Auftakt zum Oktoberfest 2012:Wenn der Anzapftrainer nachhelfen muss

850.000 Besucher haben schon eine Million Maß Bier getrunken. Doch nicht alles ist am ersten Oktoberfest-Wochenende wie immer. Petrus kommt nur langsam in Wiesnstimmung - und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude hat beim Anstich ein wenig geschummelt.

Astrid Becker und Bernd Kastner

Regen dämpft die Gemüter, nicht aber den Durst, und so sind Festleitung, Schausteller, Wiesn-Wirte und Polizei zufrieden mit dem ersten Oktoberfestwochenende. Rund 850.000 Gäste seien an den ersten beiden Tagen auf die Theresienwiese gekommen und damit genauso viele wie im Vorjahr.

Der regnerische Auftakt am Samstag tat der guten Stimmung keinen Abbruch, und am Sonntag kamen dank der Sonne Tausende Besucher bereits zum Trachten- und Schützenzug, an dem sich 9000 Menschen in traditionellen Kostümen beteiligten.

Der neue Festleiter, Wirtschaftsreferent Dieter Reiter, freute sich: "Eine bodenständige Wiesn, wie sich's gehört." An den ersten beiden Tagen seien wie im vergangenen Jahr knapp eine Million Maß Bier ausgeschenkt und etwa neun Ochsen verspeist worden.

Punkt zwölf Uhr hatte Oberbürgermeister Christian Ude am Samstag den Schlegel in die Hand genommen, zwei Mal auf den Wechsel gedroschen und mit dem traditionellen "Ozapft is" das Oktoberfest offiziell für eröffnet erklärt. Das Volk jubelte ihm zu - nur die Umstehenden in der Anzapfbox im Schottenhamel-Zelt konnten bemerken, dass Udes Anzapftrainer Helmut Huber noch einmal nachbessern musste, damit das Bier fließen konnte.

Die ausgelassen heitere Stimmung am Samstag trübte jedoch weder dieses Detail noch das Regenwetter. Einzig die Fahrgeschäfte hatten zunächst am Samstag noch zu leiden, denn die vielen Besucher zogen diejenigen Schausteller vor, die mit Indoor-Attraktionen locken. Auch der Andrang auf die Bierzelte war bereits am Mittag höher als in den Jahren, in denen Sonnenschein auch Sitzen und Trinken in den Biergärten zugelassen hatte. Am Sonntag hingegen entspannten Sonne und Wärme die Situation in den Zelten wieder.

Zufrieden mit dem Auftakt ist auch die Polizei: Keine besonderen Vorkommnisse, meldeten sowohl das Münchner Präsidium wie die Bundespolizei. Während auf der Wiesn am Samstag vier Diebe festgenommen wurden, hatte die Bundespolizei an den Bahnhöfen einiges zu tun.

Auf dem Heimweg machte der Alkohol viele Wiesn-Besucher aggressiv, etwa eine 20-jährige Frau, die am Ostbahnhof zunächst mit ihren Stöckelschuhen nach ihrem Kontrahenten trat und später dann damit Polizisten attackierte. Sechs Beamten brauchte es, um die Frau zu Boden und dann in eine Zelle zu bringen. Bei ihr wurden zwei Promille gemessen.

Dass das Mitbringen eigener Getränkeflaschen seit diesem Jahr verboten ist, dürfte den meisten Wiesn-Gästen bekannt sein. Dennoch wurden bei einer Kontrolle am Samstagmorgen an den Eingängen allein zwischen 7 und 9 Uhr rund 5000 Flaschen sichergestellt, wie die Polizei mitteilte.

Erste Wiesn-Randale

Vor allem bei jungen Wiesn-Besuchern stießen die Kontrolleure auf Bierflaschen und auch auf Hochprozentiges. Die Ertappten kamen mit Belehrungen davon, ihre Flaschen mussten sie aber sofort in Containern entsorgen.

Schon am Vorabend der Eröffnung kam es zur ersten Wiesn-Randale - weit weg von der Theresienwiese, auf dem Freigelände der Messe in Riem. Laut Polizei fand dort am Freitagabend eine Welcome-Party statt, an der vor allem australische und neuseeländische Touristen teilnahmen, die dort in Wohnmobilen nächtigen.

Weil viele Wiesn-Besucher aus Übersee zu viel Alkohol intus hatten, fingen einige von ihnen gegen 18 Uhr an, Asphalt und Fahrzeuge mit schwarzer und roter Farbe zu besprühen. Der Sicherheitsdienst rief die Polizei, doch auch die ersten Streifenbesatzungen vermochten die Lage nicht zu beruhigen. Im Gegenteil, die Randalierer besprühten sogar einen Polizeiwagen. "Viele Campbesucher solidarisierten sich mit den Tätern", sagte Polizeisprecher Damian Kania. "Es herrschte eine sehr aggressive Stimmung."

Am Ende waren 30 Streifen im Einsatz und verhinderten eine Eskalation. Als die Polizisten nach zwei Stunden wieder abzogen, hatten die Beteiligten die besprühten Fahrzeuge gereinigt, und auch der Polizeiwagen war "rückstandsfrei" sauber.

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