Süddeutsche Zeitung

Au:Recherchieren statt lernen

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24 Schülerinnen schreiben gemeinsam einen Roman und begeben sich dafür in der Au auf eine Zeitreise

Von Dirk Wagner, Au

"Nur ein einziger Strich" heißt der bei Edition Schröck-Schmidt erschienene 160-seitige Roman, den die 24 Schülerinnen der Klasse 8a der Erzbischöflichen Theresia-Gerhardinger-Mädchenrealschule München-Au in gerade mal fünf Monaten selbst geschrieben haben. Unterstützt wurden sie von der Autorin Carola Kupfer, die praktische Tipps vermittelte. Zum Beispiel, wie man vorab einen Handlungsplot festlegt. Oder wie man die darin agierenden Figuren charakterisiert. Um den Roman innerhalb eines Schuljahrs als gemeinsames Schulprojekt fertigstellen zu können, wurde er in acht Kapitel eingeteilt, die parallel von je dreiköpfigen Gruppen geschrieben wurden. Wenn dabei unterschiedliche Vorstellungen über die zu bevorzugende Darstellung aufkamen, mussten die Autorinnen sich einigen. "In dem Fall war mir aber auch bewusst: Das ist nicht mein Buch, sondern unser Buch", kommentiert die Schülerin Maya Grombach die Kompromissbereitschaft, die solches Teamwork fordert.

Die so entstandene Geschichte beschreibt die Zeitreise der Schülerin Lena, die sich plötzlich im Jahr 1845 wiederfindet. Augenblicklich erlebt sie die Au zu Lebzeiten der Nonne Maria Theresia alias Theresia Gerhardinger. Gerhardinger, die auch die Bildungschancen von Mädchen förderte, ist immerhin die Namenspatronin der Realschule. Ohne deren Biografie zu sehr in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken, reflektiert der Roman auch ihr Wirken.

Dafür mussten sich die Schülerinnen allerdings selbst erst mit der damaligen Zeit beschäftigen. Womit das, was im üblichen Schulbetrieb "lernen" genannt wird, für die Klasse 8a ein Schuljahr lang "recherchieren" hieß. Das änderte auch deren Interesse am Geschichtsunterricht, für den sich die von den Schülerinnen erdachte Protagonistin Lena - möglicherweise auch stellvertretend - gar nicht begeistern kann: "Warum soll einen auch der 20. Kreuzzug von jemandem interessieren, der schon lange tot ist?" Ebenso, wie Lena nun in ihren Zeitreisen die Geschichte lebendig erfährt, betonen rückblickend auch die Autorinnen, wie spannend sie ihre Recherchen empfanden.

Gelegentlich hätte man dafür auch mal die Lehrer gefragt, erzählen sie auf der Pressekonferenz, auf der sie in der Schulaula ihren in der Reihe "Buch macht Schule. Schule macht Buch" entstandenen Roman vorstellen. Nicht jedes Kind in München könne behaupten, in der Schule ein Buch geschrieben zu haben, heißt es in der Danksagung der Schülerinnen an die Schule und deren Förderverein, der das Projekt finanziell unterstützte. Gemeinsam mit den das Projekt begleitenden Lehrerinnen schwärmen die Schülerinnen nun davon, wie sehr dieses Gemeinschaftswerk die Klasse zu einem Team geformt habe. Ein Team, das im Übrigen nicht nur die Gemeinsamkeiten lobt, sondern auch die Unterschiede wertschätzt. Entsprechend klug formuliert es im Roman auch Sätze wie: "Sie haben Glück, dass sie sich so gut verstehen, obwohl sie so unterschiedlich sind."

Korrigiert wurden solche Sätze von den begleitenden Lehrerinnen. Wobei die Deutschlehrerin Julia Maisch gesteht, dass man den Roman fast "verschlimmbessert" hätte. Zum Glück konnte das aber wieder korrigiert werden. Der Verleger Wolfgang Schröck-Schmidt sieht ohnehin eine Stärke der in dieser Reihe erschienenen Bücher darin, dass sie tatsächlich die Sprache der Jugend nutzen. Darum tauchen in dem 160-Seiten-Werk auch Ausdrücke auf wie "Es ist mega spannend." Und mega spannend liest sich der Roman dann auch.

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Quelle:
SZ vom 26.02.2019
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