Süddeutsche Zeitung

Au/Haidhausen:Klo-Kabinen auf Zeit

Bezirksausschuss fordert Toiletten an öffentlichen Plätzen

Von Patrik Stäbler, Au/Haidhausen

In München gibt es rund 150 öffentliche Toiletten - ein nicht gerade üppiges Angebot für eine Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern und fast neun Millionen Touristen - zumindest in pandemiefreien Jahren. Einen Mangel an stillen Örtchen hat 2019 auch der Stadtrat erkannt und beschlossen, dass bis 2026 insgesamt 29 neue Toilettenhäusl errichtet werden sollen. Bislang aber ist - auch bedingt durch die Pandemie - von der Klo-Offensive noch nicht viel zu spüren. Und so fordert der Bezirksausschuss (BA) Au-Haidhausen nun mobile Toiletten auf mehreren öffentlichen Plätzen im Stadtbezirk. Auf Initiative der SPD-Fraktion hat das Gremium einen entsprechenden Antrag verabschiedet - nur mit knapper Mehrheit, da mehrere BA-Mitglieder wenig davon hielten, Orte wie den Weißenburger Platz und den Johannisplatz mit optisch zweifelhaften Kabinen-Klos zu verschandeln.

"Uns ist klar, dass Dixi-Klos kein Schmuckstück für das Stadtviertel sind", sagte Lena Sterzer (SPD). "Aber die Alternativen sind auch nicht besser." So seien zuletzt verstärkt Beschwerden über Wildbiesler beim BA eingegangen.

"In der gegenwärtigen Pandemie gewinnt der öffentliche Raum als Treffpunkt an Bedeutung", heißt es in dem Antrag. In der Folge seien an schönen Tagen sehr viele Menschen in den Grünanlagen und auf den öffentlichen Plätzen im Viertel unterwegs. Wenn dann auch noch Cafés und Restaurants wegen der Corona-Auflagen geschlossen seien, gestalte sich die Suche nach einer öffentlichen Toilette äußerst schwierig. "Die Folgen sind insbesondere für die Anwohnerinnen und Anwohner mehr als unangenehm."

Konkret fordert der BA mobile Toiletten für den Johannis- und den Bordeauxplatz, die Postwiese, den Tassilopark, die Frühlingsanlagen sowie für den Weißenburger und Wiener Platz. Die Klo-Kabinen sollten dort nicht dauerhaft stehen bleiben, betonte Lena Sterzer, "sondern nur für die Sommermonate".

Kritik an dem Vorschlag äußerte Brigitte Wolf (Linke). Zwar brauche es durchaus öffentliche Toiletten, sagte sie, "aber keine mobilen Notbehelfe - vor allem nicht am Weißenburger Platz oder am Bordeauxplatz. Ähnliche Argumente brachte Nikolaus Haeusgen (CSU) vor, der auch auf die hohen Kosten und den Personalbedarf für die Reinigung verwies. Und er betonte: "Solche provisorischen Toiletten sind nicht wünschenswert. Ich glaube, dass sie von vielen Menschen bewusst nicht aufgesucht werden - weil sie eben so sind, wie sie sind."

Dieser Kritik zum Trotz votierte letztlich eine Mehrheit von 13 zu 10 Stimmen für den Antrag. Dessen Erfolgsaussichten bewertete Christian Werner (FDP) jedoch als gering: "Man kann so einen Antrag stellen. Aber im Moment wird da sicher nicht viel passieren."

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Quelle:
SZ vom 28.05.2021
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