Stadtteiltreff:Neuer Betreiber übernimmt Aubinger Kulturzentrum

Stadtteiltreff: In diesem Herbst spielte der Folk-Blues-Künstler Rusty Stone ein Konzert im Kulturzentrum Ubo 9.

In diesem Herbst spielte der Folk-Blues-Künstler Rusty Stone ein Konzert im Kulturzentrum Ubo 9.

(Foto: Martina Krämer)

Das "Ubo 9" wird von Januar an von der gemeinnützigen Gesellschaft Quarter M bespielt, die 2024 auch das geplante Zentrum in Freiham übernehmen soll.

Von Ellen Draxel

Die gemeinnützige Gesellschaft Quarter M übernimmt von Januar an die Trägerschaft des Aubinger Kulturzentrums Ubo 9. Die 2019 gegründete Tochter des seit mehr als 30 Jahren in München aktiven Vereins für Sozialarbeit wird damit Nachfolgerin des Kulturnetzes 22. Fünf Jahre lang bespielte der lokale Verein Kulturnetz mit viel ehrenamtlichem Engagement erfolgreich die knapp 500 Quadratmeter umfassenden Räumlichkeiten in Altaubings Dorfkern - unter anderem mit Ausstellungen, Poetry-Slams, Kindertheater, Musikevents und einem Dialogcafé.

Doch nun, findet der ehemalige Vorsitzende des Kulturnetzes und Ubo-9-Programmgestalter Wolfgang Mayer, sei die Zeit reif für Veränderungen. "Es ist jetzt notwendig, dass Kulturarbeit als Gemeinwesenarbeit professionalisiert wird." Denn der neue Träger hat zugleich die Aufgabe, das Stadtteilkulturzentrum in Freiham, das Anfang 2024 eröffnen soll, zu einem integrierenden, vernetzenden und identitätsstiftenden Anziehungs- und Treffpunkt zu entwickeln. "Mit Freiham müssen in Zukunft dicke Bretter gebohrt werden", weiß Mayer. Quarter M sei "ein gestandener Träger", der auf ein dichtes Netzwerk zurückgreifen könne. Die Gesellschaft betreibt stadtweit bereits elf Nachbarschaftstreffs und den Giesinger Stadtteilladen.

So positiv wie Mayer bewerten allerdings nicht alle in Aubing die Entscheidung des städtischen Kulturausschusses. "Wir haben die Befürchtung, dass das Ubo 9 nun vorrangig ein soziales Haus wird und die Kultur hintenansteht", sagt Martina Krämer. Seit Ende Juli gehört die frühere Redakteurin der Aubinger Zeitung dem neuen Vorstand des Kulturnetzes 22 an, der alte war bei einer turbulenten Mitgliederversammlung im Sommer geschlossen nicht mehr angetreten. Das neue Vereins-Team, betont Krämer, hätte das kulturelle Geschehen im Ubo 9 "ganz, ganz gerne" selbst weiter federführend mitbestimmt. Aber man habe, so unerwartet frisch gewählt, nur wenige Tage Zeit gehabt, ein Bewerbungskonzept zu formulieren. Das Ergebnis, ein halbseitiges Papier, bezeichnet Mayer denn auch als "stümperhaft". Aus "formellen Gründen", da die in der Ausschreibung geforderten Unterlagen nicht erbracht wurden, musste der Kulturausschuss im Herbst die Einreichung ausschließen.

Mayer teilt auch nicht die Sorge, dass das Kulturelle im Ubo 9 mit Quarter M künftig zu kurz kommen könnte. "In Nachbarschaftstreffs läuft ja nichts anderes als Kulturarbeit." Mit der seit zwei Jahren im Stadtbezirk engagierten Kultur-Streetworkerin Stefanie Junggunst, einer diplomierten Wirtschafts- und Sozialgeografin mit 15 Jahren Berufserfahrung im soziokulturellen Bereich und Lehrbeauftragten für Gemeinwesenarbeit an der Hochschule München, ist Quarter M im Viertel bereits gut vernetzt.

Der künftige Träger hat inzwischen zwei Stellen für die aktivierende Arbeit im Ubo 9 ausgeschrieben, eine Leitungsstelle mit 19,5 Wochenstunden und eine weitere für einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin über 14 Stunden wöchentlich. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 24. November. Mittlerweile hat auch Kulturreferent Anton Biebl dem Kulturnetz 22 "für die überaus erfolgreiche Arbeit in der Stadtteilkultur" gedankt und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der Verein seine "Stadtteilexpertise" weiterhin einbringen werde. "Machen wir", sagt Martina Krämer. Auf diese Weise könne man "zumindest noch Teilbereiche mitgestalten".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: