Aubing:Mit Appellen gegen Wüsten aus Stein

Wissen über die Natur soll den Trend zum Schottergarten stoppen

Von Ellen Draxel, Aubing

Sie gelten als schick, einfach anzulegen und pflegeleicht: Schottergärten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch abgesehen davon, dass Steinbeete Hauseigentümer auf Dauer nicht von der Pflicht befreien, sich um sie kümmern zu müssen, weil irgendwann doch Moos, Algen und Pflänzchen vom Kiesbett Besitz ergreifen, bieten solche Steinwüsten in Zeiten der Artenvernichtung auch Insekten und Vögeln keinerlei Nahrung. In heißen Sommermonaten mutieren Häuser mit Schottergärten außerdem zu Glutöfen, denn die Steine speichern Hitze und strahlen sie zusätzlich ab. Zu spüren ist das vor allem in Städten mit ihren stark versiegelten Flächen.

Einige Kommunen haben daher bereits reagiert. Als erste bayerische Stadt verabschiedete Erlangen Anfang 2020 ein Verbot von Schottergärten für Neu- und Umbauten, Würzburg zog ein halbes Jahr später nach. Zuvor hatten schon Dortmund und Paderborn ein Verbot in ihren Bebauungsplänen festgelegt, ebenso Bremen. Und das grün regierte Baden-Württemberg untersagte im Juli 2020 mit einer Änderung des Landesnaturschutzgesetzes Schottergärten auf Privatgrundstücken.

München steuert den Wunsch nach Begrünung bisher einerseits über Festsetzungen im Rahmen von Bebauungsplänen, Schottergärten werden dort in der Regel ausgeschlossen. Außerdem gilt in der bayerischen Landeshauptstadt seit 1996 eine Freiflächengestaltungssatzung. Angewandt auf Vorgärten bestimmt diese Vorgabe, dass nicht überbaute Flächen, soweit sie nicht für notwendige Zufahrten oder Zuwegungen benötigt werden, "zu begrünen und mit Bäumen und Sträuchern zu bepflanzen sind". Dennoch greifen die steinernen Wüsten um sich - weshalb es bereits mehrere Stadtratsanträge zu dem Thema gab. Die Untere Naturschutzbehörde bereitet daher nun eine Beschlussvorlage vor, die laut Planungsreferatssprecher Thorsten Vogel "vor der Sommerpause" im Stadtrat behandelt werden soll.

Gedanken haben sich auch Aubings Lokalpolitiker gemacht, sie würden zumindest einen "Appell" der Stadt an die Hausbesitzer begrüßen. Das Wissen um eine naturnahe Bepflanzung durch Aktionen und Musteranlagen, wie sie etwa im geplanten Klimapark zwischen Neuaubing und dem Westkreuz entstehen könnten, "wieder aufzufrischen", sei "hochnotwendig", findet Grünen-Fraktionschefin Dagmar Mosch. Eine Verbotskultur zu etablieren lehnt die Mehrheit aber ab.

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