Aubing:Integration erleidet Rückschlag

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Hausaufgabenbetreuung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge scheitert an der Finanzierung

Von Ellen Draxel, Aubing

Geschaffen wurde das Angebot Anfang des Jahres. Zübeyde Yilmaz-Dursun, die Leiterin des Jugendtreffs Neuaubing, hatte die Idee, eine Hausaufgabenbetreuung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Stadtbezirk zu organisieren. Ein Ehrenamtlicher sollte den etwa 50 Kindern und Jugendlichen zweimal in der Woche vormittags beim Deutschlernen helfen und dafür einen kleinen Obolus erhalten. Yilmaz und Dagmar Mosch, Facharbeitskreissprecherin der Vernetzungsagentur Regsam für den Stadtbezirk Aubing-Lochhausen-Langwied, stellten dafür einen Antrag an Regsam. Der Trägerverein des Stadtjugendamtes für regionale soziale Arbeit verfügt über ein Jugendpflegebudget, aus dem bereits viele Projekte für Jugendliche finanziert wurden.

Diesmal allerdings irrten sich die Initiatorinnen. Die Hausaufgabenbetreuung lief an, ohne dass der Zuschuss floss. Junge Pakistani, Afghanen, Syrer, Somalier und Eritreer wurden wochenlang montags und mittwochs vormittags in den Räumen des Jugendtreffs unterrichtet. Manche lernten erste Basics der deutschen Sprache, andere hatten schon Deutschkurse belegt und nutzten die Stunden für ein besseres Verständnis. Viele Flüchtlinge sprechen Englisch, kennen aber, wenn sie keine Analphabeten sind, meist nur arabische, selten lateinische Schriftzeichen. Die jungen Menschen profitierten von dem Angebot - weil aber die Aufwandsentschädigung für den Betreuer ausblieb, musste das Projekt letztlich eingestellt werden. "Dadurch", kritisiert der Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied, "bleibt ein Stück wichtiger Integration auf der Strecke".

"Die Hausaufgabenbetreuung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge", erklärt Johannes Michel, Moderator von Regsam für den Münchner Westen, "entspricht nicht den Förderrichtlinien für das Jugendhilfebudget". Bezuschusste Projekte müssen allen Jugendlichen derjenigen Einrichtungen, die den Antrag gestellt haben, zu Gute kommen - nicht nur einer bestimmten Gruppe. Genau diese Fokussierung auf die Flüchtlinge war laut Mosch der Grund für das Veto.

Die Bezuschussung einer Hausaufgabenbetreuung für junge Flüchtlinge lässt sich nicht generalisieren, sie wird aus unterschiedlichen Töpfen bezahlt. Mancherorts übernehmen Schulen diese Aufgabe, woanders läuft die Förderung ehrenamtlich ab. Inzwischen, sagt Michel, gebe es auch die Möglichkeit, über einen kürzlich beschlossenen Aktionsplan des Stadtjugendamtes eine Hausaufgabenbetreuung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu finanzieren. "Da müssen die Einrichtungen dann aber selbst einen Antrag auf Zuschuss stellen."

"Das Problem ist", ärgert sich Mosch, "dass das alles keiner weiß". Selbst sie nicht, die sich in dem Metier besser auskenne als viele andere. "Momentan sind das alles Einzellösungen, nichts ist standardisiert. Wir wollen endlich geklärt haben, wer in solchen Fällen die Finanzierung übernimmt und wissen, welche Töpfe dafür zur Verfügung stehen." Zu erwarten, dass immer alles nur auf ehrenamtlicher Basis realisiert werden könne, funktioniere auf Dauer nicht. Das sieht auch der örtliche Bezirksausschuss so: Die Lokalpolitiker fordern, dass sich "sowohl die Landes- wie auch die Bundesregierung" mit dem Problem befassen.

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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