Auch Kaufanreize möglich:Ja zum Diesel

Seehofer spricht sich bei MAN für Nachrüstung aus

Es war ein freundlicher Empfang, den Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei der Betriebsversammlung von MAN erlebte. Hier ein Händeschütteln, dort ein Selfie - Seehofer durfte sich willkommen fühlen. Dazu beigetragen haben dürfte seine Position in der Debatte um die Luftreinhaltung, die er auch am Mittwoch vor etwa 4000 MAN-Mitarbeitern bekräftigte. Weder ein Verbot für Verbrennungsmotoren bis 2030, wie die Grünen es forderten, noch ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge, wie es Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ins Spiel gebracht hat, kämen für ihn infrage, sagte Seehofer nach Angaben von Versammlungsteilnehmern. Es sei "grotesk" und "absurd", wurde Seehofer zitiert, dass Dieselfahrzeuge jetzt der Umwelt zuliebe aus dem Verkehr gezogen werden sollten, obwohl selbst Umweltverbände vor Kurzem noch ihren Kauf empfohlen hätten.

Der Beifall der MAN-Belegschaft war dem Ministerpräsidenten sicher. Eine halbe Stunde sprach der CSU-Chef in der riesigen Fabrikhalle - vieles von dem, was er sagte, deckte sich mit den Worten von Saki Stimoniaris, dem Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats von MAN Truck & Bus. Keine Verbote, stattdessen Kaufanreize schaffen und technisch nachrüsten: Mit diesen Forderungen will Seehofer am 2. August in den Gipfel mit den deutschen Fahrzeugherstellern nach Berlin ziehen.

Überraschend kündigte Seehofer auch einen "Verkehrspakt" mit dem Münchner OB Reiter an. Er reagierte damit auf Klagen des Betriebsratsvorsitzenden über die sich verschärfende Verkehrssituation am MAN-Standort. Täglich stehen mehrere tausend Beschäftigte, aber auch viele Lieferanten auf der vierspurigen Dachauer Straße im Stau. Für Verbesserungen der Bundesstraße nach München müssten erst zahlreiche politische Ebenen einbezogen werden. Das ist mühsam und für Stimoniaris nicht nachvollziehbar: "Das ist doch eine Straße!" Ziel des von Seehofer versprochenen Pakts ist, wie er sagte, "dass wir uns gemeinsam für zuständig erklären".

An diesem Freitag besucht SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz BMW in München, auch da wird wohl der Schadstoffausstoß von Autos Thema sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: