Es ist kaum zu glauben: Der Jugendtreff "Awo's Fredl", 1993 gegründet, ist nun schon mehr als 20 Jahre in provisorischen Containerbauten untergebracht. In Kürze aber soll aus dem Provisorium mit seinen acht vor einigen Jahren renovierten Modulen ein idealtypischer Treffpunkt in Festbauweise werden - ein Modellprojekt, das an der Bodenseestraße 186 bis 188 nicht nur dem Betreiber Arbeiterwohlfahrt (Awo), sondern auch der Zielgruppe, zehn bis 21 Jahre alten Jugendlichen, künftig viel Freude machen dürfte.
Anlass für das Bauvorhaben sind die zahlreichen Wohnprojekte im benachbarten Umfeld. Dazu kommt, dass im Sanierungsgebiet Aubing-Neuaubing-Westkreuz Fördermittel angezapft werden können, die das bis zu 6,85 Millionen Euro teure Gebäude besser schultern lassen. Stimmen die zuständigen Stadtratsausschüsse im Oktober den Plänen von Kommunalreferentin Kristina Frank zu, wird zwischen Bodenseestraße und Überlinger Weg auf dem bisherigen Fredl-Gelände und einem bislang an einen Gewerbetreibenden vermieteten städtischen Grundstück ein L-förmiges, zweigeschossiges Gebäude entstehen, das kaum Wünsche offen lässt.
Zum Raumkonzept gehören unter anderem ein Café, Mehrzweck- und Gruppenräume, eine Chill-Ecke, eine Küche, Werk- und Technikräume. Aufgewertet wird das Projekt durch einen nördlich des Überlinger Wegs geplanten Klimapark, den der Bund Naturschutz (BN) mit Geld aus einer Erbschaft realisieren will. Um diesen als Umweltbildungsstätte zu bespielen, sollen die Naturschützer Räume im Fredl-Gebäude anmieten dürfen. Vom Jugendtreff in den "Magdalenenpark" des BN ist ein fließender Übergang vorgesehen. Eine Promenade wird von der Bodenseestraße aus aber auch direkt in den Park führen.
Während der Bauzeit können die Kinder und Jugendlichen in den Containern bleiben; die entsprechende Genehmigung läuft bis 2022. Das senkt den Druck auf die übrigen Freizeiteinrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Viertel, das Spielhaus am Westkreuz an der Aubinger Straße, den Jugendtreff Neuaubing an der Wiesentfelser Straße, die Aubinger Tenne an der Ubostraße sowie die Kinder- und Jugendfarm an der Wiesentfelser Straße. Aubing-Lochhausen-Langwied ist aber nicht von ungefähr in den kommenden Jahren der am stärksten wachsende Stadtbezirk Münchens - "Awo's Fredl" wird also gebraucht, zumal dort schon jetzt jährlich 12 000 Nutzerkontakte pro Jahr und 110 Stammbesucher gezählt werden. Allein auf dem Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerks der Bahn südlich der Bodenseestraße entstehen 500 Wohnungen, auf dem früheren Telekom-Areal weitere 500 Apartments, an der Aubing-Ost-Straße 600 Wohnungen. Im Hintergrund steht zudem die anstehende Besiedlung der Freihamer Bauabschnitte.
Die knapp sieben Millionen Euro an Kosten könnten am Ende unterschritten werden; eine Million davon ist eine 17,5 Prozent umfassende Risikoreserve für möglicherweise steigende Kosten. Der Einsatz einer Photovoltaikanlage ist vorgesehen. Der örtliche Bezirksausschuss freut sich auf das Modellprojekt, die Vorsitzende des Unterausschusses Soziales, Brigitta Bacak (SPD), sprach von einer "tollen neuen Anlage" nach neuestem technischen Standard. Gremiumschef Sebastian Kriesel (CSU) hatte bereits vorab Zustimmung signalisiert, die Vollversammlung folgte ihm.