Aubing:Begehrte Box

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Stauschau: Auch den A-99-Verkehr könnte man mit der Box erfassen. (Foto: Catherina Hess)

Nicht nur Aubinger Politiker würden gern ein spezielles Verkehrsmessgerät anschaffen. Doch das Prozedere ist offen

Von Ellen Draxel, Aubing

Beschwerden über Endloskolonnen und Raser auf bestimmten Strecken in ihrem Stadtbezirk erreichen Aubings Lokalpolitiker immer wieder. Bislang hat sich der Bezirksausschuss (BA) dann mit der Bitte um eine Verkehrszählung an die Stadtverwaltung gewandt. Künftig jedoch soll dieser Schritt überflüssig werden. Denn das Stadtteilgremium will, finanziert aus dem eigenen Budget, ein sogenanntes Seitenradar-Messgerät anschaffen. "Mit dem Einsatz dieses Geräts in Eigenregie kann der BA eigene Daten erheben", heißt es in einem Antrag, den die Bürgervertreter jetzt bei einer Gegenstimme beschlossen haben. Auf Klagen von Anwohnern etwa könne so "relativ zügig reagiert und die Verkehrssituation an dem bemängelten Ort objektiv erfasst werden".

Damit sind die Aubinger nicht die ersten, in Sendling-Westpark hatten die Lokalpolitiker bereits Anfang Juni die Anschaffung beschlossen, auch in anderen Gremien wuchs danach das Interesse - nicht immer an einem Kauf, bei manchen auch an einer Leihe. Das Messgerät sammelt, weitgehend unbemerkt von den Vorbeifahrenden, Daten über den fließenden Verkehr. Erfasst wird, wie viele Verkehrsteilnehmer vorbeikommen und wie schnell diese unterwegs sind. Das Kästchen notiert zudem, ob Autos, Lastwagen oder Zweiräder den Weg kreuzen. Auch der Lärmpegel am Aufstellungsstandort kann aufgezeichnet werden. Geblitzt wird von dem Seitenradargerät aber niemand, weder entstehen Fotos von den Fahrern noch werden Nummernschilder ermittelt.

"Das Schöne ist, das Gerät kostet kein Personal", begründet Antragsteller Thomas Hampel (SPD) seine Initiative. Natürlich, das "Ding" bediene sich nicht von selbst. Deshalb müsse in einem zweiten Schritt ein Konzept zur Nutzung erarbeitet werden. Auch brauche es Genehmigungen für die Standorte.

Die Kollegen begrüßen die Idee, weil, wie die Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr im Stadtteilgremium, Karin Binsteiner (Grüne), erklärt, mit den Daten "einfach Fakten geschaffen" würden. Bislang sind die Lokalpolitiker zwingend auf Informationen aus der Verwaltung angewiesen, nicht immer aber teilen sie deren Meinung. Lediglich Tanja Huber (FDP) zeigte sich "nicht ganz so glücklich mit dem Antrag". Zum einen, weil die Anschaffung "viel Verwaltungsaufwand und viel Geld" koste, bis zu 5000 Euro. Zum anderen, weil sie die Bürgervertreter nicht als "Hilfssheriffs" sieht. Außerdem befürchtet sie, dass es von Bürgeranfragen "nur so wimmeln wird", hat das Gremium das Gerät erst einmal zur Verfügung.

Fraglich bleibt allerdings, ob sich die Bürgervertreter mit dem Antrag durchsetzen. Denn laut dem Sprecher des Direktoriums, Matthias Kristlbauer, ist es einem Bezirksausschuss nicht möglich, solche Geräte selbst zu kaufen. Das Gremium könne jedoch eine städtische Leistung beantragen. Die Kommunale Verkehrsüberwachung hat bereits drei solcher "Topo-Boxen" angeschafft und stellt sie nach Bedarf auf. Damit, erläutert der Sprecher des Kreisverwaltungsreferats (KVR), Johannes Mayer, könne die Stadt "auf Bürgerbeschwerden, BA-Wünsche und eigene Wahrnehmungen reagieren, diese mit validen Daten unterfüttern und die Daten dann auch in die Einsatzplanung für die mobilen Blitzerfahrzeuge einfließen lassen". Anfang 2017 hatte das KVR noch signalisiert, keine Vorbehalte beim Einsatz solcher Geräte durch den Bezirksausschuss zu haben. Das war auch Grundlage bei den bisherigen Debatten in den Bezirksausschüssen.

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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