Aubing:Hindernisse erwünscht

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Seit es die wichtige Buslinie 157 zwischen dem Dorfkern und Pasing gibt, kritisieren viele Anwohner, dass die Route zu einer gefährlichen Rennstrecke geworden ist. Sie fordern Bepflanzungen und Parkplätze zur Verkehrsberuhigung

Von Ellen Draxel, Aubing

Wünsche zu äußern ist legitim. Nicht immer allerdings werden sie erfüllt. Mit dem Start der Buslinie 157, die Alt-Aubing mit Pasing verbindet und dabei auch das Neubaugebiet Aubing-Ost an den öffentlichen Nahverkehr anschließt, hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) im April 2019 eine 30 Jahre alte Forderung des Aubinger Bezirksausschusses wahr werden lassen. Doch schon wenige Tage nach dem Start trübten massive Proteste der Anwohner die Freude der Lokalpolitiker. Anlieger kritisierten wegfallende Parkplätze aufgrund von neu aufgestellten Halteverboten längs der Busroute und monierten "Raserei" auf dieser neuen "Rennstrecke".

Anträge zur Optimierung der Situation erreichen die Stadtteilvertreter bis heute. Regelmäßig, trotz bereits erfolgter Verbesserungen in Folge einer mehrstündigen Ortsbegehung bei größter Hitze mit der Stadtverwaltung und der MVG vergangenen Sommer. Weshalb die Vorsitzende des Unterausschusses Verkehrsinfrastruktur im Stadtteilgremium jetzt die Kritiker kurzerhand zu einer Bustour mit der Linie 157 einlud. "Viele Leute reden ja, ohne jemals mit dem Bus gefahren zu sein", sagt Karin Binsteiner (Grüne). "Die Linie ist aber wichtig, deshalb muss man die Sinne dafür schärfen."

Einstieg also am Abend um kurz nach 18 Uhr an der Ubostraße, Ausstieg fünf Haltestellen später an der Englburgstraße. Entlang des kurzen Stücks zwischen zwei Kurven am Übergang Aubing-Ost-/Hellensteinstraße hängen von Nachbarn aufhängte Plakate am Zaun, "Tempo 30" ist auf ihnen zu lesen. "In den Pfingstferien hat es hier gekracht", erzählt Anwohner Matthieu Omont. Die Strecke liegt in einer Dreißiger-Zone, aber mangels Hindernissen werde hier oft viel schneller gefahren. "Man hört die Motorbremse in der Kurve, dann beschleunigen die Autos wieder", berichtet der Ingenieur. Das sei "nicht nur gefährlich, sondern auch sehr laut". Er macht sich, wie viele seiner Nachbarn, Sorgen um seine Kinder. Weil die Kurve auf Höhe der Hellensteinstraße 6a zu schmal ist für zügig fahrende, sich begegnende Fahrzeuge, werde zudem immer wieder auf den Gehweg ausgewichen, erzählt eine Aubingerin, die genau an der Ecke wohnt. Der neu asphaltierte Bürgersteig weist zum Beweis deutliche Reifenspuren auf.

Bis der Bus kam, meint Omonts Nachbar, konnte entlang der Straße zumindest teilweise geparkt werden. Das habe die Geschwindigkeit gebremst. "Was wir brauchen, sind deshalb wieder Hindernisse." Erneut Parkplätze, oder, wofür Xinyue He plädiert, Baumpflanzungen. "Die Bepflanzung sollte dazu dienen, die zu übersichtliche und breite Straße zu unterbrechen." He hat gleich drei Anträge zur Verkehrsberuhigung der Route gestellt, rund 40 Anlieger haben ihre Forderungen nach einer deutlicheren Markierung der Tempo-30-Zone, nach baulichen Stopps in der Fahrbahn und nach mehr Grün mit unterzeichnet.

Die Anwohner fordern Maßnahmen zur Beruhigung des Verkehrs. (Foto: Ellen Draxel)

Was davon umgesetzt wird, muss sich zeigen. Der Unterausschuss Verkehrsinfrastruktur hat noch am Abend versprochen, sich für Spiegel und ein Tempo-20-Schild an der Kurve einzusetzen. Außerdem soll geprüft werden, ob an einigen Stellen Bäume gepflanzt werden können und Halteverbote nachts sowie am Wochenende, wenn der Bus nicht fährt, aufzuheben sind.

Dass zusätzliche Bodenmarkierungen nur in großen Tempo-30-Zonen aufgebracht werden und die Voraussetzungen dafür in der Aubing-Ost-Straße nicht vorliegen, hat das Kreisverwaltungsreferat bereits wissen lassen. Nicht möglich sind laut der Verkehrsbehörde zudem Zebrastreifen - dafür ist der Verkehr zu gering. Lediglich 171 Fahrzeuge nutzten bei einer Verkehrszählung an einem Novembermorgen vorigen Jahres zwischen sieben und acht Uhr die Aubing-Ost-Straße. Auch das Installieren eines Blitzers hat die Verwaltung schon abgelehnt, denn seit einem Jahr wird die Strecke ohnehin fast wöchentlich kontrolliert. Das Ergebnis der Messfahrzeuge der Kommunalen Verkehrsüberwachung: "überwiegend geringfügige Geschwindigkeitsübertretungen", zu ahnden mit einem Verwarnungsgeld.

© SZ vom 24.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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