Aubing:Es wird höchste Zeit

Aubing: Es wird immer voller: Auch der Ausweichverkehr vor dem Allacher Tunnel sorgt für zunehmende Belastung.

Es wird immer voller: Auch der Ausweichverkehr vor dem Allacher Tunnel sorgt für zunehmende Belastung.

(Foto: Toni Heigl)

Aubing fürchtet, auf Dauer am Verkehr zu ersticken. Mit einer Online-Petition und einer Unterschriften- Kampagne soll jetzt der Forderung nach einem U-Bahn-Ausbau bis Freiham Nachdruck verliehen werden

Von Ellen Draxel, Aubing

Die U-Bahn nach Freiham ist "unverzichtbar". Das sehen alle Fraktionen im Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied so, das halten auch der Landtagsabgeordnete Otmar Bernhard und Bürgermeister Josef Schmid (beide CSU) für zwingend notwendig. Dass die Bürger sich mehr als nur die Tram nach Freiham wünschen, bekommen die Politiker seit Jahren zu hören. Jetzt wollen sie das auch schwarz auf weiß nachweisen können. Eine Online-Petition für die U-Bahn hat die CSU bereits gestartet - am Dienstag, 21. Juli, beginnt nun um 17.30 Uhr am S-Bahnhof Westkreuz an der Friedrichshafener Straße eine zusätzliche Unterschriften-Kampagne.

"Ich bin Feuer und Flamme für diese Aktion und werde sie voller Inbrunst unterstützen", sagte Schmid am Freitag. Der Bürgermeister ist zugleich Kreisvorsitzender der CSU im Münchner Westen. Die Bewohner des 22. Stadtbezirks haben Erfahrung mit viel Verkehr. Bereits jetzt kämpfen sie zu Stoßzeiten mit den Auswirkungen des Schleichverkehrs, den die regelmäßigen Blockabfertigungen und Staus in den angrenzenden Tunneln des Autobahnrings A 99 auf den Straßen des Viertels auslösen. "Das Problem wird auch die kürzlich beschlossene Öffnung der Standspur im Aubinger Tunnel nicht beseitigen, da es sich im Allacher Tunnel fortsetzt", sagt der Vorsitzende des Stadtteilgremiums, Sebastian Kriesel (CSU).

Spätestens aber 2020, wenn der sechsspurige Ausbau der Lindauer Autobahn (A 96) zwischen Germering-Süd und Oberpfaffenhofen fertig sein soll, befürchten die Aubinger, im Verkehr zu ersticken. Zumal gleichzeitig das Neubaugebiet Freiham-Nord besiedelt werden wird. "Verkehrsexperten rechnen mit einer Erhöhung des Verkehrsaufkommens um bis zu 20 Prozent bis zum Jahr 2025", sagt Jürgen Schrader, CSU-Sprecher im Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied, in der jüngsten Sitzung des Stadtteil-Gremiums: "Und die Hauptlast wird unser Stadtbezirk zu tragen haben".

Lösbar ist das Problem nach Ansicht der Politiker nur mit einem deutlich verbesserten Angebot im öffentlichen Nahverkehr. "Wir müssen vernetzt denken, man darf die Verkehrsmittel heute nicht mehr isoliert betrachten", fordert Schmid. Gerade, wenn der Raum für den Individualverkehr begrenzt sei, müssten Alternativen im öffentlichen Personennahverkehr angeboten werden: "Wir müssen die Räume ausnutzen, die wir noch haben - und die sind unter der Erde." Derzeit fährt im 22. Stadtbezirk noch jeder zweite mit dem Auto, langfristig soll aber nur noch ein Viertel des Verkehrs mit dem Auto abgewickelt werden.

Der großzügige Ausbau der Bodenseestraße ist bereits geplant, das allein reiche aber nicht, so die Politiker. Auch dass der Münchner Verkehrsverbund (MVV) bei der S-Bahn-Linie S 8 noch "hinreichend Kapazität" sieht, verstehen die Ortskundigen nicht. "Die S-Bahnen aus Herrsching und Weßling sind während der Hauptverkehrszeiten in Freiham und Neuaubing bereits voll", sagte Reinhard Bernsdorf (SPD) im Bezirksausschuss.

Vorgesehen ist zwar die Verlängerung der Tramlinie 19 über Pasing bis nach Freiham - aber diese Straßenbahn, so die Kritik, könne nicht die Massen befördern, die in die Innenstadt wollen. "Eines muss klar sein: Wir sprechen hier vom größten Neubaugebiet Europas, angeschlossen an das größte Sanierungsgebiet Europas", betont CSU-Stadtrat Johann Sauerer, "was wir brauchen, ist eine leistungsfähige Verbindung. Und die kann nur U-Bahn heißen, in Verbindung mit einem kleinteiligen Bussystem." Selbst wenn eine Verlängerung der U-Bahn bis nach Freiham nach Schätzungen der Verkehrsbetriebe die Stadt rund zehnmal so teuer käme wie die Tram. "Wir müssen den Menschen die Chance geben, schnell in die Stadt zu kommen." Von Freiham bis Pasing bräuchten Tram oder Bus 25 Minuten, eine U-Bahn dagegen nur sieben Minuten.

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