Tiere in der Stadt:Den Fuchs zieht es nach München

Füchse in der Stadt

Keine Scheu: Füchse verlassen den Wald und erobern die Städte, weil es da mehr zu fressen gibt.

(Foto: dpa)

Am Stadtrand mehren sich die Beschwerden: Füchse buddeln sich unter Zäunen hindurch in Gärten und terrorisieren Bewohner. Was gegen die ungebetenen Besucher hilft.

Von Ellen Draxel, Aubing

Zutraulich sind sie, sehr aktiv und kein bisschen scheu. Rotfüchse leben mitten unter uns, zwischen 3000 und 4000 Tiere gibt es in München, schätzt die Stadtverwaltung. In einer Aubinger Siedlung haben Füchse jetzt Höhlen unter einer Garagenzeile gegraben. Täglich finden Anwohner dort frischen Plastikmüll vor den Fuchsbauten.

Die Füchse holen sich Essensreste von den benachbarten Wertstoff-Inseln - oder plündern die Gärten. "Ich entferne jeden Morgen Fuchskot aus den frisch angelegten Beeten", sagt ein Nachbar. "Ans Ernten von Salat, frischen Kräutern oder Beeren ist nicht zu denken - wegen der Gefahr des Fuchsbandwurms."

Die Füchse kommen in die Stadt, weil es hier wärmer und trockener ist. Nahrung ist für die Allesfresser leicht zu finden: im Müll, in Komposthaufen, als Fallobst. Reste von Grillfesten oder Picknicks werden in Parks liegen gelassen, in Gärten warten Hunde- oder Katzenfutter auf den Zweitverwerter Fuchs, der alles frisst, was die Haustiere übriggelassen haben. "Außerdem gibt es in der Stadt jede Menge Zufluchts-Ecken", weiß Alexander Kummerow. Das können Löcher unter Lauben oder Fertiggaragen sein, Gräben unter Komposthaufen oder Verstecke unter Terrassen. An diesen Plätzen schlafen die Füchse und gebären ihre Jungen.

Welche Gefahren von den Tieren ausgehen

Kummerow ist bei der Unteren Jagdbehörde im Kreisverwaltungsreferat zuständig für Wildtiere. In den vergangenen Monaten erhielt er vermehrt Meldungen über Stadtfüchse in Großhadern, Nymphenburg und Aubing. Das Problem, sagt Kummerow, sei das Lernverhalten der Füchse. Die Tiere wissen: Wo Menschen sind, gibt es etwas zu fressen. Dadurch haben sie ihre Berührungsängste verloren. "Manche Tiere, besonders, wenn sie einmal gefüttert wurden, gehen sogar in die Wohnung und lassen sich selbst durch Klatschen oder Stampfen nicht vertreiben." Ein Anzeichen von Tollwut sei das aber nicht - dank großer Impf-Aktionen mit ausgelegten Fressködern gilt Deutschland inzwischen als nahezu tollwutfrei.

Nicht ganz unberechtigt dagegen seien Sorgen wegen des Fuchsbandwurms. Zwar ist das Risiko, durch Stadtfüchse mit den Erregern in Berührung zu kommen, laut Kummerow in etwa so gering wie jenes, vom Blitzschlag getroffen zu werden. Aber es ist existent. In 13 Jahren sind in Bayern 109 Personen mit dem Parasiten infiziert worden, zwölf sind daran gestorben. "Allerdings kann man nicht mehr nachvollziehen, wodurch die Erkrankung übertragen wurde."

Denn nicht nur Füchse, auch Hunde und Katzen, die nicht regelmäßig entwurmt werden, können Träger des Parasiten sein. Sie scheiden dann dessen Eier aus - und der Mensch steckt sich an, wenn er in Kontakt mit Fell, Speichel oder den Ausscheidungen des Vierbeiners kommt.

So können Sie ihr Zuhause fuchssicher machen

Wie aber können Münchner ihre Gärten fuchssicher machen? "Indem man einen Zaun zieht, der mindestens 1,50 Meter hoch und mit tief in der Erde verankerten Steinkanten am unteren Rand befestigt ist, um ein Durchbuddeln der Füchse zu verhindern", sagt Kummerow. Ist das nicht möglich, sollten zumindest Komposthaufen gut abgedeckt, Fallobst aufgesammelt und die Nahrung für die Haustiere nicht im Freien aufgestellt werden. "Auch Kinderspielzeug, Handschuhe oder alte Lappen, die den Spieltrieb der Füchse animieren könnten, räumt man besser nachts weg."

Vergrämen kann man Füchse mit Hausmitteln wie Hundehaaren oder Hunde-Urin, auch WC-Steine oder ätherische Öle wie Eukalyptus mögen sie nicht. Als technische Lösung sind Geräte denkbar, die Ultraschall-Impulse abgeben.

Funktioniert das alles nicht, können sich Bürger, die den Fuchs in ihrem Garten nicht länger tolerieren wollen, unter der Telefonnummer 233-446 34 an die Untere Jagdbehörde wenden. Die Stadt hat einigen Jägern die Genehmigung erteilt, die Füchse zu fangen und gegebenenfalls zu erschießen. "Die Kosten dafür muss aber der Bürger tragen", sagt Kummerow. Sie liegen in der Regel im unteren dreistelligen Bereich.

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