Aubing:Protestnote an die Staatsregierung

Dorfkern Aubing

Die Kinderbewahranstalt im Jahre 1915.

(Foto: privat)

Das Landesamt für Denkmalpflege sieht die Voraussetzungen nicht gegeben, die Alte Schule in Aubing unter gesonderten Schutz zu stellen. Ein Verein wirft der Behörde nun Fehler und bewusste Täuschung vor

Von Ellen Draxel, Aubing

Der Förderverein 1000 Jahre Urkunde Aubing wirft dem Landesamt für Denkmalpflege vor, von einer einmal getroffenen Entscheidung nicht abrücken zu wollen, "und sei sie noch so fehlerhaft und auf unzulänglichen Ermittlungen basierend", wie es in einem offenen Brief an Bayerns Wissenschaftsministerin Marion Kiechle (CSU) heißt. Der Vereinsvorsitzende Klaus Bichlmayer geht in dem Papier sogar so weit, das Landesamt der bewussten Täuschung des Ministeriums zu bezichtigen.

Anders kann Bichlmayer sich nicht erklären, warum das Ministerium für Wissenschaft und Kunst die Bitte des Fördervereins, das alte Aubinger Schulhaus zum Einzeldenkmal zu erklären, nach wie vor ablehnt. Die Begründung des Ministeriums, neue Argumente seien seit Juli 2017 nach Mitteilung des Landesamtes nicht mehr von Seiten des Vereins vorgetragen worden, sei "nachweislich falsch", sagt der Vereinschef. Einem Schreiben an Generalkonservator Mathias Pfeil vom Mai dieses Jahres habe der Förderverein "ein von unseren Fachleuten erstelltes Dossier" angehängt. Diese Auflistung belege, wie "unzureichend" die Begehung im Januar 2012 durch den zuständigen Mitarbeiter des Landesamtes gewesen sei. Das Urteil des Landesamtes jedoch basiere nach wie vor auf dieser aus Sicht des Vereins vor Fehlern strotzenden Bewertung.

Die Alte Schule in Aubing, das betont der Förderverein seit Jahren, sei ein wertvolles Zeugnis der Geschichte. 1822 nach Musterplänen des Architekten Gustav Vorherr erbaut, markiert das Gebäude an der Altostraße 16 aus Vereinssicht eine historische Abkehr von damals üblichen, eher primitiven Unterrichtsräumen in Bauernhäusern hin zum Unterricht in eigens dafür nach modernen Standards errichten Lehranstalten. Die Alte Schule sei nicht nur wegen ihres Alters von fast zweihundert Jahren und der ununterbrochenen Nutzung für das Gemeinwohl des Ortes als Schule, später Polizeistation, Sozialstation und Kindergarten, Volkshochschul-Außenstelle und Zweigstelle des Bayerischen Roten Kreuzes für Aubing von geschichtlicher Bedeutung, so der Förderverein. Sondern auch wegen ihrer damals richtungweisenden neuen Architektur.

Das Landesamt hingegen ist der Auffassung, dass das Haus an der Altostraße 16 "aufgrund der nachträglichen Veränderungen, die einen Schulhausbau der 1820er Jahre nicht mehr anschaulich erkennen lassen", nicht die Voraussetzung für eine Eintragung als Einzeldenkmal erfüllt. "Es ist den wechselnden Nutzungen als Gendarmerieposten, Wohnhaus der Dillinger Franziskanerinnen sowie durch die Volkshochschule und das Rote Kreuz immer wieder angepasst und dabei vielfach erneuert und verändert worden", erklärt Pfeil. "Mit wenigen Ausnahmen, etwa einem Teil des Treppengeländers, sind aus der Entstehungszeit keine Ausbauelemente erhalten." Das Gebäude sei jedoch ein "bedeutender und unverzichtbarere Bestandteil" des Aubinger Dorfkern-Ensembles.

Für Bichlmayer und seine Mitstreiter ist der Hinweis auf den Ensemblestatus nichts weiter als ein "Placebo-Argument". Denn der Ensembleschutz bewahre die Alte Schule nicht vor Veränderungen im Innern. "Es ist bedauerlich, dass das Landesamt und Ihr Ministerium ernsthaft meinen, uns so für dumm verkaufen zu können", schreibt der Vereinsvorsitzende im Brief an Ministerin Kiechle.

Mathias Pfeil kann das Schreiben des Vereins nicht nachvollziehen: "Die darin geübten Vorwürfe sind haltlos." Sein Ziel erreichen will der Förderverein nun mit einer Petition beim Bayerischen Landtag.

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