Süddeutsche Zeitung

Au:Strampeln mit Durchblick

Eine Lärmschutzwand mit Glas soll die Wohnungen an der Welfenstraße vom Rattern der Züge abschirmen. Daran entlang führt vom Carl-Amery-Platz eine 600 Meter lange neue Radl-Route mit Blüten und Grün

Von Johannes Korsche, Au

Momentan steht erst ein Skelett entlang der Bahngleise zwischen Regerstraße und Tassiloplatz: die sogenannten Pfostenschuhe, in die bis zum Herbst Stück für Stück die Lärmschutzwand eingesetzt wird, die die künftigen Bewohner des ehemaligen Paulaner-Areals an der Welfenstraße vor den vorbeibrausenden Zügen abschirmen soll. Entlang dieser Wand wird ein neuer, öffentlicher Rad- und Fußweg von der Regerstraße in Richtung Haidhausen führen. Wie diese etwa 600 Meter lange Strecke vom Carl-Amery-Platz ab, der neu an der Reger-, Ecke Welfenstraße entstehen wird, aussehen soll, hat Landschaftsarchitektin Regine Keller dem Bezirksausschuss vorgestellt: Geplant sind viele blühende Pflanzen und kleine Hügel neben dem Weg, wilder Wein, der an der Betonmauer rankt, und immer wieder Durchblicke auf den gegenüberliegenden Ostfriedhof. Für Keller ist es "eine Errungenschaft des Quartiers, dass öffentlich zugänglich wird, was vorher nicht zugänglich war". Die Bayerische Hausbau ist durch den Bebauungsplan dazu verpflichtet, den Weg einzurichten und trägt die Kosten, die sie allerdings nicht genauer beziffern will.

Ihren Anfang nimmt die neue Verbindung am Carl-Amery-Platz. Mit den Wohnungen, die dort momentan von der Hausbau hochgezogen werden, soll aus der derzeit etwas verlorenen Fläche an der Kreuzung Welfen- und Regerstraße ein belebter Ort entstehen.

Dafür ist ein Gastro-Betrieb im Erdgeschoss mitsamt Freischankfläche vorgesehen. Dazu sollen ein paar neugepflanzte Bäume Atmosphäre schaffen, die bisherigen Bäume müssen der neuen Rechtsabbiegespur der Regerstraße weichen. Gerade diese Baumfällungen führten zu Verwunderung bei den Lokalpolitikern. "Die Bäume dort sind schön", sagte Barbara Schaumberger (CSU). Allerdings sehe das die Verkehrsplanung vor, sagte Keller, die ohnehin lediglich für die Umsetzung der vorhandenen Planung zuständig ist.

Wer von Giesing aus in Richtung Haidhausen unterwegs ist, kann künftig von der Regerstraße direkt rechts auf den Radweg einbiegen, sagte Keller. Der Weg, den sich Radler und Fußgänger teilen werden, ist insgesamt fünf Meter breit. Am Tassiloplatz angekommen, teilt sich der Weg auf, sodass man sowohl auf den Tassiloplatz einbiegen als auch noch ein Stück entlang der Gleise fahren kann. Entlang des Weges sollen kleine Hügel und Steine Lebensräume für Tiere bieten. Darüber hinaus sollen die Wegränder "intensiv bepflanzt" werden, mit heimischen Blühstauden wie beispielsweise Wiesensalbei, Spornblume und Scharfgabe, damit auch Insekten dort Nahrung finden.

Die "sehr massive", zwischen 2,5 und 3,5 Meter hohe Lärmschutzwand soll eine gewisse Leichtigkeit erhalten, weshalb sie an mehreren Stellen mit durchsichtigen Elementen gestaltet wird. Auf etwa einem Drittel der Strecke sollen die Münchner so auf den Ostfriedhof blicken können. Damit trotzdem keine Vögel dagegen fliegen, werden die Gläser, die in den kommenden Wochen angeliefert werden, mit einem Muster bedruckt. An den Betonabschnitten ist vorgesehen, dass sich wilder und fünffingriger Wein rankt. Diese Rankenpflanzen "haben eine sehr schöne Herbstfärbung", sagte Keller. Auf Höhe des Tassiloplatzes wird sich die Lärmschutzwand mit der bestehenden Gabionenwand für wenige Meter überlappen.

Im Herbst soll alles fertig sein, von kleineren nachträglich eingesetzten Pflanzen abgesehen. Regine Keller jedenfalls hat schon eine Idee, wie der neue Weg eingeweiht werden sollte: "Ich fände toll, wenn ein Radlkorso den Weg eröffnet."

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Quelle:
SZ vom 25.05.2019
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