Aubing:Neue Heimat für die Gläubigen

Grundsteinlegung des rumänisch-orthodoxen Kirchenzentrums in Aubing.

Weihbischof Sofian (vorne Mitte) und Erzbischof Serafim (hinter ihm) zementieren die Urkunde in das Mauerwerk des Altars ein.

(Foto: Rumänisch-Orthodoxe Metropolie)

Grundsteinlegung im Herzen des Kirchenzentrums der rumänisch-orthodoxen Metropolie an der Kastelburgstraße

Von Ellen Draxel, Aubing

"Wir sind wie eine große Familie", sagt ein Pfarrer in schwarzem Talar, der eigens aus Wien angereist ist. Dass er an diesem sonnigen Samstagnachmittag in Aubing auf der Baustelle steht, empfindet der Ikonenmaler als ganz selbstverständlich. Andere Gäste kommen ebenfalls von weit her, aus Bremen, Hannover, Frankfurt, Salzburg, St. Pölten in Österreich.

Die rumänisch-orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa baut auf einem rund 2600 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Kastelburg-/Industriestraße eine eigene Kirche samt Bischofssitz, Kloster und Gemeindezentrum. 15 Jahre lang haben die Gläubigen um Weihbischof Sofian von Kronstadt nach einem Grundstück gesucht. Jetzt, nach der ersten symbolischen Grundsteinlegung im September 2011 und immer wieder stockenden Bauarbeiten mangels gesicherter Finanzierung, erhalten die rund 30 000 Menschen rumänisch-orthodoxen Glaubens in München endlich einen eigenen Gebetsraum. Es ist ein Sakralbau im Stil einer griechischen Kreuzkuppelkirche mit Platz für etwa zweihundert Menschen. Im Beisein von Herzog Franz von Bayern, Münchens Bürgermeister Josef Schmid (CSU), Rumäniens Generalkonsulin Iulia-Ramona Chiriac und zahlreichen kirchlichen Würdenträgern in festlichem Ornat legten Weihbischof Sofian und Erzbischof Serafim am Samstag den Grundstein ins Herz der Kirche, ins Mauerwerk des Altars.

"Ich danke Ihnen allen, dass Sie mit uns heute hier sind", wandte sich Sofian an die Hunderte Besucher. Der Bau dieser Kirche sei ein Zeichen der Toleranz und des Miteinanders, das Gotteshaus "soll auch der Integration in die europäische Gemeinschaft dienen". Schmid ist sich sicher, dass das Kirchenzentrum "ein lebendiger Ort des interkulturellen Austauschs" innerhalb der bayerischen Landeshauptstadt wird. In München leben so viele Rumänen wie in keiner anderen Stadt Deutschlands. Diese Menschen, so der Bürgermeister, seien ein "Musterbeispiel an Integration". Für Gabriele Rüttiger, Ressortleiterin im Erzbischöflichen Ordinariat, ist "solch ein Kirchenbau ein Geschenk für uns alle: Hier wird Ökumene erlebbar".

Auch der Repräsentant der evangelischen Kirche, Kirchenrat Raphael Quandt, empfand es als "besondere Ehre und Freude", bei der Grundsteinlegung dabei sein zu dürfen. "Dieses Fundament auf gutem Grund verwurzelt die Menschen in dieser Welt, es ermöglicht den Dialog." Er freue sich auf die Begegnungen mit seinen Mitchristen, "denn es gibt so vieles, was uns verbindet". Das neue Kirchenzentrum, erklärte der Weihbischof, sei "dringend nötig". Rund 100 000 Rumänen leben derzeit in Bayern, "vor allem junge Leute". Sie brauchen einen Treffpunkt, müssen die Chance bekommen, sich auch spirituell heimisch zu fühlen. Neben Funktionsräumen für den Bischof, die Priester und Diakone, einem kleinen Nonnenkloster, einem Gästezimmer und einer Bibliothek soll das künftige Zentrum daher auch Räumlichkeiten für einen karitativen Verein sowie für die Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde erhalten. Ein Multifunktionssaal im Untergeschoss der Kirche ist für größere Veranstaltungen und Konferenzen gedacht.

Gut 9,2 Millionen Euro soll das Projekt am Ende kosten. Beide christlichen Kirchen haben den Grundstückskauf im Oktober 2013 mit jeweils 300 000 Euro mitfinanziert - eine Starthilfe, "ohne die es uns heute so nicht geben würde", sagt Sofian. Unterstützung kam auch vom rumänischen Staat und von vielen privaten Spendern. Das Kirchenzentrum an der Kastelburgstraße muss sich komplett aus Spendengeldern finanzieren, da es in orthodoxen Ländern keine Kirchensteuer gibt. "Wir fürchten, mit einer Steuer die Gläubigen zu verlieren", erläutert Weihbischof Sofian. "Wer nicht der Kirche angehören will, den sollten wir auch nicht zwingen, zu zahlen." Etwa die Hälfte der Bausumme hat die Metropolie inzwischen beisammen, damit ist die Finanzierung des Rohbaus bis Ende des Jahres gesichert. "Für den Restbetrag werden wir aber noch ein Darlehen aufnehmen müssen." Läuft alles reibungslos, können die Gläubigen das Kirchenzentrum im November 2019 erstmals von innen erleben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: