AubingVorrangnetz für Aubing

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Lokalpolitiker erarbeiten ein Konzept mit sieben Routen, die Fahrradfahren im Münchner Westen sicherer und ansprechender machen sollen. Die Beschilderung wird für 2022 gewünscht

Von Ellen Draxel, Aubing

Das Durchkommen auf den Straßen Aubings wird einem nicht leicht gemacht, auch nicht an der Kreuzung der Bodenseestraße mit der Brunhamst-und Limesstraße. Im Stadtbezirk sagt man, die Rad-Infrastruktur sei unterdimensioniert und entspreche selten den bundesweiten Empfehlungen.
Das Durchkommen auf den Straßen Aubings wird einem nicht leicht gemacht, auch nicht an der Kreuzung der Bodenseestraße mit der Brunhamst-und Limesstraße. Im Stadtbezirk sagt man, die Rad-Infrastruktur sei unterdimensioniert und entspreche selten den bundesweiten Empfehlungen. (Foto: Florian Peljak)

Aubings Lokalpolitiker wünschen sich ein "Fahrradvorrangnetz" für ihren Stadtbezirk. Ziel ist es, "ausreichende und sichere Fahrradwege" für "alle Menschen zwischen acht und achtzig und darüber hinaus" zu bekommen. Nur so, sind sich die Bürgervertreter sicher, ist es möglich, dass immer mehr Personen im Sinne eines aktiven Klimaschutzes und der Verkehrswende tatsächlich vom Auto auf das Rad umsteigen - zumindest für kurze Wege. Bislang allerdings ist die Radinfra- struktur im Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied mit Ausnahme der Neuanlagen im neu entstehenden Stadtteil Freiham unterdimensioniert und entspricht nur selten den aktuellen bundesweiten Empfehlungen. Von den Richtlinien des Münchner Radentscheids ganz zu schweigen.

Der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied hat deshalb jetzt auf Basis der Vorschlagsrouten der Initiative "Munich Ways" ein Konzept ausgearbeitet, das dieses Manko beheben soll - mit den Mitteln der Straßenverkehrsordnung in Form von Schildern und mit "geringem baulichen Aufwand". Im Fokus haben die Stadtteilvertreter dabei besonders die Schulwegsicherheit. Das Gremium ist aber auch bereit, sich an der Finanzierung der Beschilderung der vorgeschlagenen Strecken zu beteiligen. Wichtig ist den Politikern dabei, dass die Routen "jederzeit sicher befahrbar" sind, also im Herbst von Blättern freigehalten und im Winter "zeitnah" geräumt werden. Außerdem soll das Netz, so die Stadt mit den Vorschlägen einverstanden ist, in Pläne wie den Senioren-Stadtplan oder den Fahrrad-Stadtplan übertragen werden.

Um welche Strecken aber geht es? Ergänzend zu zwei Radschnellverbindungen zwischen der Innenstadt und Fürstenfeldbruck sowie der Innenstadt und den Gemeinden Gröbenzell und Olching, die beide durch den 22. Stadtbezirk führen und bereits in Planung sind, haben die Stadtteilvertreter sieben weitere Routen ausgemacht und sie in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung unterteilt.

"Route 1" soll von den Langwieder Seen über den Langwieder Bahnhof, den Bahnhof Leienfelsstraße und die Querung der Bodenseestraße beim Gleisdreieck bis zum Pasinger Stadtpark führen. Der Hauptteil der Strecke führt dabei durch Grünzüge, der Bereich des Grünzugs L ist aber noch umzusetzen.

"Route 2" verbindet Altaubing mit Neuaubing und führt über den Sportlerweg und das Gewerbegebiet am Bahnausbesserungswerk bis nach Lochham und zum Paul-Diehl-Park. Und in Verlängerung bis zur Theresienwiese. Langfristig soll die Strecke durch die barrierefreie Unterführung am Aubinger Bahnhof führen, bis dahin ist der Gleisübergang am Germeringer Weg vorgeschlagen. Außerdem fordern die Lokalpolitiker Vorfahrt für Radler entlang der Fahrradstraße von der Colmdorfstraße bis zum Aufseßer Platz.

"Route 3" verläuft von Lochhausen westlich des Teufelsbergs über die Aubinger Lohe nach Gräfelfing und passiert dabei die Waldschranke an der Eichenauer Straße, den Landschaftspark Freiham und das Gut Freiham. Wer von Gräfelfing aus weiterfährt, erreicht die Forschungsstätten in Martinsried sowie das Klinikum Großhadern.

"Route 4" ist etwas weiter östlich angesiedelt, auch sie startet am Wiedehopfweg in Lochhausen, passiert dann aber den Aubinger Dorfkern und führt durch Freiham entlang der Aubinger Allee bis zum Gewerbegebiet Freiham-Süd. Damit ist der Bildungscampus Freiham direkt an Lochhausen und Aubing angebunden. Allerdings besteht aus lokalpolitischer Sicht an einigen Stellen noch "hohes Konflikt- und Unfallpotenzial", etwa an der Altostraße. Zudem soll Radlern an der Aubinger Allee Vorrang gewährt und die Querungen Helmut-Schmidt-Allee und Bodenseestraße "kreuzungsfrei ausgeführt" werden, so der Wunsch der Bürgervertreter.

"Route 5" verbindet den Landschaftspark Freiham mit dem Westkreuz und führt dabei am Bildungscampus, der Zwangsarbeiter-Gedenkstätte Ehrenbürgstraße und dem Gößweinsteinplatz vorbei zur Limesstraße auf Höhe der Adventskirche. Von dort geht es weiter durch den Grünzug L bis zum Ramses-Hochhaus. Allerdings müssen dafür noch zwei Abschnitte in gemeinsame Fuß-/Radwege umgewidmet werden.

"Route 6" startet außerhalb Münchens und verläuft von Germering bis zum Pasinger Marienplatz. Vorgeschlagen werden verschiedene Streckenäste: Eine Nordvariante, die vom Birnbaumsteigweg in Neugermering über den Bildungscampus Freiham und die Bodenseestraße zum Sportlerweg und zur Straße Am Bahnsportplatz führt. Und eine Südvariante, die am Harthauser Weg beginnt und über den Streiflacher Weg, die Freihamer Allee, die Centa-Hafenbrädl- und die Hedwig-Kämpfer-Straße an derselben Ecke der Papinstraße endet. Von dort soll es über eine neu zu schaffende Verbindung südlich der S 8 zwischen der Straße Am Gleisdreieck, dem Herrschinger Bahnweg und der Neufeldstraße weitergehen bis zum Pasinger Marienplatz.

"Route 7" ist Teil einer Ringverbindung der äußeren Münchner Stadtbezirke und bildet hier die "Nordwest-Tangente". Sie beginnt am Aubinger Geschichtspfad, führt über die Freiland- und die Lochhausener Straße zur Berglwiesen- und Müllerstadelstraße und den Paul-Ehrlich-Weg längs nach Allach. Diese Wegebeziehung hat Potenzial, die Industriezentren in Allach, Karlsfeld, Ludwigsfeld und Milbertshofen anzubinden.

Das Mobilitätsreferat ist gebeten, diese Strecken als Hauptrouten in den Verkehrsentwicklungsplan-Rad einzuspeisen und die neue Version dem Stadtrat bis Ende des Jahres als Beschlussvorlage vorzulegen. Eine Beschilderung wird für 2022 gewünscht. Außerdem sollten aus Sicht des Bezirksausschusses für die Umsetzung von Routenvorschlägen mit erheblichen baulichen Veränderungen, insbesondere bei erforderlichem Grunderwerb, Machbarkeitsstudien beauftragt werden. Ergänzend fordert das Aubinger Gremium, "Sicherheitsmängel" im Gesamtnetz zu beheben. Dazu zählen neben gefährlichen Stellen rund um den Bildungscampus auch verbesserungswürdige Querungen der Lochhausener und der Wiesentfelser Straße.

© SZ vom 26.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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