Süddeutsche Zeitung

Aufruhr um nackte Studenten:Stabi zeigt Flitzer an

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Aufregung in der Bayerischen Staatsbibliothek: Zwei nackte Studenten rennen als Flitzer durch den Lesesaal und posten das Video im Netz. Die meisten Kommilitonen finden das witzig - doch die Direktion der Stabi will nun hart durchgreifen und Anzeige erstatten. Wir zeigen das Video und erklären die Hintergründe.

Von Beate Wild

So etwas sieht man nicht alle Tage: Zwei splitternackte Studenten, den Schambereich mit einem Plastikschurz notdürftig bedeckt, rennen durch den Lesesaal der Bayerischen Staatsbibliothek in München - unter lautem Beifall der dort am Schreibtisch lernenden Kommilitonen. Der Vorfall ereignete sich vergangenen Freitag. Bei den beiden Flitzern, deren Gesichter wegen Masken nicht zu erkennen sind, handelt es sich offenbar um zwei Absolventen der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Uni, die mit der Aktion ihren Abschluss feiern wollten. Auf ihre nackten Rücken steht geschrieben: "Dipl. Ing." und "Nie wieder Stabi".

Damit nicht nur die anwesenden Studenten in Genuss der Stabi-Flitzer kamen, hat auch noch ein Komplize die Aktion gefilmt und das Video auf der Facebook-Seite "Spotted: Stabi München" ins Netz gestellt. Die Studenten finden die Aktion jedenfalls lustig. Liest man sich die Kommentare unter dem Video durch, sind die meisten zustimmend. Viele der Studenten bewundern sogar den Mut der beiden Flitzer. "Großartig Jungs weiter so", ist da zu lesen. "Coole Aktion" oder: "*lach* Mal was anderes als die hässlichen Snobs mit ihren Pelzen um den Körper."

Die Direktion der Stabi sieht das offensichtlich völlig anders. Am Donnerstagnachmittag veröffentlichte die Bibliothek auf ihrer Internetseite eine Stellungnahme und spricht von einem "nicht-akzeptablen Vorfall". Es sei zu "einer erheblichen Störung des Betriebs im Allgemeinen Lesesaal" gekommen. Aus diesem Grund wolle man gegen die beiden Männer Strafanzeige erstatten.

"Wir können einen solchen Vorfall nicht tolerieren, weil es sonst in Kürze Trittbrettfahrer und Nachahmer gibt", sagt Peter Schnitzlein, Pressesprecher der Bayerischen Staatsbibliothek zu Süddeutsche.de. Die Anzeige werde gegen Unbekannt erstattet, da die beiden Nackten beim Verlassen des Lesesaals nicht aufgehalten werden konnten. Man sei nicht glücklich über eine derart harte Vorgehensweise, aber die Stabi sei "keine Bühne für Selbstinszinierungen", sondern ein Ort, um in Ruhe zu lernen.

Diese harte Reaktion der Stabi ruft wiederum Unverständnis bei einigen Studenten hervor. Auf der Facebook-Seite "Spotted: Stabi München" heißt es unter anderem in den Kommentaren: "Kein Humor", "völlig übertrieben", "seid nicht päpstlicher als der Papst, auch wenn es keinen gibt" oder "Spießer". Einige Stimmen gibt es aber auch, die das Durchgreifen der Direktion in Schutz nehmen. Eine schreibt: "Also ich finde die Aktion nicht so toll. Die Stabi ist keine Bühne sondern eine Bibliothek und besonders kreativ war die Aktion ja nicht. Ich würde deswegen niemanden verklagen, aber die ganze Aufmerksamkeit und den e-fame haben die Beteiligten sich nicht verdient." Ein anderer: "Dass eine Einrichtung, in der bis vor wenigen Wochen nicht mal das Mitbringen von Wasserflaschen erlaubt war, nackte Studenten verklagt, war doch klar, oder?"

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