Die Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission (UAK) des Erzbistums München und Freising, Michaela Huber, bescheinigt der Erzdiözese eine "konstruktive und kooperative" Haltung bei der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs. "Die Kommission hat den Eindruck gewonnen, dass die Verantwortlichen der Erzdiözese ehrlich bestürzt sind über das Verhalten der Institution Katholische Kirche in der Vergangenheit gegenüber den Betroffenen und dass sie ernsthaft bemüht sind, das begangene Unrecht aufzuarbeiten", heißt es in einem Zwischenbericht, den die UAK am Freitag vorgestellt hat.
Die Arbeit der UAK basiere auf eigenen Analysen und auf Empfehlungen aus dem Münchner Missbrauchsgutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). Insgesamt habe man sieben Empfehlungen an die Erzdiözese übermittelt, sie seien "unverzüglich aufgenommen und mit hoher Priorität umgesetzt" worden. Dazu gehöre eine Beratungsstelle, die Betroffene dabei unterstützt, Anerkennungsleistungen zu beantragen.
Auch gibt es nach Angaben Hubers Kooperationsverträge mit externen traumatherapeutischen Fachberatungsstellen, mit dem Münchner Männerzentrum, der Organisation Wildwasser und der Trauma-Ambulanz der Ludwig-Maximilians-Universität. Diese Angebote waren im September bei einem "Tag der Begegnung" vorgestellt worden.
Dass viele Betroffene nur einige Tausend Euro bekommen, werde als Kränkung verstanden
Kritik übten viele Betroffene laut Huber weiterhin an der auf Bundesebene angesiedelten Kommission für Anerkennungsleistungen. Dass eine große Gruppe von ihnen nur einige Tausend Euro bekomme, werde als erneute Kränkung erlebt. Das Mindeste, so die Münchner Aufarbeitungskommission, wäre eine schlüssige Begründung der jeweiligen Auszahlung.
Die UAK im Erzbistum München und Freising hatte vor eineinhalb Jahren ihre Arbeit aufgenommen, sie ist Teil einer Vereinbarung der Bischöfe mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung. Die Münchner Kommission ist mit Fachleuten aus Justiz, Psychologie und Medizin sowie einem Betroffenen-Vertreter besetzt, die Mitglieder wurden teilweise von der Staatsregierung benannt.
Die katholische Kirche insgesamt sei in ihrem Aufarbeitungsprozess - anders als Schulen, Sportvereine und Jugendorganisationen - "weit vorangeschritten", sagt Huber. Der Staat sei "seinem ,Wächteramt' in den vergangenen Jahrzehnten leider nur unzureichend nachgekommen".