Auer Dult:Diese Tassen erzählen Geschichten aus einem halben Jahrhundert

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Andrea Ackermann-Hopf schreibt fast jeden Namen auf ihre Tassen, solange genug Platz darauf ist. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Seit 50 Jahren verkauft Familie Ackermann auf der Auer Dult Porzellantassen mit Namen darauf. 1000 verschiedene Tassen stehen am Stand auf dem Dultplatz.
  • Die Wünsche der Kunden spiegeln die Namensmoden und -vorlieben des vergangenen halben Jahrhunderts wider.

Von Andreas Schubert

Irgendwann waren sie plötzlich da, die ganzen Majks und Kevins, all die Kathleens und Madleens. Und damals, Anfang der Neunzigerjahre, änderte sich dank der Kundschaft aus den neuen Bundesländern auch das Programm der Namenstassen, die am Stand der Familie Ackermann verkauft wurden. Andrea Ackermann-Hopf schmunzelt, als sie diese Geschichte erzählt.

Seit 50 Jahren ist ihre Familie auf jeder Auer Dult mit einem Porzellan-Stand vertreten, wofür sie an diesem Donnerstag vom Wiesn-Stadtrat Otto Seidl geehrt wird. Zunächst verkaufte Andrea Ackermann-Hopfs Großmutter Katharina Kriener Porzellan am Mariahilfplatz, dann ihre Mutter Ingrid Ackermann. Andrea Ackermann-Hopf übernahm den Stand 2006 und führt seither auch die dazugehörige Manufaktur in Nürnberg.

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Namenstrends hat Ackermann-Hopf schon einige erlebt. Kein Wunder: Schon in den Achtzigerjahren halft sie ihrer Mutter beim Verkauf der Porzellanwaren, zu denen neben den Namenstassen alles mögliche zählt, etwa diverse Geschirrsets, Kaffeefilteraufsätze oder Jumbo-Tassen mit bis zu anderthalb Litern Fassungsvermögen. Aber weil nicht nur Eltern und Großeltern für ihre Kinder und Enkel Namenstassen kaufen, sondern auch umgekehrt, haben sie auch Namen im Repertoire, die entweder längst aus der Mode sind oder nie in Mode waren.

1000 verschiedene Tassen stehen am Stand auf der Auer Dult. Kunigunde oder Gertraud gibt es genauso wie die neumodischen Luis, Lea oder Lena. Überhaupt, sagt Andrea Ackermann-Hopf, seien gerade kurze Namen mit "L" schwer angesagt. "Gleichzeitig kommen auch alte Namen wieder. Bei einem Korbinian weißt du nie, ob es für den Enkel ist oder für den Großvater."

Apropos Großvater: Ackermann-Hopf erzählt, ihr Urgroßvater Georg Petschky, der im oberfränkischen Arzberg eine Porzellanmanufaktur betrieb, habe die Namenstasse "irgendwann zwischen den beiden Weltkriegen" erfunden. Ob nicht schon vorher jemand irgendwo auf dieselbe Idee gekommen ist, lässt sich nicht mehr überprüfen. Laut der Porzellanhändlerin seien die Tassen ursprünglich sogenannte Patentassen gewesen, die man zu bestimmten Anlässen verschenkt habe.

Heute bekommen Kinder eher mit Bärchen oder Bienchen verziertes Geschirr geschenkt. Und die Namenstassen sind für alle Generationen ein Renner. Sechs Euro verlangt Ackermann-Hopf dafür. Die Namenszüge tragen ihre eigene Handschrift. Aufgebracht werden sie mittels Siebdruck, denn gute Porzellanmaler, derer es einst viele gab, sind rar.

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Während die Standbetreiberin über Namen erzählt, kommt immer wieder Kundschaft vorbei. Jedes Stück wird von der Händlerin kurz abgeklopft, ob es klingt. "Wenn es einen Sprung hat, gibt es keine Schwingungen und dann klingt's nicht." Eine Frau kauft eine Niklas-Tasse - für einen Verwandten aus Norddeutschland, wie sie sagt. "Bei uns heißt ja keiner so." Nun, Andrea Ackermann-Hopf könnte da andere Sachen erzählen. Ein Kunde wollte irgendwann unbedingt eine Tasse mit der Aufschrift Sherley Hilde. Einen Krischna gab es auch mal. Und was Leute umtreibt, die eine Tasse mit der Aufschrift "Pausenkiller" bestellen, darüber spekuliert Andrea Ackermann-Hopf lieber nicht.

Dabei wäre es interessant zu hören, was die Porzellanhändlerin, die eigentlich studierte Diplompsychologin ist, zu sagen hätte. Aber Kundschaft ist Kundschaft. Und solange ein Name auf eine Tasse passt, wird er auf Bestellung auch darauf gedruckt. Bei der nächsten Auer Dult können sich die Kunden den Pausenkiller dann abholen oder per Post zuschicken lassen.

Eines hat Andrea Ackermann-Hopf im Laufe der Jahre auch beobachtet: Jungennamen unterliegen seltener Trends als Mädchennamen. Thomas, Peter oder Andreas seien vielleicht nicht mehr ganz so häufig wie vor 30 Jahren, aber immer noch weit verbreitet. Man merke aber, wenn ein Fußballer eine Zeitlang besonders beliebt sei, sagt die Händlerin. "Ich warte noch auf einen Jérôme."

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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