ersten Privatradio: Heute kennt man Goofy Förster als Spaß-DJ

Von Thomas Becker

Den ganz großen Durchbruch hat die britische Rockband Juicy Lucy nie geschafft, aber immerhin landete gleich ihre erste Single auf Platz 14 der Charts: "Who do you love?", komponiert von Bo Diddley. Muss man nicht mögen, aber gleich gegen die Wand donnern? Michael Förster, den jeder nur Goofy nennt, hat das erlebt, Anfang der Siebzigerjahre, in seinen sehr frühen Jahren als DJ. "Da kam dieser Typ auf mich zu, griff sich die Scheibe vom Plattenteller und schmiss sie gegen die Wand, dass sie in tausend Teile zerbrach." Oft ist ihm so was nicht passiert. Wenn er diesen Freitag und Samstag wieder bei der "Nacht der Tracht" im Löwenbräukeller auflegt, freuen sich die Fans schon auf Mitternacht, denn dann beginnt Goofys Part: Spaß, Musik und gute Laune, bis morgens um vier.

Der Moderator und DJ Goofy Förster ist ein Mann der ersten Stunde, nicht nur bei der "Nacht der Tracht". Vor 15 Jahren saß er mit Christian Schottenhamel und Philipp Greffenius beim Abendessen, als sie ihm von der Idee erzählten, die Wartezeit vom einen bis zum nächsten Oktoberfest zu verkürzen: mit einer Trachten-Party genau in der Halbzeit. Und Förster übernahm den DJ-Part, für den letzten Teil der Nacht, nach Goaßlschnalzern und Wiesn-Band. Er brachte auch eine Idee mit: den Song "Polizeistund' kennen wir nicht", ein Après-Ski-Brüller frei nach der Verdi-Oper Nabucco. Und so ging im Mai 2001 um Mitternacht das Saallicht aus, und DJ Goofy bat die Partymeute um Verständnis, man habe Beschwerden von der Nachbarschaft bekommen, die Polizei stehe vor der Tür und man müsse die Veranstaltung abbrechen - um dann ein paar tausend Luftballons von der Decke regnen zu lassen und mit einem Walzer in die Nacht durchzustarten.

Zum 15-jährigen Bestehen wird das nicht anders sein. Försters Erfolgsrezept als DJ: "Die Leute ansehen, mit ihnen feiern, Gas geben, aktiv nach vorne gehen, mit dem Mikro anfeuern. Zu 90 Prozent spiele ich das, was ich selbst gerne hören würde." Und: "Du musst Mut haben, Sachen einstreuen, wo jeder denkt: Hat der noch alle Tassen im Schrank?" Sein Lieblingskompliment: "der Karajan der Party-Jockeys".

Eigentlich wollte er ja Zahnarzt werden. Da aber mit einem 1,9-Abi viele Warte-Semester drohten, jobbte Förster erst mal, in PR und Marketing - und schon kam der nächste Job daher. Auf der Wiesn traf er einen Bekannten aus Bochum, der Marketing für M1 machte, einen illegal aus Südtirol sendenden Sender, der die Antenne auf dem Schwarzenstein über Bozen einfach umgedreht hatte: bis ein Aktivist den Sendemast kappte, was nicht wenige Münchner Radiohörer bedauerten. Auf Initiative von Wolf-Dieter Ring, dem langjährigen Präsidenten der Landesmedienanstalt, gab es 1984 ein Pilotprojekt in der Fraunhoferstraße, mit Förster als stellvertretendem Marketingleiter.

Als eines Morgens der Moderator nicht zum Dienst erschien, schnappte sich Förster kurzerhand Wetter und Verkehr aus dem Nachrichtenticker und legte los: "Hallo, hier ist Radio M1, mein Name ist Goofy Förster, hier ist erst mal das aktuelle Wetter. Und jetzt viel Spaß!" Sein Chef hörte das und meinte: "Mein lieber Freund, das war es mit Marketing. Ab sofort bist du Moderator!" Im Jahr darauf übernahm Helmut Markwort 90 Prozent der M1-Crew für Radio Gong, und am 15. Februar 1985 ging das erste Privatradio Deutschlands auf Sendung: mit dem Moderator Goofy Förster: "Ich habe die "Hits nach zwei" gemacht, von 14 bis 16 Uhr, gegen Thomas Gottschalk. Nach einem Jahr hatten wir 22 Prozent Marktanteil!"

1986 hat Förster ein Casting bei Tele 5 (das damals noch Musik-Box hieß), morgens um acht: "Da saßen 30 Leute - und ich hatte es eilig, musste gleich wieder zum Sender. Also habe ich mich als Erster gemeldet - das wollte sowieso keiner sein. Mittags hatte ich den Job." Nach vier Semestern schmiss er das Zahnmedizinstudium, zum Entsetzen der Mutter. Dafür gab es nun immer mehr Anfragen, zum Beispiel von Werner Hochreiter, dem Gastronom des Viktualienmarkt-Biergartens. Der wünschte sich Goofy als DJ für den Tanz der Marktweiber am Faschingsdienstag. Sieben, acht Jahre lang legte Förster für 25 000 Faschingsnarren auf: "Mehr geht nicht. Wenn du oben die Musik ausmachst und alle singen weiter: Da weißt du, wie Robbie Williams sich im Olympiastadion fühlt. Das ist einfach geil!"

Aus dem schmalschultrigen Burschen mit den großen Füßen (den Spitznamen Goofy bekam er in der Schule) war ein selbstbewusster, zuvorkommender Mann geworden, ein Prinz Charming, zuweilen mit einem Hang zum Extravaganten. 47 Brillenmodelle hat er zu Hause, sieht aber in keinem davon verkleidet aus. Vor der Kamera, beim Privatsender sonnenklar.tv, bewegt er sich so locker und entspannt, als wäre er beim Sport, auf der Skipiste, beim Fuß- oder Beachvolleyball oder beim Tennis. Letzteres hat er spät angefangen, wurde beim legendären Monti-Cup von Musik-Impresario Monti Lüftner zunächst in die Damen-Konkurrenz gesteckt. Die Zeiten sind vorbei: Jetzt heimst Förster auch bei den Männern den ein oder anderen Pokal ein.

Die Verbindung zur Heimatstadt Bochum ist nie abgebrochen. In der Schulband mit dem schönen Namen Pulmo Frenona hat er mit Herbert Grönemeyer gespielt: Förster Bass, Grönemeyer Piano und Gesang. Förster erinnert sich: "Der hat schon immer so gesungen", sagt er, "legendär unser Auftritt in der Pilgerhalle Bochum-Stiepel. Eintritt: eine Mark. ,Sitting on a dock of the bay' und so Sachen. Aber Herbert hat immer schon deutsche Sachen eingepflegt." In seiner Klasse war übrigens auch Claude-Oliver Rudolph, der später als Schauspieler eine große Karriere startete. "Das gab immer kontroverse Diskussionen im Deutsch-Unterricht", sagt Förster. Mit einem Harmoniebolzen wie ihm zu streiten, das schaffen nur wenige.

Der Mensch, der ihm einst die Juicy-Lucy-Platte an die Wand klatschte, ist heute ein anerkannter Wirtschaftsprüfer - und einer von Försters besten Freunden. Im vergangenen Jahr schenkte er ihm zum 60. Geburtstag unter ausführlichen Entschuldigungen "Who do you love?" - als CD.

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